Mehr als 50 Menschen sind Freitagfrüh bei einem Verschubunfall am Salzburger Hauptbahnhof verletzt worden - ein Opfer sogar schwer! Eine Rangierlok hätte fahrplanmäßig Waggons des Nachtzugs aus Venedig mit sechs Waggons des Nightjets aus Zürich zusammenhängen sollen. „Dabei fuhr der Teil mit der Lokomotive auf die stehenden Waggons auf“, sagte ÖBB-Sprecher Robert Mosser. Der Aufprall war so heftig, dass Reisende herumgeschleudert bzw. durch herunterfallende Gegenstände getroffen wurden.
Der Großteil der Fahrgäste dürfte beim Aufprall noch geschlafen haben. Die Verletzungen sollen hauptsächlich durch herunterfallende Gegenstände verursacht worden sein. In den insgesamt 13 Schlaf- und Liegewagen sowie Sitzwaggons befanden sich rund 240 Fahrgäste. „Wir hatten dabei in beiden Zugteilen Verletzte zu verzeichnen“, sagte Mosser. 53 Passagiere wurden vom Roten Kreuz versorgt und in die umliegenden Krankenhäuser gebracht. Auch die Lokführerin (41) musste medizinisch betreut werden. Anschließend wurden die Unfallopfer zu etwa gleichen Teilen auf das Unfallkrankenhaus und das Uniklinikum Salzburg aufgeteilt.
Frau erlitt Milzriss
Bei einer Frau stellten sich die Verletzungen als schwerer heraus, als zunächst vermutet wurde: Sie musste nach Rippenbrüchen und einem Milzriss am Vormittag operiert werden, wie Udo Berger, stellvertretender Ärztlicher Leiter am UKH, sagte. „Alle anderen Patienten, die zu uns gebracht wurden, konnten ambulant behandelt werden“, so Berger. „Hauptsächlich mussten Kopfverletzungen mit Platzwunden, verschiedene Prellungen und eine Sprunggelenksverletzung versorgt werden“, erklärte auch Jürgen Koehler, der Ärztliche Direktor des Uniklinikums Salzburg.
Defekt oder menschliches Versagen?
Augenzeugen zufolge soll die Verschublok beim Aufprall mit rund 25 km/h unterwegs gewesen sein, was Mosser aber noch nicht bestätigen konnte. „Über die Unfallursache können wir derzeit noch keine Angaben machen.“ Wie Polizeisprecher Michael Rausch sagte, haben die Zugunfallkommission des Verkehrsministeriums und das Landeskriminalamt bereits die Ermittlungen aufgenommen. Sie sollen klären, ob ein Defekt oder menschliches Versagen vorliegt.
„Die beiden Personenzüge sind mittlerweile von den Behörden freigegeben worden“, sagte ÖBB-Sprecher Robert Mosser am Vormittag. Die Waggons sollen nun in den nächsten Stunden abtransportiert und die Gleise auf etwaige Schäden kontrolliert werden.
Hotline eingerichtet
Von den ÖBB wurden zwei Hotlines für Angehörige verletzter Personen eingerichtet. Die Hotline im Landeskrankenhaus ist unter der Nummer 0572550, die Hotline im Unfallkrankenhaus unter der Nummer 059393/44000 erreichbar. Man habe den Passagieren bei der Heim- und Weiterreise Unterstützung angeboten und werde mit jedem einzelnen Fahrgast Kontakt aufnehmen, sagte Mosser.
Gepäck wird aufbewahrt
Nach dem Unfall im Zug zurückgebliebenes Reisegepäck wurde von ÖBB-Mitarbeitern aus den Waggons gebracht und für die Verletzten aufbewahrt. „Wir haben jenen Personen, die nach der Behandlung im Krankenhaus wieder zum Bahnhof gekommen sind, auch ein Taxi angeboten.“ Die unverletzten Fahrgäste wurden nach dem Unfall mit zwei planmäßigen Zügen weiter Richtung Wien gebracht. Durch den Vorfall kam es im übrigen Zugverkehr zu keinen Einschränkungen. Der Sachschaden sei laut Mosser momentan noch nicht abschätzbar.
Der Unfall sorgte für ein Großaufgebot der Einsatzkräfte: Während die Polizei Absperr- und Sicherungsmaßnahmen durchführte, standen die Berufs- und die Freiwillige Feuerwehr mit insgesamt zehn Fahrzeugen und 40 Mann im Einsatz. Die medizinische Versorgung erfolgte durch das Rote Kreuz, das mit elf Fahrzeugen, 25 Sanitätern und einem Notarztteam vor Ort war.
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