Nie wieder wird die kleine Hadishat in die Kamera lächeln. Nie wieder wird sie ihre Schultasche vom Haken nehmen und ihrer Mama ein Bussi zum Abschied geben. Nie wieder wird sie mit ihren Puppen spielen, wie sie es so gerne gemacht hat. Das Bettchen der Siebenjährigen im Gemeindebau im Wiener Bezirk Döbling bleibt für immer leer. Denn Hadishat wurde kaltblütig ermordet - von einem vermeintlichen Freund.
Hadishats Mutter ist völlig gebrochen. Dass ausgerechnet der 16-jährige Robert K. - ein Freund der Familie - ihr Kind auf dem Gewissen hat, ist für die Tschetschenin nicht zu begreifen. In ihrer Wohnung im Dittes-Hof zeigt die trauernde Mutter der „Krone“ die letzten Bilder ihrer Tochter: Sie war ein fröhliches Mädchen, das es liebte, mit Puppen und Katzen zu spielen - und freilich mit den anderen Kindern, die in der Anlage leben.
Kinder spielten oft zusammen
„Wir waren oft bei den K.s eingeladen“, erzählt Zarema G., die Mutter der kleinen Hadishat, gegenüber der „Krone“. „Robert und sein zehnjähriger Bruder spielten mit meinen Kindern“, während die Erwachsenen Tee tranken und plauderten: „Frau K. hat ständig gesagt, dass sie mich um meine drei Mädchen beneidet. Weil sie sich immer so sehr eine Tochter gewünscht habe.“
Die beiden Frauen galten in dem Gemeindebau als Vertraute: „Wir stammten ja schließlich alle aus Tschetschenien und hatten dasselbe Ziel: uns hier in Österreich eine gesicherte Existenz aufzubauen.“
„Die Leute machten einen guten Eindruck auf mich“
Den K.s war das prächtig gelungen. Der Mann hatte sich eine kleine Firma aufgebaut, arbeitete nebenbei als Psychologe, die Frau war Schuhverkäuferin. Ihre Söhne besuchten teure Privatschulen. Die 90 Quadratmeter große Wohnung: prunkvoll eingerichtet. „Die Leute machten einen guten Eindruck auf mich, darum durften meine Kinder auch ohne mich zu ihnen.“
Nachdem Hadishats Leiche gefunden worden war, kam Robert K.s Mutter zu Zarema G.: „Sie saß auf meiner Couch, weinte bitterlich, zitterte am ganzen Körper und legte ihren Kopf auf meine Brust. Ich fand das eigenartig. Denn mir schien fast, als wolle sie getröstet werden. Dabei hatte doch ich gerade ein Kind verloren - und nicht sie.“
„Roberts Vater schickt mir jeden Tag Sprachnachrichten“
Die Familie des Täters lebt nun an einem unbekannten Ort - die Angst vor möglicher Rache ist groß. „Der Vater“, so Zarema G., „schickt mir jeden Tag Sprachnachrichten auf mein Handy. In denen er schluchzend beteuert, dass er keine Schuld an dem Drama hat. Und Robert auch nicht. Weil er angeblich seelisch sehr krank sei.“
All das ändert für Zarema G. aber nichts - denn ihre kleine Tochter kann niemand mehr zurückbringen ...
Kronen Zeitung, krone.at
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