Polizei warnt:
Flüchtlinge verkaufen ihre neuen Papiere im Web
Immer mehr Flüchtlinge machen ihre deutschen Dokumente zu Geld. Im Internet floriere ein regelrechter Handel mit Identitäten, dem die Behörden bis dato machtlos gegenüberstehen, berichtet der „Spiegel“. Laut Angaben des Magazins handelt es sich vor allem um Ausweise, Bank- und Krankenkassenkarten bereits „anerkannter Asylwerber“ - zumeist von Syrern. Diese Papiere werden von anderen Syrern, die nach Deutschland wollen, gekauft.
Auf Facebook etwa treffen sich Anbieter und Abnehmer in Gruppen, die „Garagen für Rückwanderung“ oder „Syrische Verwestlichung - wir kehren zurück“ heißen. Verhandelt werde in der Regel auf Arabisch, ein Paket bestehend aus deutschen Papieren sei für rund 1000 US-Dollar (umgerechnet 800 Euro) zu haben, so Kenner der Szene. „Wer einen Reisepass zu verkaufen hat, schreibe mir bitte privat“, postete etwa ein Nutzer einer solchen Facebook-Gruppe. Wichtig sei, dass der potenzielle Käufer dem Foto im Dokument ähnlich sehe, denn sonst sei das Risiko, mit den Papieren aufzufliegen, groß.
Vor allem Syrer „verlieren“ häufig ihre Dokumente
„Insbesondere deutsche Reisedokumente werden in den sozialen Medien zum Verkauf angeboten“, zitiert der „Spiegel“ aus einer vertraulichen Analyse der deutschen Bundespolizei, die dem Magazin vorliegt. Seit Ende 2016 würden vor allem Syrer in der Türkei immer häufiger den angeblichen Verlust ihrer europäischen Flüchtlingsdokumente in Botschaften von EU-Staaten anzeigen, heißt es.
550 Fälle von illegalen Einreisen mit echten Ausweisen
Man vermute, „dass die Reisedokumente verkauft oder anderweitig weitergegeben wurden“. Vor allem in Griechenland werde mit derartigen Dokumenten gehandelt, so die Polizei. Von dort ließen sich mit den Papieren ohne weitere Grenzkontrollen Flugzeuge besteigen, die nach Stockholm, Frankfurt oder Amsterdam fliegen.
Angaben des deutschen Innenministeriums zufolge stellte die Bundespolizei im vergangenen Jahr 554 Fälle fest, in denen echte Dokumente zur unerlaubten Einreise nach Deutschland genutzt wurden. Davon stammten 100 Dokumente aus Deutschland, 99 aus Italien und 52 aus Frankreich, gefolgt von Schweden, Griechenland und Belgien.
Auch Terrorverdächtige kamen so an neue Identität
In wenigen Fällen missbrauchten demnach auch Terrorverdächtige deutsche Ausweise anderer Flüchtlinge, um nach Deutschland zu gelangen. Laut Angaben des Innenministeriums handelte es sich bei ihnen sowohl um Syrer und Iraker, die wohl terroristischen Organisationen angehört hatten, als auch um zuvor ausgereiste Dschihadisten, die in die Bundesrepublik zurückkehrten.
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