Bergrennen Landshaag

Vollgas auf der Landstraße: Biker‘s (Alb-)Traum!

Motor
01.05.2018 09:05

„Du bist ja verrückt“, sagen mir sogar Rennfahrerfreunde. „So was würde ich nie mitfahren, viel zu gefährlich!“ Und, ganz ehrlich: Mir geht der A… ziemlich auf Grundeis. Mein erstes Motorradrennen, und dann gleich ein Bergrennen! Aber meine Abenteuerlust war schon in dem Moment geweckt, als KTM mich gefragt hat, ob ich beim traditionellen Event Landshaag-St. Martin ein „Team Kronen Zeitung“ in die „KTM 790 Duke Battle“ führen will. Und dann gab es kein Zurück mehr.

(Bild: kmm)

Eigentlich ist es der Traum jedes flotten Motorradfahrers: einmal voll Stoff über eine kurvige Landstraße brettern, mit über 200 Sachen, ohne dass Gegenverkehr oder die Exekutive als Damoklesschwert über einem schwebt. Doch dort liegt auch die Gefahr: Eine öffentliche Straße hat - auch wenn sie abgesperrt ist und Hausecken, Bäume etc. mit Strohballen abgesichert werden - keine Auslaufzonen, wie sie auf Rennstrecken für Sicherheit sorgen. Das heißt: Wer stürzt, kann davon ausgehen, dass er irgendwo einschlägt.

Dazu kommt: Während man am Ring Runde um Runde fährt, den Kurs „lernt“ und sich die Ideallinie zurechtlegt, bis man sie im Schlaf kann, spielt‘s das bei einem Bergrennen nicht. In Landshaag gibt es am Samstag zwei Trainingsfahrten auf der 3620 Meter langen Strecke, am Sonntagvormittag eine weitere - dann starten am Sonntagnachmittag die zwei Wertungsläufe. Schlechte Karten also für Erststarter. 

Sogar die Startnummer ist eine Herausforderung - Marc Márquez lässt grüßen! (Bild: Sportpixel.eu)
Sogar die Startnummer ist eine Herausforderung - Marc Márquez lässt grüßen!
„Krone“-Leser Ronny Zieger (Bild: Sportpixel.eu)
„Krone“-Leser Ronny Zieger

Das schnellste Motorrad-Bergrennen Europas
 
Es ist nicht irgendein Rennen, an dem wir teilnehmen: Landshaag-St. Martin gilt aufgrund der erreichten Geschwindigkeiten als das schnellste Motorrad-Bergrennen Europas und zählt auch zur Bergeuropameisterschaft. Seit 1979 findet es jährlich statt, mittlerweile mit mehr als 300 Teilnehmern. Manche starten in zwei Klassen und haben dadurch hilfreicherweise mehr Möglichkeiten, sich die Strecke einzuprägen. Wer teilnehmen will, braucht eine (Tages-)Rennlizenz, als Nicht-Österreicher eine Freigabe vom Motorsportverband in seinem Heimatland (rechtzeitig beantragen) und einen medical check (ab 50 Jahren beim Arzt, sonst als Kurzgespräch vor Ort). Macht zusammen an die 300 Euro.

KTM 790 Duke als Ideal-„Waffe“ fürs Bergrennen
 In der „KTM 790 Duke Battle“ sind wir alle auf baugleichen 790er-Dukes unterwegs, bis auf das Race Kit und eine etwas verkürzte Gesamtübersetzung serienmäßig. Das bedeutet also 105 PS sowie 86 Nm aus dem 799-ccm-Paralleltwin treffen auf vollgetankt 183 kg. Damit ist die Mattighofenerin, die von ihren Erfindern stolz „Skalpell“ genannt wird, zwar kräftig, aber dann doch so gemäßigt motorisiert, dass die Geschwindigkeiten am Berg nicht so exorbitant hoch sind wie bei einem Supersportler. Andererseits rächt sich jeder Fahrfehler doppelt, weil verlorener Schwung schwer wieder aufzuholen ist und sich schnell mehrere Sekunden summieren.

Der wahre Kampf ist ein ganz anderer
 
Mit mir im Team: „Krone“-Leser Ronny Zieger und Matthias Lanzinger, der charismatische Ex-Skistar, der vor zehn Jahren nach einem Unfall den linken Unterschenkel verloren hat. Ein Vorbild für den selbstbestimmten Umgang mit Herausforderungen und Rückschlägen.

Unsere Gegner: Reitwagen, „Motorrad Magazin“, 1000PS.at und Motorradreporter.com, alle vertreten durch Vollblut-Racer, vom Isle-of-Man-Star über Landshaag-Urgesteine bis hin zu Eisspeedway-Europameister Franky Zorn. Aber dieser Wettkampf ist Nebensache, mir geht es um den Spaß, die Herausforderung - und den Fight zwischen Angst und Ehrgeiz. Also darum, die Angst zu besiegen und dabei den Ehrgeiz im Zaum zu halten.

Gar nicht so einfach, im ersten Trainingslauf, auf einer völlig unbekannten Strecke, noch dazu mit einem Motorrad, das ich vorher noch keinen Meter bewegt habe. 1:46 Minuten. Und dann heißt es arbeiten. Strecke einprägen, nicht bremsen, am Gas bleiben, bergauf im Wald beherzt umlegen, dann mit Vollgas genau auf das Haus zuhalten, auch wenn man von Weitem nicht sieht, dass man daran vorbeifahren kann. Am Ende werden es 1:35 Minuten, „Krone“-Leser Ronny nimmt mir eine Sekunde ab, der furchtlose Markus Lanzinger ist mit 1:22 eindeutig der Star im Team Kronen Zeitung. Ihm fehlt nur eine Sekunde auf den Schnellsten der Duke Battle, er schafft im ersten Rennen die sechste, im zweiten die fünftschnellste Zeit.

Am Ende gewinnt das Team Motorradeporter.com vor „Motorrad Magazin“ und Reitwagen, 1000PS.at wird Vierter. Doch was gerade bei einem Bergrennen viel wichtiger ist: Wir haben das Abenteuer bestanden. Nicht umsonst jubeln die Zuschauer, die die Strecke säumen, jedem Fahrer zu, wenn der ganze Pulk nach dem Lauf gesammelt zum Startbereich zurückkehrt. Es ist ein Spektakel und sie wissen, dass jeder etwas riskiert. Ein Abenteuer ist es allemal.

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(Bild: kmm)



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