Angst vor großem Krieg

Syrien-Wahnsinn: Erste US-Raketen auf Damaskus!

Ausland
14.04.2018 08:37

In der Nacht auf Samstag hat US-Präsident Donald Trump seinen Worten erste Taten folgen lassen: Er erklärte in einer Rede an die Nation, die USA, Großbritannien und Frankreich hätten mit Militärschlägen gegen Syrien begonnen. Drei Ziele wurden angegriffen (siehe auch Video oben), mehrere Soldaten und auch Zivilisten verletzt. Russland schäumt vor Wut und drohte umgehend mit „Konsequenzen“. Die Angst vor dem ganz großen Krieg ist berechtigt.

(Bild: AP, AFP, krone.at-Grafik)

Wenige Stunden nachdem die ersten Marschflugkörper in der Hauptstadt Damaskus sowie in Homs einschlugen, meldete das Pentagon, dass die Angriffe „vorerst beendet“ seien. Es habe sich um Präzisionsschläge gegen die Infrastruktur der chemischen Waffenproduktion Syriens gehandelt. Laut Beobachtern seien mehrere militärische und Forschungseinrichtungen sowie eine Lagerstätte für den Kampfstoff Sarin attackiert worden. Das deckt sich mit offiziellen Berichten aus Washington, London und Paris. 

Der Himmel über Damaskus, im Hintergrund Rauchwolken nach den Luftschlägen (Bild: AP)
Der Himmel über Damaskus, im Hintergrund Rauchwolken nach den Luftschlägen
Ein französisches Kampfflugzeug, das an den Luftschlägen gegen das Assad-Regime beteiligt war (Bild: AFP)
Ein französisches Kampfflugzeug, das an den Luftschlägen gegen das Assad-Regime beteiligt war
Ein an den Angriffen beteiligtes britisches Kampfflugzeug (Bild: AP)
Ein an den Angriffen beteiligtes britisches Kampfflugzeug

AFP-Reporter berichteten von mehreren schweren Explosionen bei Damaskus. Nach Angaben der syrischen Armee seien 110 Raketen „vom Meer und aus der Luft“ von den Westmächten abgefeuert worden - die meisten habe man abgefangen. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete, das Land bekämpfe die „amerikanisch-britisch-französische Aggression“ mittels Luftabwehr.

Video: Explosionen in Damaskus

Angegriffene Militärbasen „dank Russland“ bereits seit Tagen evakuiert
Dass nur wenige Verletzte zu beklagen sind, ist dem Umstand zu verdanken, dass die angegriffenen syrischen Militärbasen „dank einer Warnung Russlands“ bereits vor Tagen evakuiert worden seien, sagte ein hochrangiger Vertrauter des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad am Samstag. Derzeit schätze die Regierung die Schäden ab.

Rauchschwaden sind in Damaskus nach Luftschlägen der USA, Großbritanniens und Frankreichs zu sehen. (Bild: AP)
Rauchschwaden sind in Damaskus nach Luftschlägen der USA, Großbritanniens und Frankreichs zu sehen.
Rauchsäulen nach Luftschlägen der USA, Großbritanniens und Frankreich in Syrien (Bild: AP)
Rauchsäulen nach Luftschlägen der USA, Großbritanniens und Frankreich in Syrien
Ein britisches Kampfflugzeug, das an den Luftschlägen gegen das Assad-Regime beteiligt war (Bild: AP)
Ein britisches Kampfflugzeug, das an den Luftschlägen gegen das Assad-Regime beteiligt war

„Derzeit keine weiteren Angriffe geplant“
Nach Angaben des Pentagon wurden die Luftangriffe nach kurzer Zeit „vorerst beendet“. „Die Welle der Luftangriffe ist vorbei“, sagte US-Generalstabschef Joseph Dunford. US-Verteidigungsminister Jim Mattis sagte, „derzeit“ seien keine weiteren Angriffe geplant. Präsident Trump hatte in seiner Rede gemeint, die USA und ihre Verbündeten wollten „diese Antwort aufrechterhalten“, bis die syrische Regierung den Einsatz von Chemiewaffen beende. Er bezeichnete die Attacken als „starke Abschreckung“, ebenso wie die britische Premierministern Theresa May und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.

(Bild: AP)

Trump: „Nicht die Taten eines Menschen, sondern eines Monsters“
Die mit Assad verbündete russische Regierung reagierte wütend und drohte dem Westen erneut mit „Konsequenzen“. Das Außenministerium in Moskau erklärte, die westlichen Angriffe kämen zu einem Zeitpunkt, an dem Syrien gerade eine „Chance auf eine friedliche Zukunft“ gehabt habe. Trump appellierte an Russland und den Iran, ihre militärische Unterstützung für Assad aufzugeben. „Welche Art von Nation will mit dem Massenmord an unschuldigen Männern, Frauen und Kindern in Verbindung gebracht werden?“ fragte er. Assad sei kein Mensch, sondern „ein Monster“.

Krieg dauert bereits sieben Jahre an
Die Gewalt in Syrien hält nun bereits seit sieben Jahren an: In der ersten Hälfte des Jahres 2011 war im Rahmen des sogennanten Arabischen Frühlings gegen Machthaber Bashar al-Assad und seine Regierung protestiert worden. Das Regime setzte die Armee gegen die Demonstranten ein. Das war der Beginn der bewaffneten Auseinandersetzung. Hunderte Menschen kamen bereits in den ersten Monaten ums Leben.

