Begonnen hatte die grauenhafte Mordserie bereits 1983. Doch die Täterinnen hatten Methoden angewandt, die kaum oder überhaupt nicht nachweisbar waren. Aufgeflogen war der Horror vom Pavillon V erst am 1. April 1989: Waltraud W. (32) und eine Komplizin hatten dem 82-jährigen Franz Kohout Insulin gespritzt, um ihn zu töten - doch in diesem Fall erkannte ein Arzt den rapiden Abfall des Zuckerspiegels. Er rettete dem Pensionisten das Leben und zeigte die Hilfsschwestern an.
Sechs Tage später legten die Stationsgehilfinnen die ersten Geständnisse ihrer Tötungsserie ab: Von 1983 bis 1989 hatten sie im Todespavillon unliebsame, sprich "lästige" oder "anstrengende" Patienten mit Rohypnol-Spritzen oder mittels "Mundpflege", wie sie es nannten, ermordet. "Da hat ein Schluckerl Wasser reinmüssen in den Mund. Mit der Spatel hab' ich die Zunge niedergedrückt", so eine Verurteilte - die Opfer erstickten qualvoll. Auch wenn die vier Frauen beim widerlichsten Prozess anno 1991 von "gnadenvoller Erlösung und Mitleidsmorden" sprachen, wurden alle vier verurteilt.
Frauen haben heute andere Identitäten
Im Jahr 2008 wurden die beiden letzten, zu lebenslanger Haft Verurteilten aber wegen musterhafter Führung und guter Resozialisierungschancen entlassen. "Sie haben immer fleißig gearbeitet und keine Schwierigkeiten gemacht", hieß es. Mit neuem Namen ausgestattet, leben die einstigen Todesengel seither wieder mitten unter uns - brav, bieder, geläutert.
Übrigens nicht nur die Mordschwestern haben ihre Namen geändert: Mittlerweile gibt es auch kein Spital Lainz mehr. Heute heißt die benachbarte Abteilung im Hietzinger Krankenhaus schlicht "Geriatriezentrum am Wienerwald".
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.