Seit 1972 - also seit genau 50 Jahren - wird auf dem Biobauernhof von Familie Appler-Wach in Arzl bei Innsbruck zertifiziert biologisches Gemüse angebaut. Und schon seit 46 Jahren betreibt Familie Appler-Wach ihren Stand in der Innsbrucker Markthalle. Dort wird Dienstag, Freitag und Samstag jeweils von 8 bis 12.30 Uhr von der Artischocke bis zur Zucchini alles in bester Bioqualität angeboten. Die Erfolgsgeschichte der Familie hatte auch kuriose Wendungen!
Wer regelmäßig in die Bauernhalle zum Einkaufen kommt, kennt „die Loni“. Und sie kennt ihre Kunden - nach 46 Jahren durch und durch, mit allen geschmacklichen Vorlieben und auch mit so mancher Lebensgeschichte. „Das 50-jährige Jubiläum unseres Biobauernhofes nehme ich gerne zum Anlass, um auch einmal unseren treuen Kundinnen und Kunden herzlich Danke zu sagen. Viele von ihnen begleiten uns schon in der 2. und 3. Generation. Auch bei uns stehen mit meinem Sohn Christoph und Enkel Johannes bereits die nächsten beiden Generationen mit am Stand.“
Über 30 Stück Vieh im Stall sorgen zum einen dafür, dass wir ausreichend organischen Dünger zur Verfügung haben, um ein durchgehendes Kreislaufsystem im Betrieb zu ermöglichen. Zum anderen wird daraus Bio-Speck und Biobutter hergestellt.
Loni Appler-Wach
Über 50 verschiedene Gemüsesorten gedeihen auf den weitläufigen Feldern in und um Arzl. Produziert wird nahezu alles, was saisonal möglich ist: Kartoffel, Salate, Paprika, Kohlrabi, Karotten, Rohnen, Kraut, verschiedene Kürbisse, Kräuter und vieles mehr. „Über 30 Stück Vieh im Stall sorgen zum einen dafür, dass wir ausreichend organischen Dünger zur Verfügung haben, um ein durchgehendes Kreislaufsystem im Betrieb zu ermöglichen. Zum anderen wird daraus Bio-Speck und Biobutter hergestellt“, erklärt Loni Appler-Wach.
Bio-Pionier seit 1972
Luis Wach - Gründungsmitglied und erster Landesobmann von Bio Austria - stellte die familieneigene Landwirtschaft Anfang der siebziger Jahre auf Bio um. Seit 1972 ist der Hof der erste anerkannte Biobetrieb Tirols. Luis Wach feierte heuer seinen 87. Geburtstag und gemeinsam mit seiner Familie blickt er auf ein bewegtes Leben mit Höhen und Tiefen zurück. Nach seiner Hofübernahme war sein erster Schritt, auf chemische Spritzmittel zu verzichten. Biologisches Saatgut zu bekommen, erwies sich als schwierig: „Damals mussten die Pflanzen aus Samen selbst gezogen werden, da es kein Pflanzgut zu kaufen gab“, erzählt er.
Auf dem Markt war damals hauptsächlich noch ungebeiztes, unverändertes Saatgut erhältlich und Vielfalt war gering. Die Sorten waren grob und hatten lange nicht das geschmackliche Potenzial wie heute.
Luis Wach
Das Saatgut von Kraut und Rüben hat die Familie selber vermehrt. Bio-Sauerkraut wurde dabei zum Bestseller in den Filialen unterschiedlicher Lebensmittelhändler und bei vielen Gasthäusern in Österreich. Sauerkraut und Erdäpfel waren im Winter die Haupteinnahmequelle, daneben gab es Blaukraut, schwarzen Rettich und Rüben. Dazu hielt Luis Wach fünf Milchkühe und die entsprechende Nachzucht.
Rechtsstreit um Bio-Sauerkraut
Anfangs wurde das ökologische Engagement der Familie eher kritisch beäugt und belächelt, aber meistens als Spinnerei abgetan. Loni Appler-Wach weiß beispielsweise von einem kuriosen Rechtsstreit zu berichten: Familie Wach hatte sich erlaubt für ihr Bio-Sauerkraut 10 Groschen mehr zu verlangen, als das Landespreiskuratel vorgab. Dafür wurden sie angezeigt und kamen vor Gericht. Ein Rechtsanwalt aus Schladming hatte sich bereit erklärt, die Familie kostenlos zu vertreten. Nach gut zwei Jahren kam es dann zum Urteil. Der Richterspruch lautete: „Es ist rechtens, dass man für Bio-Produkte mehr verlangen kann.“
Dieses Urteil war für die österreichische Biobewegung immens wichtig - ein Präzedenzurteil war damit zur Hand. Mitte der 70er Jahre erschienen auch erste positive Medienberichte zum Biobetrieb. „Biolandbau kam damit bei den Menschen an und wurde auch glaubwürdig“, erzählt die Biobäuerin. Und mit der Eröffnung des Markthallenstandes 1976 konnte nach kurzer Zeit schon eine große Anzahl an Stammkunden verzeichnet werden.
Zukunftsweisende Entscheidung
Nach Tochter Loni ist auch Enkel Christoph Appler in die Landwirtschaft eingestiegen. Zwar wollte er nie Bauer werden, sondern Jus studieren, aber er entdeckte Freude an der Landwirtschaft und hat sich umentschieden. Es folgten arbeitsreiche Jahre, in denen an der Konzeption der Bewirtschaftung gearbeitet, Investitionen getätigt und die Anbaufläche verdoppelt wurde. „Die Sortimentsbreite haben wir nie aufgegeben“, erklärt er. „Die Markthalle ist für die Vielfalt optimal, der Lebensmittel-Einzelhandel hilft uns Mengen umzuschlagen.“
Mein Großvater hat damals den einzig richtigen und zukunftsfähigen Weg der landwirtschaftlichen Produktion eingeschlagen, da bin ich mir sicher!
Christoph Appler
„Habe nicht umsonst gearbeitet“
Luis Wach ist in seinem hohen Alter sehr zufrieden, wie es jetzt ist: „Ich sehe alle Tage, dass ich nicht umsonst gearbeitet habe. Der Biobetrieb ist meine Herzensangelegenheit und wird so geführt, wie ich es mir vorgestellt habe!“ Christoph Appler ist es wichtig, in der Landwirtschaft frei tätig zu sein: „Die freie Entscheidungskraft als Landwirt ist etwas Großartiges, mit allen Konsequenzen. Mein Großvater hat damals den einzig richtigen und zukunftsfähigen Weg der landwirtschaftlichen Produktion eingeschlagen, da bin ich mir sicher!“ Loni Appler hält fest: „Trotz der Prügel, die uns vor die Füße geworfen wurden und der vielen Schwierigkeiten sind wir emotional gefestigt und sicher, dass wir mit Bio auf der sicheren Seite der Landwirtschaft stehen.“
Familie Appler-Wach hat mittlerweile eine Betriebsgröße von 35 ha. Neben dem Gemüseanbau werden 18 Milchkühe sowie 20 Jungrinder im neuen Laufstall gehalten. Verkauft werden die Bio-Lebensmittel in der Markthalle Innsbruck sowie über die Bio Box Tirol. Weitere Abnehmer der Qualitätsprodukte sind Betriebsküchen sowie regionale Supermarktketten.
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