Exekutive macht Kasse

GTI-Treffen: „Ohne Strafe wird man ausgelacht!“

Motor
06.05.2018 16:00

Auf Hochglanz polierte Sportwagen bzw. Autos, die so aussehen sollen wie Sportwagen, Stoßstange an Stoßstange, teilweise mit geöffneter Motorhaube: Rund um den Wörthersee gleicht dieser Tage ein Parkplatz dem anderen. Was den Platz vor dem Feuerwehrhaus in Velden vom Rest unterscheidet, sind die Polizisten, die am Boden neben den Autos akrobatische Verrenkungen durchführen.

(Bild: kmm)

Gegen 10 Uhr hat hier die Landesverkehrsabteilung Stellung bezogen: Leute vom Fach, die genau wissen, was an einem aufgemotzten Auto erlaubt ist und was nicht. Und die bereits jetzt, Tage vor dem eigentlichen Treffen, das am Mittwoch startet, Hochbetrieb haben. Keine 20 Minuten nach Kontrollbeginn hat man bereits amüsiert festgestellt, dass der Standort in den einschlägigen Facebook-Gruppen die Runde macht: „Achtung, Kontrolle bei der Feuerwehr!“

Kennzeichen weg an Ort und Stelle
 Das bringt denen, die wirklich etwas zu verbergen haben, aber nicht viel. Denn Polizisten auf Motorrädern und in Dienstfahrzeugen, auch in Zivil, haben das Recht, verdächtige Autos bis zu zehn Kilometer weit zur Kontrollstation zu bringen. Mit geschulten Augen und Ohren können sie auf den ersten Blick abschätzen, welches Motorengeräusch ungewöhnlich ist, welcher Wagen zu tief zu liegen scheint und welcher Fahrer sich betont unauffällig um die Kontrolle drücken will. Wer zur Überprüfung aufgefordert wird, sollte auch mitkommen, denn eine Verweigerung gilt als Schuldeingeständnis: „Dann wird an Ort und Stelle das Kennzeichen abgenommen“, sagt Norbert Rohseano von der Verkehrsabteilung.

Schon beim GTI-Vortreffen gingen zahlreiche Anrainerbeschwerden wegen Lärmbelästigung ein, es kam zu vielen Staus. (Bild: APA/GERT EGGENBERGER)
Schon beim GTI-Vortreffen gingen zahlreiche Anrainerbeschwerden wegen Lärmbelästigung ein, es kam zu vielen Staus.

Fahrzeugkontrolle statt Fitnessstudio
 Diese strenge Maßnahme kommt bis zu 20 Mal am Tag auch am Kontrollplatz zur Anwendung: Nämlich dann, wenn kein leichter und auch kein schwerer Mangel vorliegt, sondern „Gefahr im Verzug“ besteht. Wie zum Beispiel, wenn Reifen am Kotflügel streifen. Oder ein Auto zu tief liegt. Sieben Zentimeter Abstand zwischen Untergrund und den festen Fahrzeugteilen müssen sein - wobei man auch nicht auf einem Parkplatz durchgehen und alle tiefen Autos abstrafen kann: „Denn sehr viele Autos haben ein Druckluftfahrwerk. Das heißt, die Fahrer können das Auto höherstellen, wenn sie fahren, und absenken, wenn sie parken“, sagt Rohseano, während er am Boden kniet, eine Messschablone unter einen verdächtig tiefen Golf schiebt und sich wieder aufrichtet: „Nach den vier Wochen im Einsatz brauchst einmal so schnell in kein Fitnessstudio mehr gehen.“

Den Humor nicht so ganz teilen kann der junge Fahrzeuginhaber aus Deutschland. Seine Bilanz: fünf Stunden Anreise, davon eine Stunde in Kärnten, hierzulande bereits zwei Kontrollen - und eine Anzeige. Denn beim zweiten Check hatte er das Fahrwerk während der Fahrt noch auf den Park- bzw. Poser-Modus gestellt. „Dabei gehören wir gar nicht zu den ganzen Idioten, die zum Saufen hierherkommen“, beschwert sich seine Freundin. Trotzdem: Zu tief ist zu tief - und die Urlaubskasse sogleich etwas schmäler.

Kein Schlaf für Anwohner?
 Was sie anspricht, davon kann am Samstag auch Einsatzleiter Horst Binder ein Lied singen. „Sicher 90 Prozent der Leute am Treffen und am Vortreffen sind friedlich, sie wollen Autos anschauen und Urlaub machen.“ Aber es sind eben die zehn restlichen Prozent, die auch ihm als Bewohner der GTI-Region zwischen Wörthersee und Faaker See den Schlaf rauben. „Hätte ich kleine Kinder daheim, müsste ich vier Wochen im Jahr wegziehen. Es ist wirklich schlimm.“

Schon beim GTI-Vortreffen gingen zahlreiche Anrainerbeschwerden wegen Lärmbelästigung ein, es kam zu vielen Staus. (Bild: APA/GERT EGGENBERGER)
Schon beim GTI-Vortreffen gingen zahlreiche Anrainerbeschwerden wegen Lärmbelästigung ein, es kam zu vielen Staus.

Die Lärmquellen bei Tag und Nacht: übertrieben laute Motorengeräusche, absichtlich verursachte Fehlzündungen und Gummi-Gummi, also das Durchdrehen-Lassen der Reifen. Letzteres kostet übrigens 210 Euro für „unsachgemäßen Betrieb des Fahrzeugs“, Umweltverschmutzung und Lärmbelästigung. Bei Gästen aus Ländern ohne Rechtshilfeabkommen mit Österreich und notorischen Wiederholungstätern wird eine Sicherheitsleistung von 450 Euro fällig. „Heuer hatten wir schon einen, der ist in zwei Tagen drei Mal beim Gummigeben erwischt worden“, erzählt Rohseano. Dieser Stammkunden der Exekutive muss sich demnächst auch noch einem Verkehrseignungstest unterziehen.

Strafen gehören zum guten Ton
 Was bei der Polizei für Kopfschütteln sorgt, ist in gewissen Kreisen aber wie ein Ritterschlag, merkt Rohseano an: „Wer nicht mit mindestens zwei Strafzetteln vom Treffen wegfährt, wird ausgelacht.“ Strafen gibt es auch für nicht eingetragene Veränderungen am Fahrzeug, was auch gerade eine Gruppe aus Belgien zu spüren bekommt. „Nein, das ist kein Originalteil. Nicht in Belgien, nicht in Österreich. Nirgendwo“, teilt ein Beamter den Autofans auf Englisch mit. Sind die Vergehen schwerwiegend, bekommen die Tuner aber noch eine Chance: Wenn es sich machen lässt, können sie ihr Auto wieder so herrichten, dass es verkehrstauglich ist. Dann gibt es auch wieder das Kennzeichen zurück.

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(Bild: kmm)



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