Freispruch aufgehoben

Zehn Jahre Haft für Serben-Nationalist Seselj

Ausland
11.04.2018 16:16

Vojislav Seselj ist am Mittwoch von einem Nachfolgegericht des im Dezember 2017 beendeten UNO-Tribunals in Den Haag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Jugoslawienkrieg in Abwesenheit zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Mit diesem Spruch wurde ein Freispruch des serbischen Ultranationalisten aus dem Jahr 2016 aufgehoben. Seselj muss aber nicht mehr zurück ins Gefängnis, da er seine Strafe bereits verbüßt hat. Das Urteil ist bereits rechtskräftig. Die Ankläger hatten im Berufungsverfahren eine 28-jährige Haftstrafe gefordert.

Neben den Kriegsverbrechen gegen die Menschlichkeit wurde vom Berufungssenat auch seine Hassrede gegen die lokale kroatische Bevölkerung in dem Vojvodina-Dorf Hrtkovci am 6. Mai 1992 erwähnt. Darauf folgten ihre Vertreibung, Aussiedlung oder Unterdrückung.

Anhänger des serbischen Nationalisten Vojislav Seselj (Bild: APA/AFP/ALEXA STANKOVIC)
Anhänger des serbischen Nationalisten Vojislav Seselj
Vojislav Seselj bei der Verbrennung der kroatischen Flagge (Bild: AFP)
Vojislav Seselj bei der Verbrennung der kroatischen Flagge

Vucic bleibt nun Ungemach erspart
Das Urteil erspart dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic eine Kraftprobe mit seinem ehemaligen politischen Ziehvater. Vucic hatte sich Aufrufen widersetzt, Seselj nach Den Haag auszuliefern. Bei einer längeren Haftstrafe, die er hätte absitzen müssen, wäre der Druck wohl noch stärker geworden.

Vucic hatte sich politisch im Jahr 2008 vom Ultranationalisten getrennt und einen proeuropäischen Kurs eingeschlagen. Nach seiner Freilassung wurde Seselj politisch wieder aktiv und ist ein scharfer Kritiker von Vucic. Der Ultranationalist sitzt für die Serbische Radikale Partei (SRS) im serbischen Parlament. Bei der Präsidentenwahl im Vorjahr landete er mit 4,5 Prozent der Stimmen auf dem fünften Platz.

Vojislav Seselj mit Anhängern in Belgrad (Bild: AP)
Vojislav Seselj mit Anhängern in Belgrad
Seselj bei einer Veranstaltung in Belgrad (Bild: AP)
Seselj bei einer Veranstaltung in Belgrad

Marathonprozess gegen Seselj begann bereits 2006
Der Ultranationalist hatte sich dem UNO-Tribunal im Februar 2003 gestellt. Im November 2014 wurde er aus Gesundheitsgründen vorläufig aus dem Tribunalsgefängnis entlassen und durfte den Abschluss des Gerichtsverfahrens auf freiem Fuß abwarten. Der Marathonprozess gegen den Ultranationalisten, der in den 1990er-Jahren eine Zeit lang auch Bündnispartner der Sozialisten von Slobodan Milosevic war, begann im November 2006 und wurde im Jänner 2010 abgeschlossen.

Seselj hatte sich wegen Kriegsverbrechen in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und der serbischen Vojvodina zu verteidigen. Vor ihm wurden bereits prominente Kriegs-Protagonisten wie Radovan KaradzicRatko Mladic und Slobodan Praljak verurteilt.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt