„Ich arbeite seit vielen Jahren an einer Aussöhnung“ - das sagte Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) am Dienstag über sein Verhältnis zur Israelitischen Kultusgemeinde. Deren Präsident Oskar Deutsch erwiderte: „Eine Aussöhnung steht nicht zur Debatte. Die FPÖ sollte einmal anfangen, ein Jahr lang keine antisemitischen Vorfälle zu produzieren.“
Die „Krone“ hat den FPÖ-Chef und den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde getrennt voneinander zur aktuellen Lage befragt. Anlass sind die von mehreren Seiten als antisemitisch bewerteten Bemerkungen des freiheitlichen Klubobmanns Johann Gudenus über die Rolle des jüdischen Geschäftsmanns George Soros bei der Migration aus Syrien nach Europa.
Strache über Soros: „Es geht uns um berechtigte Kritik“
Strache sagt dazu, dass „unsere Kritik an George Soros böswillig als antisemitische Aktion umgedeutet wurde“. Dazu sei es wichtig, auszuschildern, „dass er natürlich jüdische Wurzeln hat und dass es dadurch etwas sehr Heikles ist. Und dass es nicht um Antisemitismus oder seinen Glauben geht, sondern um die berechtigte Kritik, was hinter dem Großinvestor George Soros und auch seinen Spekulationsgewinnen steht, und durchaus auch um sein mehr als fragwürdiges Engagement in der Flüchtlingskrise und nicht die Frage seines religiösen Hintergrunds.“
Deutsch: „Antisemitische Verschwörungstheorie“
Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, bewertet hingegen die Aussagen von Gudenus zu Soros als „antisemitische Verschwörungstheorie“. Das sei eine Sache, „die viele Funktionäre der FPÖ immer wieder von sich geben“. Den Erklärungen von FPÖ-Chef Strache will Deutsch vor dem Mauthausen-Gedenken am kommenden Sonntag keinen Glauben schenken: „Sie sind so, wie sie immer sind. Es hat sich ja nichts geändert, und es müsste sich vieles ändern. Es müsste vorerst einmal ein Jahr lang keine antisemitischen Vorfälle geben.“
Strache sieht das anders: „Ich habe meinen Beitrag geleistet und in meiner Rede am Akademikerball klar unsere Verpflichtung und Verantwortung für das Gedenken an die Opfer des Holocaust in der Gegenwart und für kommende Generationen betont. Ich selbst kann nicht mehr als klarstellen, dass antisemitisches Gedankengut in unserer Partei keinen Platz hat.“
Kultusgemeinde-Präsident Deutsch zeigt sich wenig überzeugt: „Schöne Worte reichen nicht. Seit November gab es im Umfeld der FPÖ 23 antisemitische und neonazistische Vorfälle.“
Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.