Ein französischer Staatsbürger (21) mit tschetschenischen Wurzeln attackiert in Paris Passanten mit einem Messer - es gibt Tote und Verletzte. Ein 16-jähriger Bursche - ebenfalls in Tschetschenien geboren - tötet ein sieben Jahre altes Mädchen in einem Wiener Gemeindebau. Drei junge Männer werden in St. Pölten dafür verurteilt, einen Anschlag auf eine Polizeistation geplant zu haben - zwei von ihnen (19, 22) sind Tschetschenen. Nur drei von zahlreichen Schlagzeilen, in denen junge tschetschenische Männer zuletzt eine tragende, negative Rolle spielten.
„Woher stammen diese Menschen?“, „Was wollen die bei uns?“, „Was treibt sie zu solchen Gräueltaten?“, „Wird das nicht immer schlimmer?“, fragen sich viele krone.at-Leser. Es gibt 30.000 Tschetschenen in Österreich - sie stehen aufgrund ihrer Herkunft derzeit so scharf unter Beobachtung wie keine andere Volksgruppe.
Menschen fliehen vor skrupellosem System
krone.at fasst zusammen: Nach zwei blutigen Kriegen in Tschetschenien hat der Präsident der russischen Teilrepublik, Ramsan Kadyrow, dort ein repressives System installiert - die Menschen fliehen scharenweise in westeuropäische Länder. Kadyrow gilt als skrupellos. Er war einst von Kreml-„Zar“ Wladimir Putin als Statthalter im Kaukasus-Land eingesetzt worden.
Tschetschenen seien zum Teil durch eine „Stammesgesellschaft“ und eine sunnitisch-muslimische Subkultur geprägt, heißt es. Männlichkeitsriten, eine erhöhte Neigung zu Gewalt (auch im Familienverbund) und eine eigene Scharia-ähnliche, teils drakonische Gesetzgebung prägten das Leben vieler Kaukasier. „Keine Volksgruppe hat in Österreich je einen so rapiden Imageverlust erlebt wie Tschetschenen“, schrieb die „Wiener Zeitung“ schon 2014.
Zahlreiche Tschetschenen haben allerdings - trotz widrigster Umstände - die Integration in Österreich erfolgreich geschafft. Sie haben sich ein neues, friedliches Leben aufgebaut.
TV-Interview (englisch) zur Situation in Tschetschenien mit dem Historiker Christian Osthold:
„Jugendliche besonders gewaltbereit“
Der Weg in Österreich führe laut Polizei dennoch häufig in die Kleinkriminalität. Tschetschenische Jugendliche fallen als brutal auf und bilden Bandenstrukturen. Nach Angaben von Beamten gegenüber der „Krone“ seien Tschetschenen bei Festnahmen besonders gewaltbereit - einige traten etwa als „Sittenwächter“ in der Wiener Millennium City auf. Speziell von tschetschenischen IS-Rückkehrern gehe eine terroristische Bedrohung bei uns aus.
In der Kriminalstatistik wird Tschetschenien als Teil der Russischen Föderation nicht gesondert aufgelistet, außerdem wird von der Polizei nach Staatsbürgerschaft unterteilt - nicht nach Herkunft. Aufschlussreiche Zahlen zu Straftätern tschetschenischer Herkunft existieren nicht.
„Pauschale Hetze“ besonders in Österreich
„Ich kenne keine Studie, wonach Tschetschenen feindlicher wären als andere Völker“, erklärte auch Maynat Kurbanova bereits im Februar 2017 in einem Interview mit „News“. Die 42-jährige Journalistin gilt seit ihrer Berichterstattung während der Tschetschenien-Kriege als verfolgt und lebt als Exilantin in Wien: „Es ist nicht angenehm, Tschetschenin in Österreich zu sein“, stellte sie klar. Sie sei „erstaunt“, wie schlecht der Ruf der Tschetschenen hier sei. Woanders habe sie „diese pauschale Hetze“ nie erlebt.
„Jede österreichische Familie wäre stolz, wenn sie solche Kinder hätte“
Zuletzt hatte es diesbezüglich eine heftige Auseinandersetzung zwischen SPÖ-Chef Christian Kern und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) gegeben. Kern warf Strache vor, den Menschen „jeden Tag Gift in die Köpfe“ zu träufeln.
Anlass war, dass Strache einen Ausschnitt aus dem krone.at-Livetalk #brennpunkt gepostet und mit dem Kommentar „Bezeichnend ... Die Sozialisten verlieren völlig den Boden zur Realität!“ versehen hatte. In dem Clip (Sie sehen ihn ganz oben im Video) sagt Kern, dass er „eine Runde von jungen Tschetschenen“ zu sich eingeladen habe. „Ich kann Ihnen sagen, jede österreichische Familie wäre stolz, wenn sie solche Kinder hätte.“
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