Nach der Zeltfesttragödie im vergangenen August im oberösterreichischen St. Johann am Walde hat die Staatsanwaltschaft Ried die Ermittlungen gegen vier Verdächtige nun eingestellt. Dem Feuerwehrkommandant, dem Bürgermeister und einem Zeltverleiher-Ehepaar konnte keine fahrlässige Gemeingefährdung nachgewiesen werden.
Ein plötzlich auftretender extremer Sturm hatte am 18. August 2017 gegen 22.30 Uhr den Großteil des Festzeltes des von der Freiwilligen Feuerwehr veranstalteten „Zeltfest Frauschereck“ in St. Johann am Walde innerhalb kürzester Zeit verwüstet. Durch herabstürzende und herumfliegende Gebäudeteile wurden zwei Menschen getötet, 28 trugen schwere und 87 weitere leichte Verletzungen davon.
Gutachten
Von der Staatsanwaltschaft eingeholte Gutachten haben ergeben, dass weder Mängel am Zelt noch bei dessen Aufbau ursächlich für die Katastrophe verantwortlich waren. Den Zeltverleihern sowie den für den Zeltaufbau Verantwortlichen konnte keine Sorgfaltswidrigkeit zur Last gelegt werden.
Sturm kam plötzlich und unvermittelt
Ein Gutachten durch die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik hat ergeben, dass der Wind „plötzlich und unvermittelt“ eingesetzt hatte und mit Geschwindigkeiten in Orkanstärke zwischen 120 und 150 km/h auf das Festzelt getroffen war. Bis 25 Minuten vor dem Auftreten der Sturmböen beim Festzelt gab es bei keinem der gängigen Wetterdienste (ORF, UBIMET, ZAMG, UWZ) Sturmwarnungen mit zu erwartenden Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 km/h.
Aktualisierte Warnung kam zu spät
Noch um 21.20 Uhr erging eine telefonische Auskunft der ZAMG an die Landeswarnzentrale Oberösterreich mit dem Hinweis, dass sich mit einer Kaltfront eine Druckwelle formiere, diese etwa in einer Stunde unter anderem im Innviertel eintreffen werde und Windspitzen (Zwei-Sekunden-Böen) von 80 bis 100 km/h auftreten können. Diese Warnung wurde um 22.05 Uhr telefonisch bei der Landeswarnzentrale Oberösterreich mit erwarteten Windspitzen von 110 bis 120 km/h und einem Eintreffen in 20 bis 30 Minuten aktualisiert. Allerdings wurde die Warnung dem Feuerwehrkommandanten erst um 22.38 Uhr - also nach der Verwüstung des Zeltes - übermittelt.
Die Feuerwehr hatte bereits kurz nach der Katastrophe „höhere Gewalt“ geortet. Der 2000-Einwohner-Ort stand unter Schock.
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