Signa-Kartenhaus

Mails an Kurz: Benko ließ Bankenprüfer ausforschen

Wirtschaft
01.05.2024 16:00

Die Bande zwischen René Benko und Sebastian Kurz dürften noch enger sein als bisher bekannt. Denn der Ex-Kanzler hat für den Signa-Boss im Sommer 2023 nicht nur eine 100-Millionen-Finanzierung an Land gezogen, sondern auch über eine Ausweitung einer seit 2022 bestehenden Vereinbarung verhandelt.

Es ging um eine Vereinbarung in Höhe von 150.000 Euro pro Monat, die über eine Schweizer Signa-Gesellschaft ab Juli 2023 „pauschal“ und zur Betreuung von Geldgebern an das Kurz-Unternehmen SK Management fließen sollten, wie Recherchen von „Krone“ und „News“ ergeben. Erstellt wurde der Vertragsentwurf von Kurz‘ ehemaligem Kabinettschef Bernhard Bonelli, der mit dem ehemaligen türkisen Frontmann seit dem Abschied aus der Politik in einem Wiener Ringstraßenbüro sitzt.

War ab 2022 für Benko tätig: Altkanzler Sebastian Kurz (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
War ab 2022 für Benko tätig: Altkanzler Sebastian Kurz

Für die Tätigkeiten bis Ende Juni 2023 sollte Kurz der Signa-Gruppe im September 2023, wie berichtet, rund 2,4 Millionen Euro in Rechnung stellen. Erhalten hat der Altkanzler aufgrund des im Herbst einsetzenden Konkurs-Dominos im Benko-Konglomerat jedoch nur noch 750.000 Euro. Nun sagt ein Kurz-Sprecher zu dem vorliegenden 150.000-Euro-Papier: „Zu dieser Zusammenarbeit ist es nicht gekommen. Es wurden weder Rechnungen gelegt, noch sind Zahlungen erfolgt.“

Auszug aus dem Vertragsentwurf zwischen Sebastian Kurz und einer Schweizer Signa-Gesellschaft (Ende Juli 2023) (Bild: Krone KREATIV/zVg.)
Auszug aus dem Vertragsentwurf zwischen Sebastian Kurz und einer Schweizer Signa-Gesellschaft (Ende Juli 2023)

Benkos Banken auf dem Prüfstand
Zündstoff birgt der Umstand, dass die vertragliche Erweiterung der gemeinsamen Aktivitäten von René Benko und Sebastian Kurz just zu einer Zeit verhandelt wurde, als sich das Signa-Kartenhaus bereits in bedrohlicher Schieflage befand. Benko hatte nicht nur ein internes Problem mit der Liquidität; er hatte vor allem ein externes Thema mit der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bankenaufsicht, die bei sämtlichen signifikanten Kreditinstituten in Deutschland und Österreich das Signa-Risiko auf den Prüfstand stellte. Seit Monaten waren Prüfer am Werk, auch aus der Österreichischen Nationalbank.

Und was tut der Finanzjongleur, als er spürt, dass bei den Banken die Nerven zu flattern beginnen? Er lässt die Namen wesentlicher Bankenprüfer ausforschen, wie vorliegende Unterlagen belegen. Mehr noch: Benko sollte auch Kurz involvieren.

Die Lebensläufe der gestrengen Prüfer
Am Sonntag, 23. Juli 2023, 13.31 Uhr, erhält Benko von seinem persönlichen Assistenten die Lebensläufe zweier führender Prüfer, die dem Vernehmen nach von einem großen Beratungsunternehmen recherchiert wurden. Der eine Kontrollor ist für die EZB tätig, der andere für die Österreichische Nationalbank.

Benko ließ sich die Lebensläufe der Bankenprüfer besorgen. (Bild: Krone KREATIV/zVg., Krone KREATIV)
Benko ließ sich die Lebensläufe der Bankenprüfer besorgen.

Nur drei Minuten später, um 13.34 Uhr, leitet Benko die Werdegänge von A. und B. (Namen der Redaktion bekannt, Anm.) an Sebastian Kurz weiter.

Um 13.38 Uhr antwortet Kurz an Benko:

„Danke!“

Zwei Tage später geht Benko noch einen Schritt weiter: Am späten Abend übermittelt der Signa-Kopf auch noch die interne Organisationsstruktur der zuständigen Aufsichtsbehörde an Kurz. 

Auch diese interne Organisationsstruktur wurde an Sebastian Kurz übermittelt. (Bild: Krone KREATIV/zVg.)
Auch diese interne Organisationsstruktur wurde an Sebastian Kurz übermittelt.

Zwei Altkanzler, ein Ziel
Aus welchen Gründen sendet Benko die Daten zweier Bankenprüfer, die der Signa offenbar ein Dorn im Auge sind, an den Altkanzler? Wollte Benko den bestens vernetzten Ex-Politiker Kurz etwa zu Interventionen bewegen?

Ein Sprecher von Sebastian Kurz teilt dazu mit: „Es gab keine Aktivitäten.“

Sebastian Kurz war jedenfalls nicht der einzige Ex-Politiker, den Benko für das brisante Banken-Thema einspannen wollte. Auch Millionenberater Alfred Gusenbauer sollte sich der heiklen Causa widmen.

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