Würde man beim Nachwuchs schon früh nach späteren Neigungen und Talenten suchen, bei Ferdinand Habsburg hätte man diese leicht entdecken können. Schon als Kind rannte er im Ferrari-roten Rennanzug ums Haus und machte dazu laute Motorengeräusche. Wir erinnern uns auch an einen Besuch bei seiner Mama, Francesca Habsburg (57), vor vielen Jahren daheim in Salzburg: Der Knirps teufelte damals wild auf dem Kinderfahrrad über die Schotterwege des Anwesens, bis es ihn hinstreute und er nur unter großer Mühe kindliches Schmerz-Geplärr unterdrücken konnte. Das wäre auch unstandesgemäß gewesen.
Denn Habsburg junior ist so was wie ein Austro-Royal. Eigentlich wäre er "Kaiserlicher Kronprinz und Erzherzog von Österreich", wenn das heimische Adelsverbot von 1919 ihm diesen Titel nicht verbieten würde. Post mit entsprechender Anschrift erhält er dennoch. Ferdinand Zvonimir ist der Urenkel des letzten Kaisers und Sohn von Karl Habsburg (54, zwei Schwestern: Eleonore, 21, und Gloria, 16. Mit ihnen und dem Papa spricht er deutsch, mit der Mama und den Freunden englisch). Er ist österreichischer Staatsbürger.
Eigentlich heißt er Ferdinand Zvonimir Maria Balthus Keith Michael Otto Antal Bahnam Leonhard Habsburg-Lothringen. Als Nachwuchsrennfahrer in der "Formel Renault 2.0" startet er nur unter "Ferdinand Habsburg". Spitzname: "Double Eagle" nach dem Doppeladler, dem Hauswappen der Habsburg, der in stilisierter Form eher aussieht wie die Biene Maja und auf seinem Helm und auf dem Boliden prangt. Ein Rennhandschuh ist gelb, einer schwarz, wie die Flagge der einstigen österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie.
Fototermin in der Wagenburg von Schloss Schönbrunn, quasi dem Fuhrpark seiner Vorfahren, wo ab November auch sein Renault-Racer zwischen Krönungskutschen und Trauerwagen ausgestellt sein wird. Der hochgeschossene kleine Prinz durchschreitet lässig in Jeans und Hemd aus der Hose die historische Boxenstraße. Den Ort kennt er erst seit Kurzem durch Medientermine. Der Papa hat ihn als Kind nie durchgeschleppt, so wichtig und groß die Familiengeschichte auch sein mag. "Ich bin der Ferdinand", stellt er sich unverkrampft vor. Ein unglaublich sympathischer und wohlerzogener junger Mann mit dem nötigen Augenzwinkern und Humor. Am Sonntag hat er seinen 18. Geburtstag, den Führerschein besitzt der Nachwuchsrennfahrer erst seit vier Tagen, die Matura seit einem Monat. Selbst wenn er durch die Verfassung nie Kaiser sein wird: Seine sportliche Leistung will er dennoch in der Formel 1 krönen.
"Krone": Sie haben einen unglaublich langen Namen: Ferdinand Zvonimir Maria Balthus Keith Michael Otto Antal Bahnam Leonhard Habsburg-Lothringen. Können ...
Habsburg (lacht): Nein, ich kann ihn nicht aufsagen. Bitte einfach nur Ferdinand! Oder "Double Eagle". Den Spitznamen hab' ich erfunden, weil ich eine Verbindung zu meiner Familie haben wollte. So nenn ich mich auch auf Twitter. Meine Familiengeschichte zu ignorieren, das wäre ja blöd.
"Krone": Wie müsste man Sie traditionell eigentlich korrekt ansprechen?
Habsburg (merkbar verlegen): "Eure Kaiserlich-Königliche Hoheit." Ich bekomme Post und Einladungen, wo das so steht. Ich selbst darf den Titel nicht führen, das ist verboten. Ich hab' nachgeschaut: Dann müsste ich Strafe zahlen. 18 Cent! (amüsiert sich) Das Gefühl, dass ich auch künftiger Kaiser hätte sein können? Für mich ist das normal. Ich kenne es ja nicht anders.
