Berg-Drama in Schweiz

Alpinist aus OÖ: „Die Toten lagen neben uns“

Oberösterreich
03.05.2018 06:00

Im Schneesturm bewältigten vier Freistädter Alpinisten die Königsetappe auf der „Haute Route“ durch die Walliser Alpen. Doch während dem Quartett der Aufstieg gelang, erfroren 450 Meter von der Hütte entfernt fünf Menschen. „Die Toten sind neben uns gelegen“, schildert OEAV-Landesalpinreferent Thomas Pflügl der „Krone“ die tragischen Erlebnisse.

Fünf Menschen sind Sonntag in der Schweiz 450 Meter von einer Hütte entfernt erfroren. Vier Freistädter waren zum Zeitpunkt des Unglücks am selben Ort in den Walliser Alpen. Thomas Pflügl, OEAV-Landesalpinreferent, spricht mit der „Krone“ über die Berg-Tragödie. 


„Krone“:
 Sie waren mit drei Bergkameraden vom Freistädter Alpenverein unterwegs, als das Unglück passiert ist.
Thomas Pflügl: Wir wollten die „Haute Route“ durch die Walliser Alpen absolvieren, das ist eine der höchsten und schwierigsten Skitouren.

Krone": Während Sie aufstiegen, herrschte ein Schneesturm.
Pflügl: Ja, aber wir sind schnell und robust, hatten immer GPS-Daten, können Karten lesen und Biwak bauen, und gingen in einem Einschnitt zwischen zwei Graten  hoch. Trotzdem haben wir immer wieder diskutiert, ob wir nicht umdrehen sollten, fanden das Risiko aber bewältigbar.

Der Pigne d‘Arolla im Schweizer Kanton Wallis, wo die Tourengeher erfroren (Bild: REUTERS)
Der Pigne d‘Arolla im Schweizer Kanton Wallis, wo die Tourengeher erfroren

„Krone“: Es hieß, die Tourengeher seien vom Wetterumschwung überrascht worden.
Pflügl: Die Föhnwalze über dem Wallis war nicht zu übersehen, wir waren nicht überrascht über den Sturm, höchstens vom Ausmaß, aber nicht vom Timing.

„Krone“: Ihre Gruppe ist problemlos zur Hütte, der „Cabane des Vignettes“, auf 3157 Metern Höhe gelangt. Aber zeitgleich verirrten sich 14 Skitourengeher, mussten die Nacht im Freien verbringen.
Pflügl: Sie sind exponiert auf einem Sattel gewesen. Ein Alpinist hat sie am nächsten Tag entdeckt. Sie waren nur 450 Meter entfernt.

„Krone“: Die Verunglückten wurden mit Hubschraubern zur Hütte gebracht.
Pflügl: Wir haben die Tische weggeräumt, Decken aufgelegt. Wir haben die 14 Opfer mit Tee versorgt, ihnen gut zugeredet, sie gestreichelt. Aber fünf waren schon tot, sind neben uns gelegen.

Interview: Christoph Gantner, Kronen Zeitung

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