Matthias Strolz ist es - finanziell unterstützt von Hans-Peter Haselsteiner - gelungen, in Rekordzeit eine neue Partei fest in Österreichs Polit-Landschaft zu verankern: Im Oktober 2012 gegründet, eroberten die NEOS 2013 den Nationalrat, 2014 das EU-Parlament, 2014/15 die ersten zwei, heuer drei weitere Landtage, und stehen jetzt kurz vor der ersten Koalitionsbeteiligung in Salzburg. Für Strolz ist der Aufbau der Bewegung somit abgeschlossen, weshalb er Platz für neue Gesichter macht.
„Ein Jahrhundertprojekt ist gelungen“, kommentierte der umtriebige und unerschütterlich selbstbewusste Vorarlberger am 29. September 2013 die Tatsache, dass seine erst am 27. Oktober 2012 in der Wiener Urania offiziell gegründete Partei auf Anhieb 4,96 Prozent und neun Mandate holte.
Nun, wo der Partei der Chefmotivator fehlt, stellt sich die Frage nach der Nachfolge. Strolz ist aktuell sowohl Klubchef im Parlament als auch Vorsitzender der Bundespartei.
Nikolaus Scherak (31)
Für das Amt des Klubchefs dürfte der Nachfolger schnell gefunden sein. Hier könnte Strolz‘ aktueller Stellvertreter Nikolaus Scherak die Nachfolge antreten. Der 31-jährige Wiener legte sein Amt als Vorsitzender der NEOS Niederösterreich 2016 ab, um sich voll und ganz auf die Arbeit im Nationalrat konzentrieren zu können.
Beate Meinl-Reisinger (40)
Scherak werden zwar auch Außenseiterchancen für den Parteivorsitz nachgesagt, realistischere Kandidaten dürften jedoch andere sein. Hier wäre Beate Meinl-Reisinger als bisherige Stellvertreterin die logische Nachfolgerin. Die 40-Jährige ist eine der Gründerinnen der Partei und Chefin der NEOS in der Bundeshauptstadt. Meinl-Reisinger zog nach der Nationalratswahl 2013 als Listendritte ins Parlament ein und legte ihr Mandat vor der Wien-Wahl 2015 wieder zurück. 2017 kandidierte sie erneut auf Platz drei für den Nationalrat, nahm ihr Mandat jedoch nicht an. Wenn Strolz im Herbst auch als Abgeordneter zurücktritt, hat die Vize-Parteichefin als Erste Anspruch auf sein Mandat.
Sepp Schellhorn (50)
Besonders spannende Wochen stehen Sepp Schellhorn bevor. Der 50-Jährige Gastronom und Nationalratsabgeordnete führte die pinke Partei bei den Landtagswahlen am 22. April beim ersten Antreten in das Salzburger Parlament. Vor Strolz‘ Rücktritt hieß es, Schellhorn stehe als Landesrat in Salzburg zur Verfügung und werde andernfalls im Nationalrat bleiben. Nun, da die Position als Bundesparteichef frei wird, könnte die Situation für den Salzburger noch komplizierter werden.
Irmgard Griss (71)
Eine andere - wenn auch wohl nicht allzu wahrscheinliche - Möglichkeit wäre es, „Allianzpartnerin“ Irmgard Griss an die Parteispitze zu hieven. Die 71-Jährige ist bisher jedoch kein Parteimitglied, bildete bei der Nationalratswahl 2017 lediglich eine Allianz mit den NEOS. Nachdem die ehemalige Höchstrichterin bei der Präsidentschaftswahl 2016 als Parteifreie die Kandidaten von ÖVP und SPÖ hinter sich ließ, erlangte sie landesweit Bekanntheit.
Veit Dengler (49)
Ein weiterer NEOS-Mitbegründer ist der 49-jährige Medienmanager Veit Dengler. Der Steirer gilt Medienberichten zufolge auch als möglicher Kandidat für die EU-Wahl 2019. Dengler ist jedoch erst seit April Mitglied der Konzerngeschäftsführung der deutschen Bauer Media Group.
„Bin tief berührt“
Nachdem der Rücktritt des Vorarlbergers bekannt wurde, bedankten sich sowohl politische Konkurrenten als auch Mitstreiter bei Matthias Strolz für seine Arbeit. Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bedankte sich für die Leidenschaft und „durchaus kritische Stimme“ bei seinem ehemaligen Rhetoriktrainer.
SPÖ-Chef Christian Kern erklärte, der Erfolg der NEOS sei „zweiffellos in höchstem Maße“ ihrem Gründer zu verdanken.
FPÖ-Klubobmann Walter Rosenkranz wünschte Strolz für seine persönliche und berufliche Zukunft alles Gute. „An Leidenschaft wird es bei ihm wohl nicht mangeln.“ Der Bundessprecher der Grünen, Werner Kogler, zollt Strolz „aufrichtige Anerkennung“: „Matthias Strolz hat mit seinem erfrischenden und konstruktivem Auftreten einen wichtigen Beitrag für Österreichs Politik geleistet.“
Strolz zeigte sich daraufhin in einem Tweet „tief berührt“.
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