„Das mitzuerleben war wirklich nicht schön“, erklärt ein 17 Jahre alter Schüler jener Schuleinrichtung in Niederösterreich, vor der am Mittwochnachmittag ein 19-Jähriger mit einer Schrotflinte angeschossen wurde. Im Gespräch mit krone.at schildert der jugendliche Zeuge leicht geschockt, aber dennoch äußerst gefasst, das Erlebte. Demnach habe der Verletzte unter anderem stark am Ohr geblutet und sei auch am Körper getroffen worden. An der Schule gehe die Angst um.
Es war am Mittwochnachmittag kurz vor 14 Uhr, als vor dem Eingang des Bundesschulzentrums in der Weinviertler Bezirksstadt Mistelbach plötzlich ein Schuss fiel. „Ich bin gerade aus dem Schulgebäude herausgekommen“, berichtet der 17-Jährige, der gerade auf dem Weg zum Turnunterricht war und nicht genannt werden möchte. „Plötzlich habe ich den 19-Jährigen gesehen. Er hat seltsam umhergezappelt. Ich dachte erst an einen möglichen Anfall“, berichtet der junge Zeuge.
„Er hat plötzlich zu schreien angefangen“
„Ich bin dann erst weitergegangen und dachte nichts weiter, aber dann hat er plötzlich zu schreien angefangen, gemeint, er sei angeschossen worden und verletzt, hat gebeten, dass man die Rettung alarmiert.“ Sofort sei eine Lehrerin, die sich ebenfalls vor Ort befand, zu dem 19-Jährigen gelaufen und habe sich um ihn gekümmert. Die Situation auf dem Schulhof: großteils Schockstarre, sagt der Jugendliche im krone.at-Gespräch.
„Ich habe einfach versucht zu helfen“
„Meine Mitschüler, Klassenkameraden und ich waren im ersten Moment schon überfordert“, so der 17-Jährige weiter. „Aber ich dachte dann: ‚Jeder steht nur da, niemand unternimmt etwas ...‘“ Daher sei er dann zu dem 19-Jährigen geeilt. „Ich habe einfach versucht zu helfen“, so der mutige Schüler. Als er bei dem verletzten jungen Mann eintraf, „hat er am Ohr stark geblutet“. Das Opfer war zudem auch am Körper getroffen worden, wie auch die Polizei berichtete. „Als mir dann bewusst geworden ist, dass das Schussverletzungen sind, war ich schon geschockt“, so der 17-Jährige weiter. Und das Opfer? „Der Bursche hat einfach nach Hilfe gesucht, er dachte vielleicht tatsächlich: ‚Jetzt ist es womöglich vorbei.‘.“
Nach dem ersten Schock seien dem 17-Jährigen weitere Gedanken in den Kopf geschossen: „Man weiß ja nicht, ob das Ganze nicht womöglich organisiert ist“, so der Jugendliche im Hinblick auf einen möglichen Amoklauf, wie er etwa erst im Februar an einer Schule im US-Bundesstaat Florida geschah, bei dem 17 Menschen ums Leben kamen. Auch sei die Sorge groß gewesen, dass es womöglich mehrere Täter gibt, berichtet der Jugendliche.
Flinte von Polizei sichergestellt
Rasch seien die alarmierten Einsatzkräfte danach vor Ort gewesen, Polizei sowie Rettung eingetroffen. Während der verletzte 19-Jährige erstversorgt und im Anschluss ins Krankenhaus eingeliefert wurde, durchkämmten Polizeibeamte das Areal rund um die Schule, und konnten schließlich auf einem Parkplatz ganz in der Nähe die Tatwaffe, eine Flinte, sicherstellen. „Als die Polizei dann mitgeteilt hat, dass die Waffe gefunden worden und alles sicher ist, sind wir in unsere Klassen zurückgebracht worden.“ Die Situation sei recht geordnet abgelaufen, doch natürlich seien viele der Mitschüler geschockt und teils auch aufgelöst gewesen, berichtet der 17-Jährige.
„Die Angst hat man schon gespürt“
Sofort hätten sich die Lehrkräfte danach um die Jugendlichen gekümmert. Eine Psychologie-Lehrerin etwa sei von Klasse zu Klasse gegangen, habe sich erkundigt, ob jemand über den Vorfall sprechen möchte oder Hilfe braucht, so der Jugendliche. Die Stimmung an der Schule sei nach dem blutigen Vorfall jedenfalls verändert: „Die Angst spürt man schon.“
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