Auftritt in Sarajevo
1300 Türken aus Österreich jubelten Erdogan zu
Zum Wahlkampfauftritt des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Sarajevo sind rund 1300 Menschen aus Österreich angereist. Insgesamt nahmen nach Angaben der Polizei des Kantons Sarajevo etwa 15.000 Auslandstürken an der Veranstaltung teil, um ihrem „Sultan“ zuzujubeln. Die größte Abordnung kam - auch bedingt durch das dortige Auftrittsverbot türkischer Politiker - mit etwa 5000 Teilnehmern aus Deutschland.
Vor allem junge Männer entstiegen am Sonntag den Bussen in Volksfest-Stimmung. Sie schwenkten große türkische Fahnen, viele trugen rote T-Shirts mit Stern und Halbmond, einige Fan-Schals mit der türkischen und der bosnischen Flagge. Hardcore-Fans hatten ihre Plätze in der für die Olympischen Winterspiele 1984 erbauten Zetra-Halle schon Stunden vorher eingenommen, skandierten „Sultan Erdogan“ oder „Recep Tayyip Erdogan, unser Führer“, berichtete der „Kurier“ am Sonntag.
Erdogan-Fans fühlten sich von kroatischen Behörden schikaniert
Um ihren Präsidenten sehen zu können, hatten die Fans teils stundenlange Anreisen auf sich genommen. Vor allem an der kroatischen Grenze kam es zu langen Wartezeiten, was viele der Erdogan-Fans als Schikane der Behörden werteten. „Wir sind auf die Grenze gekommen von Kroatien und sind auf einen Haufen Busse gestoßen“, berichtete ein Deutsch-Türke in einem am Samstag auf Twitter verbreiteten Video.
„Voller Liebe im Herzen“
Ein Bus voller türkischer Erdogan-Fans habe sieben Stunden gewartet, andere fünf Stunden „nur weil sie die türkische Flagge gezeigt haben“. Auch sein Bus sei am kroatisch-bosnischen Grenzübergang zweieinhalb bis drei Stunden gestanden: „Die haben uns richtig schikaniert hier.“ Doch das sei „völlig egal“: Die Behörden könnten schikanieren wie sie „lustig“ seien, Tausende Menschen seien „voller Liebe im Herzen zu ihrem Präsidenten Recep Tayyip Erdogan“ gefahren.
Balkan-Kenner erklärten allerdings, dass langes Warten an der kroatischen Grenze „ganz normal“ sei. Kroatien bemühe sich besonders und kontrolliere die Grenze sehr gründlich. Das Ziel des EU-Mitgliedslandes sei ein Beitritt zum Schengenraum.
Türkei kritisiert Verbot von Wahlkampfauftritten in Deutschland
Dass besonders viele Türken aus Deutschland wegen des dortigen Auftrittsverbots für ausländische Amtsträger aus Nicht-EU-Staaten nach Sarajevo reisen mussten, nahm Vize-Regierungschef Recep Akdag zum Anlass, um gegen die deutsche Regierung zu wettern.
„Es ist das demokratische Recht dieser Menschen, dass sie im Wahlkampf von Politikern aller türkischen Parteien über deren Ziele und Ideen informiert werden“, sagte er der „Welt“. Es sei wichtig, dass die deutsche Bundesregierung dieses demokratische Recht nicht verletze. Seine Regierung verstehe nicht, warum solche Auftritte in Deutschland jahrelang möglich waren „und jetzt plötzlich alles anders sein sollte“.
Knapp drei Millionen stimmberechtigte Auslandstürken
In der Türkei finden am 24. Juni Präsidenten- und Parlamentswahlen statt. Die Stimmen der Auslandstürken sind dabei für Präsident Erdogan besonders wichtig. Beim türkischen Verfassungsreferendum im vergangenen Jahr waren knapp drei Millionen Auslandstürken als stimmberechtigt registriert, sie stellten damit rund fünf Prozent aller türkischen Wahlberechtigten. Die größte Gruppe bilden die 1,4 Millionen wahlberechtigten Türken in Deutschland.
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