Nach Luftangriffen
Russen verstärken jetzt Militärpräsenz in Syrien
Militärisch hat sich Russland während der Raketenangriffe der westlichen Mächte auf Syrien zurückgehalten. Präsident Wladimir Putin warnte die USA und ihre Verbündeten zwar mit durchaus scharfen Worten vor weiteren Luftangriffen auf syrische Stellungen, ein aggressiverer Kurs schien aber für den Kremlchef vorerst nicht in Betracht zu kommen. Wie aktuelle Aufnahmen aus der Türkei zeigen, baut Russland seine militärische Präsenz in dem Bürgerkriegsland aber derzeit weiter aus.
Den syrischen Machthaber Bashar al-Assad bringen Raketenangriffe zumindest offiziell nicht aus der Ruhe. Auch weil er mächtige Freunde hinter sich weiß. Die Frage ist nun: Was bedeuten die Militärschläge für die Beziehungen zwischen den USA und Russland? Zwar begann die Sorge, das mit Assad verbündete Russland könnte auf einen US-geführten Angriff militärisch antworten, bereits wieder zu verpuffen, ganz vom Tisch zu wischen ist ein möglicher Gegenschlag aber noch nicht.
Experten schätzen, dass die russische Militärpräsenz in der Region zwar in der Lage ist, begrenzten amerikanischen Raketenbeschuss abzuwehren. Schon bei stärkerem Raketenbeschuss aber könnte die russische Raketenabwehr überfordert sein. Die beiden russischen Raketenabwehrsysteme vom Typ S-400 in Syrien sind zwar technisch auf einem guten Stand, bei einem Dauerbeschuss mit 60 bis 70 amerikanischen Marschflugkörpern gehen Experten aber davon aus, dass der Schutzschirm durchlässig wird.
Russische Kapazitäten in der Region sehr begrenzt
Auch über Seestreitkräfte verfügt Russland in der Region. Von der Marinebasis im syrischen Hafen Tartus war kurz vor den westlichen Luftangriffen ein Flottenverband ausgelaufen. Dazu gehören, wie der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, Christian Mölling, gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ sagte, zwei russische Zerstörer und ein Jagd-U-Boot. Insgesamt seien die Kapazitäten der Russen in der Region aber sehr begrenzt. Ob sie ausreichen, um selbst einen Gegenschlag zu führen, ist fraglich.
Umso brisanter sind in diesem Zusammenhang die Bilder, die am Montag von der britischen „Daily Mail“ verbreitet wurden: Die Aufnahmen belegen, dass die Russen derzeit weiteres Kriegsmaterial nach Syrien transportieren. Konkret zeigen die Bilder, die am türkischen Bosporus von einem Marine-Beobachter gemacht wurden, ein russisches Landungsschiff der Alligator-Klasse.
Voll beladenes russisches Kriegsschiff auf dem Weg nach Syrien
Dem Bericht zufolge ist das Schiff derzeit auf dem Weg zur Marinebasis in Tartus - voll beladen mit Panzern, Lastwagen, Ambulanzfahrzeugen und Radaranlagen. Von ursprünglich 14 Schiffen der in der Sowjetzeit entwickelten Alligator-Klasse sind in der russischen Marine noch vier Einheiten der Klasse im aktiven Dienst, die Saratow (früher BDK-10) wurde bereits in den vergangenen Jahren als Teil der Schwarzmeerflotte eingesetzt, um in Tartus Nachschub für den russischen Militäreinsatz in Syrien anzulanden.
Neben dem Landungsschiff wurde auch ein russisches Frachtschiff mit weiterem Kriegsgerät auf dem Weg nach Syrien gesichtet. Das Schiff ist demnach ebenfalls unterwegs nach Tartus - im Auftrag des Kreml mit Hochgeschwindigkeits-Patrouillenbooten, Lastwagen, mindestens einem Bugsierboot BMK-T und Bauteilen für eine mobile Brücke beladen.
Bugsierboote werden hauptsächlich zum Manövrieren von Pontonbrücken und -fähren eingesetzt. Sie können auch zur Pionieraufklärung von Gewässern oder für die Sicherstellung bei der Überwindung von Wasserhindernissen verwendet werden.
Direkte Konfrontation mit USA höchst unwahrscheinlich
Die unmittelbare Gefahr eines russisch-amerikanischen militärischen Zusammenstoßes mag abgewendet worden sein, gebannt scheint ein solches Szenario nicht. Eine direkte militärische Konfrontation zwischen den USA und Russland wird zwar derzeit auch von Experten für höchst unwahrscheinlich gehalten, irgendeine Reaktion könnte aber noch kommen. Putin dürfte sich aber auch bewusst sein, welches Eskalationspotenzial ein Gegenschlag hat - und darauf will man zurzeit wohl eher verzichten.
Die amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley kündigte indes am Sonntag neue Wirtschaftssanktionen gegen Russland an. Finanzminister Steven Mnuchin werde die Strafmaßnahmen am Montag bekannt geben, sagte Haley in einem Interview des Senders CBS. Die Sanktionen sollen sich demnach gegen Unternehmen richten, die Produkte herstellen, die in Verbindung mit Assad oder dem Einsatz von Chemiewaffen stehen.
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