Nach Michael Köhlmeiers Gedenkrede an die Regierung passiert, was in Österreich meistens passiert. Die Kritisierten kritisieren den Kritiker. Die, die sich nicht kritisiert fühlen, nützen die Chance für ihre politischen Absichten.
Namentlich: Straches FPÖ drischt in jahrzehntelang eingeübter Unmanier auf Köhlmeier ein, die von Kanzler Sebastian Kurz türkis durchgestylte ÖVP versucht sich durch die Hintertür davonzustehlen, und Christian Kerns SPÖ surft auf der Welle der Empörung.
Beim Gedenkakt im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen lag es nun an Oskar Deutsch, dem Präsidenten der jüdischen Gemeinde, darauf hinzuweisen, dass es in vielen Ecken unserer Gesellschaft Judenfeindlichkeit gibt. Rechts, links und unter Muslimen.
In einer Gesellschaft, in der heute Judenfeindlichkeit möglich ist, kann rasch einiges möglich sein. Ein Land, in dem kalt zwischen denen da und denen dort unterschieden wird, kann sehr schnell zu einem gespaltenen Land werden.
Und es besteht kaum ein Unterschied zwischen jenen, die Kritiker niedermachen, und jenen, die der Kritik ausweichen, oder denen, die Kritik für den momentanen Vorteil ausnützen.
Gemeinsam ist den politischen Kräften die Feigheit, aus der sich schwer ein Land formen lässt, in dem alle gerne leben. Veränderung zum Positiven hin ist eine nie endende Arbeit, von der unsere Würde und unser Glück abhängen.
Bei allen Differenzen tragen ÖVP, FPÖ und SPÖ eine übergeordnete Verantwortung. Der Wahlkampf wäre nämlich schon seit einiger Zeit vorbei.
Claus Pándi, Kronen Zeitung
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