IS feiert „Soldaten“
Tote, Verletzte: Grausamer Messer-Terror in Paris
Erneut ist die französische Hauptstadt Schauplatz eines blutigen Terrorakts geworden: Im Opernbezirk von Paris stach ein Angreifer am Samstagabend mit einem Messer auf Passanten ein. Es gab mindestens zwei Tote, darunter der Täter selbst - er wurde von der Polizei erschossen. Der junge Mann - er soll Anfang 20 sein und vermutlich aus Tschetschenien stammen - habe laut Zeugen mehrmals „Allahu Akbar“ gerufen, weshalb Anti-Terror-Ermittler eingeschaltet wurden. Der Islamische Staat (IS) hat den Angriff in der Nacht bereits für sich beansprucht.
Polizisten hätten erst versucht, den Angreifer zu tasern - doch das sei misslungen, berichten französische Medien. „Töte mich oder ich töte dich!“ schreiend sei er dann mit zwei Schüssen niedergestreckt worden. Der gut 20-Jährige hatte gegen 21 Uhr im zweiten Arrondissement in der Nähe der Pariser Oper, einem beliebten Ausgehviertel, „wahllos“ auf mehrere Passanten eingestochen. Zwei von insgesamt fünf Opfern sollen sich laut Polizei in kritischem Zustand befinden - offenbar hat ihnen der Täter schwerste Verletzungen an der Kehle zugefügt.
„Abscheuliche Tat“ von „Feinden der Freiheit“
Frankreichs Innenminister Gerard Collomb lobte die Einsatzkräfte und sprach via Twitter von einer „abscheulichen“ Tat. Seine Gedanken seien bei den Opfern. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo schrieb, dass die Stadt selbst „schwer verletzt“ worden sei. Staatspräsident Emmanuel Macron erklärte, dass Frankreich „einmal mehr den Preis des Blutes“ gezahlt habe, aber nicht vor den „Feinden der Freiheit“ zurückweiche. Der IS feierte den Attentäter im Web als „Soldaten“ des „Kalifats“.
„Täter rannte auf Polizisten zu“
Eine Frau sagte im französischen TV, dass sie mit Freundinnen im Außenbereich eines Gasthauses saß, als sie Schüsse gehört habe. „Dann gab es Tumult. Die Kellner sagten, dass wir uns in Sicherheit bringen sollten.“ Ein weiterer Zeuge erzählte, als die Polizei kam, sei der Mann mit dem Messer auf die Beamten zugerannt. Auch Vertreter der Polizeigewerkschaft Alliance erklärten, der Angreifer habe sich gegen Polizisten gewandt. Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung wegen Terror-Verdachts, Mordes und versuchten Mordes an Amtsträgern ein.
Auf Twitter kursieren Bilder und Videos von Augenzeugen:
Mehr als 240 Terror-Tote in rund zwei Jahren
In ganz Frankreich sind seit Anfang 2015 mehr als 240 Menschen bei islamistischen Terroranschlägen ums Leben gekommen. Vor allem die folgenden Attacken haben das Land erschüttert:
7. Jänner 2015: Beim Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ und weiteren Angriffen sterben in Paris 17 Menschen. Polizisten erschießen die drei islamistischen Täter.
26. Juni 2015: Ein Islamist will in einem Industriegas-Werk bei Lyon eine Explosion herbeiführen, wird aber überwältigt. Er hatte zuvor seinen Chef enthauptet.
21. August 2015: Im Schnellzug von Brüssel nach Paris scheitert ein Anschlag. Fahrgäste überwältigen einen Attentäter mit Schnellfeuergewehr.
13. November 2015: Bei einer Attentatsserie in Paris töten Extremisten 130 Menschen - unter anderem in der Konzerthalle Bataclan. Beim Fußball-Länderspiel Frankreich-Deutschland sprengen sich am Stade de France drei Attentäter in die Luft. Die Terrormiliz Islamischer Staat bekennt sich dazu.
14. Juli 2016: Am französischen Nationalfeiertag rast ein IS-Unterstützer in Nizza mit einem Lastwagen in die Menschenmenge. Mindestens 86 Menschen sterben, Hunderte werden verletzt.
26. Juli 2016: In Saint-Etienne-du-Rouvray nahe Rouen nehmen zwei Terroristen in einer Kirche Geiseln und töten den Priester. Polizisten erschießen sie, der IS reklamiert die Tat für sich.
3. Februar 2017: Mit Macheten greift ein Mann in der Nähe des Pariser Louvre-Museums Soldaten an, die ihn niederschießen.
18. März 2017: Auf dem Pariser Flughafen Orly versucht ein Mann, einer Soldatin das Gewehr zu entreißen. Andere Soldaten der Militärpatrouille erschießen ihn.
20. April 2017: Mitten in Paris feuert kurz vor der Präsidentenwahl ein Attentäter auf einen Mannschaftswagen der Polizei. Ein Polizist stirbt, andere erschießen den Angreifer.
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