Auf Druck der Eltern
Ramadan: Muslimische Kinder verweigern Prüfungen
Muslimische Eltern wollen, dass während des Ramadan mehr Rücksicht auf die Schüler genommen wird und etwa keine Prüfungen stattfinden. Der Deutsche Lehrerverband klagt zudem über Unterrichtsprobleme, da sich immer mehr muslimische Schüler strikt an die Einhaltung des Fastenmonats halten. „Sehr viele Schüler nehmen das Fasten inzwischen sehr ernst“, so Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger. Viele Kinder seien dadurch entkräftet.
An Schulen mit vielen Schülern mit Migrationshintergrund sei das Verhalten im Ramadan zu einem zentralen Thema und auch zu einem Problem geworden, sagte Meidinger. So werde seitens der muslimischen Elternschaft teils starker Druck auf die Schulleitungen ausgeübt, in dem Fastenmonat keine Leistungsprüfungen oder schulischen Exkursionen anzusetzen.
„Schüler sind dadurch entkräftet“
Der Schüler Idris fastete bereits vergangenes Jahr zum ersten Mal. Das Fasten mit der Schule zu kombinieren, fiel ihm allerdings nicht leicht: „Das war schwer, weil ich viel Training hatte, und dann war ich immer sehr durstig“, so der Bub im Gespräch mit dem ZDF. „Schüler sind dadurch entkräftet“, beklagt der Deutsche Lehrerverband. Bei Sportfesten seien sogar schon Kinder infolge des Fastens zusammengebrochen.
„Rücksichtnahme wird erkauft“
Schwierig werde es vor allem, wenn die religiösen Belange einzelner Schüler alle einschränkten, sagte der Präsident des Lehrerverbands. „Die Rücksichtnahme wird dadurch erkauft, dass sich Prüfungen für alle Schüler in einem bestimmten Zeitraum massieren - das geht nicht.“ In Deutschland begann der Fastenmonat Ramadan an diesem Mittwoch.
Familienministerin Franziska Giffey warnte im „Spiegel“ vor der strikten Auslegung des Fastens in der Schule. Die Gesundheit und das Wohl der Kinder müssten im Mittelpunkt stehen, forderte die SPD-Politikerin. „Kinder müssen regelmäßig trinken und essen, sonst können sie nicht mehr aufmerksam dem Unterricht folgen - und manche klappen sogar im Sportunterricht zusammen.“
„Es darf keine Diskriminierung geben“
Religiöses Fasten dürfe die Kinder nicht in ihrer Gesundheit und auch nicht in der Schule einschränken. In der Schule müsse über den Ramadan gesprochen werden, damit die Lehrer Bescheid wüssten, sagte Giffey weiter. Es gehe vor allem auch darum, dem Gruppendruck, der häufig unter Schülerinnen und Schülern aufkomme, entgegenzuwirken. „Da darf es keine Diskriminierung geben, egal ob jemand fastet oder nicht“, betonte Giffey.
Das Fasten im Ramadan
Während des Fastenmonats dürfen die Gläubigen von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang nicht essen oder trinken, nicht rauchen und keinen Geschlechtsverkehr haben. Davon ausgenommen sind Kranke, Reisende, Kinder und Frauen während der Schwangerschaft oder im Wochenbett. Das Fasten im Ramadan zählt als eine der fünf Säulen des Islam zu den Grundpflichten der Gläubigen.
Der islamische Kalender besteht aus zwölf Mondmonaten mit 29 oder 30 Tagen. Ein Jahr hat demnach 354 oder 355 Tage - es ist damit kürzer als der Gregorianische Sonnenkalender mit seinen 365 bzw. 366 Tagen. Darum wandern die Monate - und mit ihnen der Ramadan - durch die Jahreszeiten.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.