Kinder im Volksschulalter, die in Militäruniformen türkische Fahnen schwenken - ein verstörendes Bild. Dass das auch noch mitten in Wien passierte, irritiert noch mehr. Jetzt hat sich der umstrittene Trägerverein ATIB zu Wort gemeldet, der die betroffene Moschee betreibt, in der die Fotos entstanden. Man habe nach Bekanntwerden der Vorgänge in der Brigittenau, bei denen Buben in Tarnanzügen eine Schlacht aus dem Ersten Weltkrieg nachstellten, sofort Konsequenzen gezogen. Die Veranstaltung sei „auf ausdrückliche Anordnung des Dachvereins“ abgebrochen worden, hieß es seitens der ATIB-Union.
Grundsätzlich habe es sich dabei um eine Veranstaltung gehandelt, die „keineswegs dem türkischen Nationalismus und Militarismus“ dienen sollte. „Ganz im Gegenteil: Die alljährliche Gedenkfeier zur Ehrung von mehr als 300.000 gefallenen Soldaten im Jahr 1915 wird in vielen Staaten gefeiert und soll ein Mahnmal an die kriegerischen Auseinandersetzungen darstellen und für Frieden zwischen den Nationen stehen“, so die ATIB.
Der Verein verweist zudem darauf, dass auch in Australien und Neuseeland Tausende Menschen alljährlich die Landung ihrer Truppen an der Küste von Gallipoli feiern würden - was zwar korrekt ist, doch während dort am „ANZAC Day“ der gefallenen Soldaten gedacht wird, zelebriert die Türkei unter Machthaber Recep Tayyip Erdogan den Sieg ihrer Truppen im Jahr 1915 über die „Westmächte“ und verehrt die gefallenen Soldaten als „Märtyrer“. Der Vergleich erscheint also etwas gewagt ...
Veranstaltung angeblich abgebrochen
Der Moschee-Verein moniert zudem, es sei „bedauerlich, dass die Presseberichte mit keinem Wort die harte Reaktion der ATIB-Zentrale anlässlich des Vorfalls erwähnen“. Die Veranstaltung sei angeblich sofort nach Bekanntwerden noch vor ihrem geplanten Ende auf Anordnung des Dachvereines abgebrochen worden. „Gleichzeitig wurde nach einer ausführlichen Untersuchung der dafür verantwortliche Obmann des Mitgliedsvereins zum Rücktritt veranlasst", heißt es weiter. Diese „Entgleisung“ sei nicht mit der Linie von ATIB in Einklang zu bringen.
Wiener SPÖ wandte sich bereits im März an Kultusamt
Die Wiener SPÖ wies unterdessen zuvor geäußerte Kritik von ÖVP-Kanzleramtsminister Gernot Blümel zurück, der der Stadt Untätigkeit vorgeworfen hatte. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien habe sich zuletzt im März an das ÖVP-geführte Kultusamt gewandt, erklärte SPÖ-Gemeinderätin Tanja Wehsely in einer Aussendung. „Leider hat die Bundesbehörde bis heute keinerlei Schritte gesetzt, um für Aufklärung zu sorgen.“ Tatsächlich habe die Stadt schon bei Bekanntwerden der Vorfälle erste Schritte eingeleitet und die zuständigen Behörden informiert. Nun sei der Bund am Zug.
FPÖ-Klubobmann Gudenus „entsetzt“
„Entsetzt“ von den Vorgängen in der Moschee zeigte sich der geschäftsführende FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus. „Es ist nun dringendst an der Zeit, dass in Österreich lebende Kinder vor solchem Einfluss ultranationaler Türken und dem immer bedrohlicher werdenden politischen Islam geschützt werden“, sagte er.
Grüne: „Kinder sollen lernen, Frieden zu schaffen“
Kein Verständnis zeigten am Dienstagnachmittag auch der Klubmann der Wiener Grünen, David Ellensohn, sowie die Wiener grüne Integrationssprecherin Faika El-Nagashi. „Kinder in Militäruniformen geht gar nicht. Kinder und vor allem Erwachsene sollen lernen, Frieden zu schaffen, und nicht, Krieg zu führen“, so Ellensohn. Wie auch Wehsely sieht El-Nagashi das für die Kontrolle von Moscheen zuständige Kultusamt im Bundeskanzleramt gefordert, „hier endlich tätig zu werden“. Auch für die NEOS sind Kinder in Uniformen „absolut inakzeptabel“, so Wiens Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.