„Krone“-Interview

Sportlerin (27): „So entkam ich meinem Entführer“

Steiermark
25.07.2019 06:00

Knapp entkam am Dienstag im steirischen Kumberg eine Spitzensportlerin dem Tod. Nathalie Birli (27) wurde von einem psychisch Kranken mit dem Auto angefahren und schwer verletzt. Dann schlug sie der 33-Jährige nieder, fesselte sie, brachte sie in sein Haus, versuchte erst, sie zu ersticken, dann zu ertränken. Der „Krone“ schilderte sie ihr Martyrium - und wie sie ihrem Peiniger entkam.

„Krone“: Das Wichtigste, Frau Birli: Wie geht es Ihnen?
Nathalie Birli: Den Umständen entsprechend. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass die Cobra diesen Typen gefasst hat. Ich muss jetzt zur Polizei, meine Aussage machen. Und zuerst ins Krankenhaus. Ich war eine Zeit lang bewusstlos und weiß nicht, ob mich dieser Irre missbraucht hat.

Nathalie Birli (Bild: Gepa)
Nathalie Birli

Wie hat alles angefangen?
Ich bin am Nachmittag gegen 16.30 Uhr radfahren gegangen. In der Zwischenzeit hat mein Lebensgefährte auf unseren 14 Wochen alten Sohn aufgepasst. Nach einer Stunde wollte ich daheim sein.

Auf dieser Schotterstraße stieß der Entführer die Radfahrerin nieder. (Bild: Christian Jauschowetz)
Auf dieser Schotterstraße stieß der Entführer die Radfahrerin nieder.

Und dann?
Es muss gegen 17 Uhr gewesen sein, auf einem Schotterweg im Ortsteil Hofstätten. Plötzlich hat mich ein roter Kastenwagen angefahren. Ich bin gestürzt, der linke Unterarm war gebrochen. Ein Mann ist ausgestiegen, hat mir mit einem Holzstecken auf den Kopf geschlagen, mich mit Isolierband gefesselt und mich auf den Rücksitz geworfen. Dann muss ich eine Zeit lang bewusstlos gewesen sein.

Das Fahrzeug des Täters. (Bild: Christian Jauschowetz)
Das Fahrzeug des Täters.
Mit diesem Holzknüppel wurde Natalie Birli niedergeschlagen. (Bild: Christian Jauschowetz)
Mit diesem Holzknüppel wurde Natalie Birli niedergeschlagen.

Was für ein Horror!
Ja. Als ich zu mir gekommen bin, war ich nackt und in einem alten Haus an einen Sessel gefesselt. „Tu, was ich will - morgen bist wieder frei“, hat der Täter gesagt. Ich hab gespürt, dass ich in einem abgelegenen Haus bin und mich dort sicher niemand finden wird.

(Bild: Christian Jauschowetz)

Was wollte der Täter?
Er war voller Hass. Er hat mir die Augen verbunden, mich gezwungen, Wein und Schnaps zu trinken. Und er hat immer ein Messer in der Hand gehabt. Plötzlich hat er mir Mund und Nase zugehalten und wollte mich ersticken. Er hat von mir abgelassen, aber dann ...

Dann?
Dann hat er mich gezwungen, in eine Badewanne mit kaltem Wasser zu steigen, und wollte mich ertränken. Ich hab’s ihm ausgeredet.

Die Ermittler am Tatort (Bild: Christian Jauschowetz)
Die Ermittler am Tatort

Sie sind mental stark ...
Offenbar ja. Mein Durchbruch war, als ich im Haus die vielen Orchideen gesehen habe. Ich hab sie bewundert, und plötzlich war der Täter nett zu mir. Er wäre Gärtner, hat er gesagt, und mir plötzlich über sein verpfuschtes Leben erzählt: dass der Vater gestorben, die Mutter dem Alkohol verfallen wäre und ihn seine Freundin mit einem anderen betrogen hätte.

Was ist dann passiert?
Ich hab dem Mann einen Vorschlag gemacht. „Sagen wir, es war ein Unfall“, hab ich ihm angeboten, „und du lässt mich jetzt gehen.“ Er ist auf den Handel eingegangen, hat mich von den Fesseln befreit. Ich durfte mich anziehen, dann hat mich der Täter bis vor die Haustür gebracht. Ich bin sofort rein ins Haus, hab die Tür verriegelt und meinen Lebensgefährten angerufen.

Porträt von Manfred Niederl
Manfred Niederl
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