Video: Sieben Jahre Syrien-Krieg kostete bisher 354.000 Menschenleben

Religion spielt große Rolle
Mitte 2011 organisierte sich die Freie Syrische Armee (FSA) und setzte sich gegen die Regierungstruppen zur Wehr. Immer mehr Soldaten liefen von der regulären Armee zur FSA über und vertrieben Assads Truppen. In diesen Gebieten bildete sich ein Machtvakuum, das sich zahlreiche Rebellentruppen zunutze machen wollten. Immer mehr Gruppierungen beteiligten sich am Bürgerkrieg in Syrien. Die Motive dafür waren ganz verschieden. Eine große Rolle spielt jedoch der anhaltende Konflikt zwischen schiitischen und sunnitischen Moslems.

Im Laufe der Zeit griffen auch immer mehr Länder in den Konflikt ein. Neben der finanziellen Unterstützung für manche Gruppierungen gab es auch offizielle Interventionen. Rund um die USA formierte sich 2014 eine westliche Allianz, die die Terrormiliz Islamischer Staat aus der Luft bekämpfte. 2015 begann Russland die syrischen Regierungstruppen mit Luftwaffeneinsätzen zu unterstützen.

Russland unterstützt Assad im Syrien-Krieg. (Bild: AFP)
Russland unterstützt Assad im Syrien-Krieg.

Bereits mehr als 354.000 Todesopfer
Die Zahl der Todesopfer lässt sich nicht sicher feststellen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschrechte schätzte sie im März 2018 auf mehr als 354.000. Die Zahl der Verletzten dürfte bei weit über zwei Millionen liegen.

Bilder des Grauens aus Ost-Ghouta (Bild: AFP)
Bilder des Grauens aus Ost-Ghouta
Die völlig zerstörte Stadt Harasta in Ost-Ghouta (Bild: APA/AFP/STRINGER)
Die völlig zerstörte Stadt Harasta in Ost-Ghouta
(Bild: AFP)
(Bild: APA/AFP/STRINGER)
(Bild: AP)
Ein internationaler Hilfskonvoi in Ost-Ghouta (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Ein internationaler Hilfskonvoi in Ost-Ghouta
Ein türkischer Panzer in Syrien (Bild: AP)
Ein türkischer Panzer in Syrien

Für besonderses Entsetzen sorgten mutmaßliche Giftgasangriffe der syrischen Armee, die sich auch gegen Zivilisten gerichtet haben dürften. Bilder von weinenden und toten Kindern gingen um die Welt.

Videos wie dieses von angeblich bei einem Giftgasangriff verletzten Kindern schockieren die Welt:

Eine von zahlreichen Giftgasopfer-Aufnahmen, die von der Hilfsorganisation Weißhelme verbreitet werden (Bild: AP)
Eine von zahlreichen Giftgasopfer-Aufnahmen, die von der Hilfsorganisation Weißhelme verbreitet werden
Ein syrisches Mädchen wird nach Luftschlägen des Assad-Regimes in eine Klinik im umkämpften Ost-Ghouta gebracht. (Bild: APA/AFP/AMER ALMOHIBANY)
Ein syrisches Mädchen wird nach Luftschlägen des Assad-Regimes in eine Klinik im umkämpften Ost-Ghouta gebracht.
(Bild: AFP/Hamza al-Ajweh, krone.at-Grafik)
(Bild: APA/EPA/PHILIPP SCHULZE)

„Mach dich bereit, Russland, denn sie werden kommen“
Wegen dieser Bilder hatten sich auch die USA wieder in den Konflikt eingebracht - zunächst aber nur verbal. „Mach dich bereit, Russland, denn sie werden kommen“, twitterte US-Präsident Trump und meinte die Raketen, die „schön und neu und smart“ seien.

Trump drohte Putin deutlich via Twitter: „Mach dich bereit, Russland, die Raketen werden kommen.“ (Bild: AP, twitter.com, krone.at-Grafik)
Trump drohte Putin deutlich via Twitter: „Mach dich bereit, Russland, die Raketen werden kommen.“

Video: Trump droht Russland: „Mach dich bereit“

Russland droht mit Vergeltung
Moskau kündigte daraufhin sofortige Vergeltungsangriffe an und ist der Meinung, der angebliche Giftgasangriff sei inszeniert, um die US-Reaktion zu provozieren. Sollte es einen US-Angriff auf syrisches Hoheitsgebiet geben, würden nicht nur die Raketen abgefangen und abgeschossen, es würden auch „die Objekte angegriffen, von denen sie abgefeuert wurden“, erklärte der russische Botschafter im Libanon, Alexander Sasypkin.

(Bild: AFP, krone.at-Grafik)

„Konstellation, wie man sie sich eigentlich besser nicht vorstellen möchte" 
„Wenn die Lage in Syrien sich tatsächlich explosiv entwickeln sollte, dann stehen einander dort die USA, Frankreich, Großbritannien, Japan, Australien, Israel und Saudi-Arabien auf der einen Seite und Syrien, Russland, der Iran, Teile des Irak und des Libanon auf der anderen Seite gegenüber. Das ist eine Konstellation, wie man sie sich eigentlich besser gar nicht vorstellen möchte“, schrieb „Krone“-Auslandsexperte Christian Hauenstein noch vor den ersten Luftschlägen.

Bashar al-Assad, Donald Trump (Bild: AFP PHOTO/SANA/HO, AFP, krone.at-Grafik)
Bashar al-Assad, Donald Trump

Der UNO-Sonderbeauftragte Staffan de Mistura sah sich zu düsteren Aussagen veranlasst: „Ich habe einen Punkt erreicht, wo ich zu ersten Mal seit vier Jahren Sorge um die internationale Sicherheit ausdrücke.“ Mehr als jemals zuvor drohen die Interessen regionaler und globaler Mächte zu „absolut verheerenden Konsequenzen“ zu führen. Er hat Angst vor dem ganz großen Krieg.

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