Veränderungen bringen Widerstände. Mit diesem nicht nur, aber sehr österreichischen Naturgesetz hat jetzt auch Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) zu kämpfen. Gegen sein Vorhaben, eigene Förderklassen für (Migranten-) Kinder mit Deutschdefiziten in den Volksschulen einzuführen, machen jetzt einige Bundesländer mobil. Ganz vorne mit dabei ist Wien.
Den Anfang beim Widerstand gegen die Deutschförderklassen hat bereits am Dienstag das Wiener Rathaus gemacht. Der nur noch 42 Tage amtierende Bürgermeister Michael Häupl und der voraussichtlich unter Häupls Nachfolger Michael Ludwig als Bildungsstadtrat weiter amtierende Jürgen Czernohorsky (alle SPÖ) haben Faßmanns Deutsch-Paket für Kinder als „sinnlos und undurchführbar“ pauschal abgelehnt. Der Plan bereite unter anderem der Verwaltung große Schwierigkeiten. Die Wiener Landesregierung hat daher einmal das rechtliche Mittel des sogenannten Konsultationsmechanismus ausgelöst.
Man kommt mit dem Geld nicht aus
Eine Folge: erneute Gespräche zwischen der Bundesregierung und den Ländern - vor allem einmal mit dem Ziel, dass die Kosten für die Deutschklassen nicht von den Ländern, sondern aus dem Bundesbudget gedeckt werden. Allerdings weiß man bereits jetzt im Wiener Rathaus, dass man mit dem Geld nicht auskommen werde. „Zaubern kann niemand“, kommentiert das der Wiener Bildungsstadtrat.
Am Mittwoch haben sich dann, wie nicht anders zu erwarten, Nachahmer gefunden: Vom Tiroler Landesschulrat war zu hören, dass man sich durch die Einführung der Deutschförderklassen in der Schulautonomie eingeschränkt fühle.
Kritik kommt auch aus Niederösterreich
Aus Niederösterreich heißt es, die Deutschförderklassen wären mit einem massiven Personalaufwand und damit deutlich erhöhten Kosten verbunden. Man erwarte sich, dass das der Bund bezahlen wird.
Der Städtebund, ein Verband, der die vielen Interessen der Gemeinden vertritt, hat ebenfalls seine Sorgen mit den Deutschklassen deponiert: Man fürchtet, dass es dafür nicht genügend Platz gibt.
Und dann wäre da noch der AHS-Verein der Direktoren und Direktorinnen: Die Schulen würden besser wissen, in welcher Form die Deutschförderung zu organisieren sei.
Bildungsminister bleibt gelassen
Von diesem Aufstand zeigt sich Bildungsminister Faßmann allerdings nur mäßig beeindruckt. Zur „Krone“ sagte Faßmann, er respektiere die Argumente der Kritiker, aber die Deutschförderklassen würden kommen, und zwar noch heuer im Herbst. Die eigenen Deutschklassen seien die beste Methode, um die Defizite bei den Kindern zu beheben. Das Ausmaß der Kritik sieht Faßmann gelassen - und nur als ein „politisches Signal gegen den Bund“.
Kronen Zeitung
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