"Krone": Hilft der Name Habsburg bei der Sponsorensuche im Sport?
Habsburg: Er ist ein Türöffner, aber er erhöht die Erwartungen. Keiner bezahlt mich nur für meinen Namen. Eine Saison in der Formel Renault kostet 400.000 Euro. Das meiste Geld kommt von meinen Eltern. Über die Foundation meiner Mutter. Dafür bin ich sehr dankbar. Aber ich muss auch vor dem Stiftungsvorstand Rechenschaft ablegen und Leistung zeigen. Da wird genau geschaut.
"Krone": Wann haben Sie das erste Mal Ihre Rennleidenschaft bemerkt?
Habsburg: Ich bin schon als Kind im roten Rennoverall ums Haus gelaufen und hab' Motorengeräusche dazu gemacht. Später bin ich Kartrennen gefahren, mit 16 bin ich in die Lechner Racing School, 2014 war meine erste Rennsaison.
"Krone": Wie haben Ihre Eltern reagiert?
Habsburg: Ihnen war wichtig, dass ich meine Matura in der internationalen Schule mache. Die habe ich seit 22. Mai. Jetzt kann ich mich nur auf den Sport konzentrieren! Beide haben mich immer eher ermutigt als gebremst. Als meine Mutter gesehen hat, dass ich mich für Musik und Sport interessiere, hat sie gesagt: "Dann werde halt Rockstar oder Rennfahrer. Aber mach was draus!" Sie ist ja selbst cool und geht gern ans Limit. Von ihr habe ich auch das Interesse an Kunst.
"Krone": Wie darf man sich ein Leben als Nachwuchs-Kaiser vorstellen? Im Schloss und Privatjet?
Habsburg (lacht auf): Ich wohne bei meinen Eltern in einer Wohnung in Wien. Ich würde allerdings lieber wieder in Salzburg leben. Beide haben immer auf gute Manieren geschaut: Ellbogen am Tisch, so wie jetzt grad - da täten sie schimpfen. Ich bin mit der U-Bahn in die Schule gefahren. Und ich hab' auch noch kein eigenes Auto. Ich fahre mit dem Passat vom Papa oder dem Polo von der Mama.
"Krone": Die Mama fährt einen VW Polo???
Habsburg: Na ja, einen Porsche Cayenne hat sie auch. Aber wenn ich den volltanken muss, das kann ich mir ja nicht leisten!
"Krone": Sind Sie immer noch Single?
Habsburg: Eine Freundin hab' ich schon. Mehr will ich nicht sagen.
"Krone": Mit 1,85 m sind Sie sehr groß für einen Rennfahrer. Haben Sie da kein Problem im Cockpit?
Habsburg: Es wird schon knapp. Wachsen sollte ich nicht mehr. Der Papa ist aber 1,95 Meter.
"Krone": Sie feiern am Sonntag 18. Geburtstag. Was bedeutet das für Sie?
Habsburg: Ich muss jetzt mehr Responsibilities in der Familie übernehmen. Aber der Papa teilt mich eh noch wenig ein. Den Führerschein hab' ich auch seit ein paar Tagen. Und morgen darf ich zu Formel-3-Tests! Das ist eigentlich das größte Geschenk. Drum wird auch nicht groß gefeiert oder Alkohol getrunken. Ich werde mich auf die Tests vorbereiten und konzentrieren.
Niki Lauda über Ferdinand Habsburg: "Ein hochintelligentes talentiertes Bürscherl!"
"Ich beobachte seinen Werdegang sehr genau und habe mich auch schon ein paar Mal mit ihm unterhalten. Ferdinand ist ein hochintelligentes Bürscherl, das nicht auf den Promi-Bonus setzt, sondern auf Ernsthaftigkeit und Ehrgeiz. Mit Blaublut gewinnt man keine Rennen. Mit Benzin ist besser. Ferdinand zeigt Grundspeed und Spirit und hat enorme analytische Fähigkeiten. Beim Alex Wurz ist er in besten Händen. Er muss seine Karriere nun klug und strategisch Schritt für Schritt planen."
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