Halter angegriffen

Tödliche Attacke: „Chico“ lebte in Metallkäfig

Ausland
06.04.2018 18:19

Nach der tödlichen Hundeattacke in Hannover kommen nun immer mehr Details ans Tageslicht. Das Obduktionsergebnis brachte endgültige Gewissheit: Staffordshire-Terrier „Chico“ verletzte seine Halter,  Lezime K. (52) und ihren kleinwüchsigen Sohn Liridon K. (27) tödlich. Der Hund war acht Jahre lang friedlich, allerdings hatte der Tierschutzverein zweimal Kontrollen durchgeführt, nachdem die Nachbarn wegen Vernachlässigung des Hundes Alarm geschlagen hatten. So soll Liridon K. den Hund in einem Metallkäfig in seinem Zimmer gehalten und so gut wie nie ausgeführt haben.

Am Dienstagabend waren die Leichen der gehbehinderten Frau und ihres Sohnes in der Wohnung in Hannover gefunden worden. „Chico“ musste von den Einsatzkräften eingefangen werden. Die Obduktion brachte nun Gewissheit: Der Hund hat seine Halter angegriffen und tödlich verletzt. Lezime und Liridon K. sind verblutet, berichtet die „Bild“. Der Staffordshire-Terrier wurde ins Tierheim gebracht. „Er ist zurzeit friedlich, eher ängstlich-apathisch und scheint die Welt nicht zu verstehen“, wird Tierheim-Chef Carsten Frey zitiert.

Hund als Schutz vor Ex-Mann
Lezime K. hatte sich den Hund vor acht Jahren als Wachhund angeschafft, nachdem sie 2005 von ihrem gewalttätigen Ex-Mann mit einem Beil attackiert worden war und seitdem Angst hatte.  K. überlebte knapp, blieb halbseitig gelähmt und war seitdem auf den Rollstuhl und Pflege angewiesen. Ihr Ex-Mann wurde später festgenommen und im Dezember 2005 wegen versuchten Totschlags zu zehn Jahren Haft verurteilt, wovon er aber nur zwei Drittel verbüßte.

Mutter und Sohn wurden tot in der Wohnung gefunden. (Bild: APA/dpa/Peter Steffen)
Mutter und Sohn wurden tot in der Wohnung gefunden.

Als er entlassen wurde, schaffte sich Lezime K. „Chico“ als Wachhund an. Doch laut den Nachbarn waren die Mutter und ihr Sohn mit dem Hund heillos überfordert. „Beim Gassi gehen war es eher so, dass der Hund mit dem Sohn ging, als umgekehrt. Er konnte ihn kaum festhalten“, schildert ein Anwohner. Die meiste Zeit seines Lebens soll „Chico“ in einem Metallkäfig im Zimmer von Liridon K. verbracht haben.

Hund war dem Tierschutzverein bekannt
Mittlerweile scheint das Schicksal des Tieres besiegelt. „Der Hund wird definitiv zeitnah eingeschläfert“, sagte der Sprecher der Stadt Hannover, Udo Möller, am Freitag. Wie es zu dem tödlichen Vorfall kam, wird wohl nie restlos geklärt werden. Allerdings hatten die Nachbarn mehrfach die Behörden wegen des Hundes alarmiert. Wie am Freitag bekannt wurde, hatte der örtliche Tierschutzverein 2014 und 2016 Hinweise auf eine Vernachlässigung des Hundes erhalten und die Familie zwei Mal in dem Mehrfamilienhaus besucht.

„Der Hund zeigte damals keine Anzeichen von Vernachlässigung“, sagte der Geschäftsführer des Tierschutzvereins Hannover, Heiko Schwarzfeld, der Deutschen Presse-Agentur. Beim Besuch der Tierschutz-Inspektorin habe er zwar gebellt und sei weggesperrt worden, aber das sei nicht ungewöhnlich. Bereits im Jahr 2011 war „Chico“ zum ersten Mal den Behörden aufgefallen. Nach einem Hinweis des Amtsgerichtes hätte das Tier damals begutachtet werden müssen, was aber unterblieben sei, teilte die Stadt am Freitag mit.

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