Mega-Staatsbesuch

Wie Österreich das große China erobern will

Österreich
06.04.2018 05:56

Nach dem Vierteljahrhundert versäumter China- und Asien-Politik sowie hartnäckiger Handelsbilanzdefizite tritt Österreichs Führung am Freitag mit geballter Kraft den „größten Staatsbesuch aller Zeiten“ an.

Bundespräsident Van der Bellen reist für eine Woche an der Spitze einer 250 Köpfe umfassenden Rot-weiß-rot-Delegation ab. Bundeskanzler Sebastian Kurz folgt einen Tag später. Während der Doppel-Abwesenheit der Staatsspitze übernimmt FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache die Republik.

Alexander Van der Bellen und Sebastian Kurz (Bild: AFP)
Alexander Van der Bellen und Sebastian Kurz

Militärischer Empfang durch Staatschef Xi Jinping
Der offizielle Teil des Staatsbesuches beginnt am Sonntag mit dem militärischen Empfang durch Staatschef Xi Jinping und endet am Freitag im Panda-Reservat in Sichuan. In der aufstrebenden Provinzmetropole Chengdu eröffnet Österreich ein zusätzliches Konsulat in China.

Kanzler Kurz trifft Chinas Internet-König
Bundeskanzler Kurz plant zusätzlich zu den offiziellen Staatsbesuchsterminen Treffen mit Wirtschaftsführern, unter ihnen der „chinesische Bill Gates“ Jack Ma, sowie mit dem Erzbischof von Peking. Auf dem Wirtschaftsforum „Boao“ hat Kurz eine Begegnung mit dem Regierungschef von Singapur, Lee Hsien Long, vereinbart.

Jack Ma ist der Gründer des chinesischen Amazon-Rivalen Alibaba. (Bild: AP)
Jack Ma ist der Gründer des chinesischen Amazon-Rivalen Alibaba.

Vorbereitete Verträge um 1,5 Milliarden Euro
Während dieser österreichischen China-Woche werden politische, wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Kontakte geknüpft und vorbereitete Verträge im Umfang von 1,5 Milliarden Euro unterzeichnet.

Die Reiseroute des Staatsbesuchs in China (Bild: APA)
Die Reiseroute des Staatsbesuchs in China

Peking-Olympia 2022 Chance für Wirtschaft
Österreichs Wirtschaft hat zum Beispiel die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking im Visier. Dazu wird eine gemeinsame Wintersport-Plattform gegründet, von Training von Skilehrern bis zu Unfallversorgungssystemen. In China läuft nichts, ohne dass überall Staat und Regierung ihre Hand im Spiel haben. Politiker werden daher als „Türöffner“ benötigt.

Von Peking reist die Staatsbesuchsdelegation weiter auf die Insel Hainan zum chinesischen Gegenstück des Weltwirtschaftsforums in Davos, aber mit Schwerpunkt Asien. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs werden dort erwartet. Staatschef Xi Jinping hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen eingeladen, dort eine Rede zu halten.

Chinas Staatschef Xi Jinping auf dem Höhepunkt seiner Macht. (Bild: AFP, krone.at-Grafik)
Chinas Staatschef Xi Jinping auf dem Höhepunkt seiner Macht.

Erster ÖBB-Frachtzug auf der Seidenstraße
Auf Hainan wird die Staatsbesuchsdelegation auch einen chinesischen Hochgeschwindigkeitszug testen. Am letzten Tag des Staatsbesuchs hält sich die Delegation in der innerchinesischen Schlüsselprovinz Sichuan (82 Millionen Einwohner) auf. Dort wird als Premiere ein ÖBB-Rail-Cargo-Zug zum Warentransport über die neue Seidenstraße (die keine Straße ist, sondern ein Verkehrsnetz) auf den Weg nach Wien geschickt (Fahrtdauer etwa elf Tage).

Wirtschaftskammer-Wien-Chef Walter Ruck (links) und ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä präsentieren die Seidenstraße. (Bild: WKW)
Wirtschaftskammer-Wien-Chef Walter Ruck (links) und ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä präsentieren die Seidenstraße.

Laut Chinas Botschafter in Österreich, Li Xiaosi, fällt der Staatsbesuch in eine „Zeit historischer Weichenstellungen“.

Kurt Seinitz, Kronen Zeitung

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