Auf der Insel Borneo haben österreichische Forscher eine neue Ameisen-Art entdeckt, die ihre Kolonie mit einem einzigartigen Abwehrverhalten zu schützen vermag. Werden die Tiere von anderen Insekten bedroht, explodieren sie und spritzen dabei ihre Fressfeinde mit einer gelben giftigen Flüssigkeit voll, weshalb sie den treffenden Namen Colobopsis explodens erhielt.
Bisher wurden nur wenige Arten dieser Colobopsis cylindrica (Cocy) genannten Gruppe beschrieben, die Bäume in südostasiatischen Regenwäldern bewohnen, berichtet Alice Laciny vom Naturhistorischen Museum (NHM) Wien, die zu einem Team von Botanikern, Mikrobiologen und Chemikern gehört, die seit 2014 diese Ameisen untersucht.
Ziel des Projekts sei es, ein umfassendes Bild der Cocy-Gruppe zu bekommen, also neue Arten zu beschreiben und ihre Ökologie, ihr Verhalten, die chemische Zusammensetzung des Abwehrsekrets sowie die Gemeinschaft von Bakterien und Pilzen (Mikrobiom), die ihren Lebensraum besiedeln, zu entschlüsseln, so die NHM-Forscherin.
Explodierende Ameisen sind sehr selten
Den Mechanismus der Selbstaufopferung (auch als Autothysis bezeichnet) in einem tierischen Sozialstaat kennt man auch von Termiten, auch das Verhalten von Bienen, die mit einem Stich bewusst ihr Leben aufs Spiel setzen, zählt dazu. Explodierende Ameisen sind sehr selten, Colobopsis explodens ist die erste Art, die seit 1935 entdeckt wurde.
Bei der neu beschriebenen Art Colobopsis explodens können Arbeiterinnen bei einem Angriff ihre Körperwand aktiv aufreißen und leuchtend gelbes Sekret aus vergrößerten Drüsen auf den Feind spritzen. Diese lassen sich davon abschrecken oder sterben daran. „Wir haben recht oft gesehen, dass deutlich größere räuberische Ameisen das Sekret auf den Kopf bekommen und innerhalb von Sekunden tot umfallen - da dürften einige potente Substanzen enthalten sein“, sagte Laciny.
Die Zusammensetzung des Drüsensekrets wird derzeit entschlüsselt. Man wisse bereits, dass es klebrige, giftige und antimikrobielle Komponenten enthalte und daher nicht nur der Abwehr dienen könnte. Klar sei, dass ausschließlich die Arbeiterinnen dieser Art das beschreibene Verhalten an den Tag legen, berichtet die Wissenschaftlerin.
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