18-Jähriger gestand

Schulattentat: Mario S. plante Massenmord

Österreich
11.05.2018 14:40

Die Anzeichen hatten sich bereits verdichtet, jetzt hat es der ermittelnde Staatsanwalt bestätigt: Der 18 Jahre alte Mario S., der vor einer Schule in Mistelbach mit einer Schrotflinte auf einen 19-jährigen Schüler geschossen hat, plante einen Massenmord nach US-Vorbild. Der Schütze, der sich in sozialen Netzwerken gerne mit Waffen zeigte, dürfte auch vom Columbine-Schulmassaker in den USA „inspiriert“ worden sein. „Tief geschockt“ zeigten sich die drei Direktoren der fünf Höheren Schulen des Schulzentrums Mistelbach über den aktuellen Ermittlungsstand.

Nach dem Schussattentat auf einen Kameraden sitzt der Schock am Gymnasium Mistelbach tief. Am Mittwochnachmittag wurde - wie berichtet - ein 19-Jähriger von einem ihm völlig unbekannten Grundwehrdiener mit einer legal erworbenen Schrotflinte ohne Vorwarnung angeschossen. Der junge Österreicher, Sohn eines syrischen Arztes, erholt sich im Spital von seinen Verletzungen. Schulfreunde besuchen ihn am Krankenbett.

Schütze Mario S. ließ sich von Schulmassakern wie jenem an der Columbine Highschool in den USA „inspirieren“. (Bild: "Krone", youtube.com, krone.at-Grafik)
Schütze Mario S. ließ sich von Schulmassakern wie jenem an der Columbine Highschool in den USA „inspirieren“.

„Gestanden, dass er einen Amoklauf geplant hat“
Am Freitag die schreckliche Gewissheit: Der 18-jährige Schütze Mario S. hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft Korneuburg ein Massaker beabsichtigt: „Er hat es vor der Polizei gestanden, dass er einen Amoklauf geplant hat“, sagte Friedrich Köhl, der Sprecher der Anklagebehörde. Wegen Versagens der Waffe aufgrund einer Hemmung habe der 18-Jährige jedoch die Flinte weggeworfen und sei davongelaufen, so Köhl. Die Staatsanwaltschaft führt ein Ermittlungsverfahren gegen den jungen Erwachsenen wegen versuchten Mordes.

Vor dem Schulcampus in Mistelbach schoss ein ehemaliger Schüler einen 19-Jährigen mit einer Schrotflinte nieder. (Bild: Imre Antal)
Vor dem Schulcampus in Mistelbach schoss ein ehemaliger Schüler einen 19-Jährigen mit einer Schrotflinte nieder.

„Ermittlungen werden noch längere Zeit in Anspruch nehmen“
Der mutmaßliche Schütze war am Mittwochabend festgenommen worden und wurde laut Polizei am Donnerstag in die Justizanstalt Korneuburg eingeliefert. „Die Staatsanwaltschaft wird noch am Freitag die Verhängung der U-Haft beantragen“, so Köhl. Während die Einvernahmen demnächst abgeschlossen werden, werden die Ermittlungen „noch längere Zeit in Anspruch nehmen“, teilte indes Raimund Schwaigerlehner von der Landespolizeidirektion Niederösterreich mit. Neben Erhebungen im Umfeld des 18-Jährigen müssten auch elektronische Medien ausgewertet werden, was mehrere Wochen dauern könnte. Dass der 19-Jährige Schussopfer wurde, sei nach derzeitigem Ermittlungsstand „Zufall“ gewesen, sagte der Sprecher.

„Das Bundesschulzentrum dürfte am Mittwochnachmittag nur knapp einem größeren Anschlag entgangen sein“, teilten indessen die drei Direktoren des Schulzentrums am Freitag mit. „Ursprünglich war man - tragisch genug - von einer gezielt geplanten Einzeltat ausgegangen. Nun steht fest, dass am Mittwoch nachweislich ein größerer Anschlag auf möglichst viele Menschen beim Verlassen des Schulgebäudes geplant war.“ Die neue Sachlage treffe die insgesamt rund 1300 Schüler (samt Eltern), 170 Professoren und zahlreichen Mitarbeiter schwer. „Die Stimmung unter allen Betroffenen ist den Umständen entsprechend“, hieß es. An einer Schule lief am Freitag die Matura planmäßig ab, an einer anderen gab es einen schulautonomen freien Tag.

(Bild: Imre Antal)

Der 18-Jährige hatte der Aussendung der Direktoren zufolge vor Jahren für ein Semester eine der Schulen besucht. „Es gab damals aber keine besonderen Vorfälle und das Ausscheiden von der Schule erfolgte freiwillig“, hieß es.

Vor sogenannten Schoolshootings haben sich fast alle Täter bereits gedanklich mit der Gewalttat beschäftigt und diese oft auch geplant, berichten Experten. Aus Untersuchungen in den USA, wo Schulen besonders häufig Schauplätze für buchstäbliche Massaker wurden, weiß man, dass Opfer teilweise bewusst ausgewählt und regelrecht hingerichtet worden sind, oder es existierten sogar „Todeslisten“. Die jugendlichen Täter fühlten sich ausgegrenzt und wollten sich an einer abweisenden Welt durch ein blutiges Finale rächen, in dem sie dann selbst untergehen.

Ein Jahrbuch-Foto zeigt Eric Harris, einen der beiden Todesschützen von Columbine. (Bild: AFP, krone.at-Grafik)
Ein Jahrbuch-Foto zeigt Eric Harris, einen der beiden Todesschützen von Columbine.
13 Menschen fielen den Jugendlichen Eric Harris und Dylan Klebold an der Columbine Highschool zum Opfer. (Bild: youtube.com, krone.at-Grafik)
13 Menschen fielen den Jugendlichen Eric Harris und Dylan Klebold an der Columbine Highschool zum Opfer.
Wie die Todesschützen von Columbine trug auch Mario S. bei seiner Tat einen dunklen Mantel. (Bild: youtube.com, krone.at-Grafik)
Wie die Todesschützen von Columbine trug auch Mario S. bei seiner Tat einen dunklen Mantel.

Schütze trug dunklen Mantel wie Todesschützen von Columbine
Vor allem die Bekleidung des Schützen in Mistelbach - der 18-Jährige trug einen dunklen Mantel - erinnert an vergangene Schulmassaker. So trugen jene beiden Jugendlichen, die 1999 in der Columbine Highschool in den USA zwölf Mitschüler und einen Lehrer erschossen hatten, schwarze Trenchcoats (siehe Video unten).

Auch ein 18-Jähriger, der 2006 an einer Schule im deutschen Emsdetten 37 Menschen verletzte, war mit einem dunklen Mantel bekleidet.

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