Die Aufregung um Kriegsspiele mit Kindern in einer Wiener Moschee und der Skandal um Hassbotschaften im Netz hat sich noch nicht gelegt, da kündigt sich bereits der nächste Eklat an: So zeigen Fotos, die im Web veröffentlicht waren, Kinder, die indoktriniert von nationalistischen türkischen Vereinen, etwa den rechtsradikalen „Grauen Wölfen“, den faschistischen Wolfsgruß präsentieren. Und das ist bei Weitem kein Einzelfall …
Die Wiener Stadtzeitung „Falter“ hat recherchiert und zahlreiche Belege für die Beeinflussung von Kindern durch rechtsextreme türkische Vereine gesammelt. Im Internet bzw. den sozialen Medien fanden sich zahlreiche Fotos, die Kinder und Kindergruppen beim Wolfsgruß zeigen.
Feindbilder: Kurden, Kommunisten, Juden
Dabei handelt es sich um das faschistische Erkennungszeichen der sogenannten Grauen Wölfe. Deren Mitglieder bilden eine rechtsextreme Bewegung in der Türkei und träumen von einem großen Reich. Die Feindbilder: Kurden, Kommunisten, Juden. Besonders nahe steht ihnen die Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP).
Aber die „Grauen Wölfe“ gibt es nicht nur in ihrer Heimat. Der österreichische Ableger heißte Türkische Föderation. Ihm sind Kultur- und Sportvereine ebenso angeschlossen wie gut 30 Moscheevereine! Ein großes Zentrum befindet sich in der Wiener Donaustadt. Dadurch besitzt die Organisation auch großen Einfluss in der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ).
„Zu hundert Prozent aus der Türkei gesteuert“
Aber nicht nur in Wien sind die „Grauen Wölfe“ aktiv, auch in Salzburg, Innsbruck, Linz und Vorarlberg finden sich Ableger. Und immer wieder finden sich in den Postings der Bewegung Fotos von Kindern, etwa vor der Wolfsflagge und mit dem typischen Handzeichen - kleiner Finger und Zeigefinger abgespreizt, wie die Ohren eines Wolfskopfes.
Für viele Vereine sei die Indoktrinierung der Kinder und Jugendlichen „eine wichtige Aufgabe“, zitiert der „Falter“ den Publizisten Thomas Rammerstorfer. Und: Das alles ist „zu hundert Prozent aus der Türkei gesteuert“, weiß der Experte. ATIB, Türkische Föderation und Co. wollten, dass im Ausland lebende Türken auch „Türken bleiben“.
ATIB-Verbot angedacht
Der IGGÖ sieht in diesen Tendenzen stets lieber die Ausnahme denn die Regel. Ebenso wie bei den Kriegspielen in der Moschee. Inzwischen wurde zwar jener Imam, der das Treiben zugelassen hatte, suspendiert - dennoch: Organisationen wie ATIB und Türkische Föderation wirkten bisher großteils unbehelligt. Seitens der Politik werde nun aber zumindest ein Verbot von ATIB geprüft, schreibt der „Falter“. Sollte das klappen, müsse aber auch Vorsorge getroffen werden, dass nicht andere radikale Vereine, wie etwa die Bewegung Milli Görüs, deren Platz, Anhänger und Moscheen übernehmen.
Türkischer Wahlkampf in Österreich fehl am Platz
Die jüngsten Attacken des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan auf die Bundesregierung punkto Wahlkampfauftritte in Österreich trägt dabei nicht unbedingt zur Beruhigung der Lage bei. Einmal mehr demonstrierten ÖVP und FPÖ in dieser Causa Einigkeit und Härte. Keinen Millimeter werde man nachgeben - Erdogan, oder zumindest einer seiner Wahlkampfauftritte, sei in Österreich fehl am Platz, hieß es.
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