32 Jahre lang saß Alfred U. bereits in Haft. Jetzt tötete er eine Frau. In Verhören sagt er, dass er immer nur nach Liebe gesucht hat. Und deshalb Böses tun musste.
„Ich bin kein schlechter Mensch“, jammert Alfred U. jetzt in Verhören: „Ich wollte doch immer nur, dass mich die Frauen lieben. Aber sie behandelten mich nie gut …“ Der 63-Jährige ist geständig, am 28. März in seiner Wohnung in Wien-Brigittenau eine „Zufallsbekanntschaft vom Westbahnhof“ getötet zu haben: „Sicherlich nicht mit Vorsatz, es war eine Art Unfall.“
„Ich konnte ihre Schreie nicht ertragen“
Betrunken seien er und seine Begleitung - „ich glaube, sie stammte aus Ungarn oder der Slowakei, ich weiß leider ihren Namen nicht“ - gewesen, „als wir am späten Abend zu mir nach Hause kamen und uns auf meine Couch setzten“. Und dann? „Bat ich sie darum, ein bisschen zärtlich zu mir zu sein, mich zu küssen und zu streicheln. Sie lehnte das ab. Ich griff ihr auf den Busen, da fing sie plötzlich zu schreien an. Ich konnte diese Schreie nicht ertragen, und um sie zum Verstummen zu bringen, hab ich sie gewürgt.“ Bis sie sich nicht mehr bewegte.
In der Folge schleppte Alfred U. das Opfer ins Badezimmer, legte es in die Wanne. Zersägte es, zerkleinerte dann noch die Eingeweide und lagerte sie in seinem Tiefkühlfach ein. Die restlichen Leichenteile verpackte er in Müllsäcke und Plastikkisten - und brachte diese „in mehreren Tranchen“ mit seinem alten Mercedes nach Rust im Burgenland, wo er eine Schilfhütte besitzt.
„Letztlich verfrachtete ich die Körperstücke in mein Elektroboot und fuhr damit raus auf den Neusiedler See, um sie zu versenken.“ Alfred U. dachte, „die Sache“ sei damit für ihn „erledigt“ - bis er Mitte April in einer Zeitung von dem „Horror-Fund in der Bucht“ las: „Seitdem rechnete ich mit einer Verhaftung.“
Der Täter: 32 Jahre hat er bereits in Gefängnissen verbracht. Eine Tat aus 1984 - er hatte einen Nebenbuhler mit einer Eisenstange schwer verletzt, seine Freundin vergewaltigt und ihr eine Brustwarze abgebissen - bezeichnet er bis heute als „verständliche Reaktion auf einen schlimmen Verrat“. Fakt ist: Wenige Monate nach Verbüßung seiner Strafe fand er 1993 abermals ein Opfer. Weil er sich von seiner neuen Partnerin „finanziell ausgenommen und zu wenig fürsorglich betreut fühlte“, missbrauchte und misshandelte er sie aufs Brutalste. Bei seinem zweiten Prozess wurde er dann für seelisch schwer gestört erklärt und kam in den Maßnahmenvollzug.
Gutachter hielten ihn einst für sadistisch
Im Oktober 2016 wurde er in die Freiheit entlassen, weil ihn zwei Psychiater für ungefährlich erklärten. Wie verlief sein Dasein seitdem? „Ich versuchte, mich anzupassen.“ Er suchte Kontakt zu seinem Sohn aus einer Beziehung in der Jugendzeit, „er lehnte mich nicht - wie meine Tochter- ab. Ich durfte sogar Ausflüge mit seinen kleinen Kindern machen.“ Halbtags arbeitete U. in einer Layout-Firma.
Anwältin: „Mein Klient wurde in der Haft nicht ausreichend therapiert“
Er hatte auch wieder eine Freundin: „Aber als ich im März wegen meiner Diabetes-Krankheit für längere Zeit im Spital war, ließ sie fremde Menschen in meiner Wohnung schlafen. Weswegen ich mit ihr Schluss machte. Obwohl ich sie noch liebte.“ Und „nur zur Ablenkung“ habe er sich am 28. März „mit dieser fremden Frau“ - seinem späteren Opfer - „eingelassen“. „Mein Klient wurde offenkundig in der Haft nicht ausreichend therapiert. Zu hinterfragen ist zudem, warum zwei Psychiater dennoch seine Freilassung befürworteten“, sagt Astrid Wagner, die Anwältin des Täters.
„Meine Karten waren einfach nicht gut, von Kindheit an“
Mehrere Gutachter attestierten dem Mann einst eine massive Persönlichkeitsstörung mit narzisstischen und sadistischen Tendenzen sowie völlige Empathielosigkeit. Herr U. - wissen Sie, dass Sie geistig abnorm sind? „Meine Karten waren einfach nicht gut, von Kindheit an.“ Bei seinen Großeltern sei er aufgewachsen, im Burgenland, „weil mein Vater und meine Mutter - sie besaßen eine kleine Druckerei - kaum Zeit für mich hatten. Erst mit zehn durfte ich zu ihnen nach Wien übersiedeln. Aber in die Arme haben sie mich auch dann nie genommen.“
„Bin froh, wieder im Gefängnis zu sein“
Nach der Pflichtschule lernte er in ihrem Betrieb den Beruf des Setzers, ging einige Partnerschaften ein, sie dauerten jedoch nie lange, „weil die Frauen allesamt gefühlskalt gewesen sind“. Alfred U. ist nun im Landesgericht Eisenstadt in U-Haft. Dass er vermutlich sein ganzes restliches Leben hinter Gittern verbringen wird, scheint ihm nichts auszumachen: „Denn in Wahrheit war ich im Gefängnis glücklicher als draußen.“
Martina Prewein, Kronen Zeitung
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