Bewaffneter Überfall

Deutsche Krankenschwester in Somalia entführt

Ausland
03.05.2018 20:20

Im afrikanischen Krisenland Somalia ist eine deutsche Krankenschwester entführt worden. Bewaffnete Männer haben die Rotkreuz-Mitarbeiterin Sonja Nientiet am Mittwochabend vom Gelände der Hilfsorganisation in Mogadischu verschleppt. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) zeigte sich am Donnerstag „tief besorgt“ über das Schicksal der Krankenschwester. Nach ersten Erkenntnissen der somalische Behörden hatten die Entführer einen Komplizen unter dem Wachpersonal des IKRK.

Rotkreuz-Mitarbeiter in Somalia sagten der Nachrichtenagentur AFP, die Angreifer seien offenbar unbemerkt auf das IKRK-Gelände gelangt und hätten die Krankenschwester durch einen Hinterausgang in ein dort wartendes Fahrzeug verschleppt. Das Sicherheitsministerium beschuldigte am Abend einen der Wachmänner: „Sie ist von einem Mitglied des eigenen Wachpersonals des IKRK entführt worden“, sagte Ministeriumssprecher Abdiaziz Ali Ibrahim. Er appellierte an die Familie des namentlich bekannten Mannes, dessen Aufenthaltsort zu nennen.

Fluchtauto der Entführer gefunden
Das Fluchtauto der Entführer sei mittlerweile gefunden worden, teilte der Sprecher weiter mit. Der Wagen habe eine Reifenpanne gehabt, offensichtlich hätten die Entführer ihn dann zurückgelassen. Unklar sei, ob es ihnen gelungen sei, die Hauptstadt Mogadischu zu verlassen. „Wir sind tief besorgt über die Sicherheit unserer Kollegin“, erklärte der IKRK-Vizevorsitzende in Somalia, Daniel O‘Malley. Die Deutsche sei eine Krankenschwester, die sich täglich dafür eingesetzt habe, „Leben zu retten und den Gesundheitszustand von einigen der verletzlichsten Menschen in Somalia zu verbessern“.

Der Eingang zum Hauptquartier des Roten Kreuz in Mogadischu (Bild: AFP)
Der Eingang zum Hauptquartier des Roten Kreuz in Mogadischu

Einheimische Mitarbeiter des IKRK in Mogadischu sagten, nach der Entführung der deutschen Krankenschwester seien zwei weitere ausländische Mitarbeiter von dem Gelände gebracht worden. Deutschlands Außenminister Heiko Maas (SPD) würdigte am Donnerstag bei einem Besuch in Somalias Nachbarland Äthiopien das humanitäre Engagement deutscher Helfer im Ausland, für das er großen Respekt habe. Zum aktuellen Entführungsfall wollte er sich nicht äußern.

Hauptquartier außerhalb der „grünen Zone“
Im Unterschied zu den meisten anderen Hilfsorganisationen in Somalia unterhält das IKRK sein Hauptquartier außerhalb der schwer gesicherten Zone um den internationalen Flughafen von Mogadischu. In dieser „grünen Zone“ sind die meisten ausländischen Organisationen ansässig, ebenso wie Botschaften und die UN-Vertretung, die in den humanitären und politischen Krisen des Landes vermittelt.

Somalia zählt zu den gefährlichsten Ländern der Welt für Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. 1991 hatte in dem Land am Horn von Afrika ein Bürgerkrieg begonnen, seit 2006 kämpfen dort islamistische Aufständische mit Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida. In der Vergangenheit waren Ausländer, unter ihnen Journalisten und Entwicklungshelfer, von bewaffneten Banden oder Anhängern der radikal-islamischen Al-Shabaab-Miliz entführt und für Lösegeldforderungen festgehalten worden - einige von ihnen über Jahre.

Ein Kämpfer der Al-Shabaab mit Geiseln (Bild: AP)
Ein Kämpfer der Al-Shabaab mit Geiseln

Al-Shabaab lehnt internationale Hilfsorganisationen ab
Internationale Hilfsorganisationen wie das unabhängige, in der Schweiz ansässige IKRK leisten gesundheitliche und andere grundlegende Dienstleistungen und werden von der Al-Shabaab als Unterstützer der Regierung angesehen. Andere Aufständische und bewaffnete Gruppen sehen die Hilfsorganisationen als Einnahmequelle an. Erst am Dienstag war in Mogadischu eine örtliche Mitarbeiterin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erschossen worden.

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