Grausame Szenen
TV-Doku zeigt blutigen Alltag in Saudi-Arabien
Eine neue TV-Dokumentation des US-Senders PBS zeigt den blutigen Alltag in Saudi-Arabien. Öffentliche Enthauptungen, Auspeitschungen oder das Erhängen an Baukränen - für die Bewohner des Golfstaates durchaus nicht ungewöhnlich. Ein Platz in Riad wurde sogar unter dem Namen "Chop Chop Square" berühmt, weil dort besonders viele Enthauptungen stattfinden. Doch trotz der prekären Menschenrechtslage sind die Ölscheichs globale "Big Player". Auch nach Österreich gibt es enge Verbindungen.
Eine Frau kniet schreiend auf dem Bürgersteig, umringt von Polizisten. Vor ihr steht der Henker im typisch weißen Gewand. Die in Schwarz gekleidete, offenbar aus Burma stammende Frau soll ihre Stieftochter getötet haben. Sie schreit immer wieder: "Ich habe es nicht getan." Der Henker zieht die Frau an ihrem Schleier nach unten. Dann schlägt er ihr den Kopf ab. Eine Blutlache ergießt sich über den Boden.
Szenen der TV-Dokumentation "Saudi Arabia Undercover", die am 29. März auf dem Online-Sender PBS gratis zu sehen sein wird. Das saudische Königreich gehört zu den Ländern mit den meisten Hinrichtungen weltweit. Öffentliche Enthauptungen gehören dort zum blutigen Alltag, ebenso das Erhängen auf Baukränen, wie in der Doku zu sehen ist.
Bereits 70 Hinrichtungen seit Jahresbeginn
Anfang März hatten die saudi-arabischen Behörden die 70. Hinrichtung seit Jahresbeginn verkündet. 2015 wurden nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP insgesamt 153 Todesurteile vollstreckt. Im Vorjahr waren es noch 84 Exekutionen gewesen. In Saudi-Arabien steht auf Terrorismus, Mord, Vergewaltigung, bewaffneten Raub und Drogenhandel die Todesstrafe. Aber auch Delikte wie das "Abfallen vom Glauben", "Hexerei" und Ehebruch können mit dem Tod bestraft werden. Riad argumentiert mit der abschreckenden Wirkung.
Ein Experte, der in der Dokumentation zu Wort kommt, zeigt auch eine andere Seite des brutalen Systems: "Das soll Dissidenten abschrecken. Sie (das saudische Königshaus, Anm.) dulden keinerlei Opposition."
Nicht nur die Todesstrafe, sondern auch öffentliche Auspeitschungen stehen in dem streng muslimischen Land auf der Tagesordnung. Der Fall des inhaftierten Bloggers Raif Badawi sorgte 2015 für Aufsehen. Er war zu 1000 Peitschenhieben verurteilt worden, weil er sich kritisch zur politischen Lage Saudi-Arabiens geäußert hatte.
Österreich: Streit um Abdullah-Zentrum und Schulen
Nach dem Urteil verdichtete sich die Kritik am in Wien ansässigen König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog. Eine Schließung des Zentrums wurde zwar angeregt, doch bislang nicht umgesetzt.
Auch im österreichischen Bildungswesen mischt Saudi-Arabien mit: So sponsert das Golf-Königreich hierzulande zahlreiche muslimische Kindergärten, Schulen und Vereine. Einem davon untersagte der Wiener Stadtschulrat im Jänner 2015 den Betrieb.
Neben den Menschenrechtsverletzungen, die in der TV-Dokumentation schonungslos dargestellt werden, gibt es wohl kaum ein Thema, das die innere Widersprüchlichkeit des Wahhabiten-Staates deutlicher zeigt als Stellung und Rechte der Frau.
Buchstäbliche Auslegung der Scharia
In der sunnitisch dominierten Golfmonarchie wird die Scharia, das islamische Recht, noch buchstäblich ausgelegt. Das hat etwa zur Folge, dass Frauen ohne Zustimmung ihres Vaters, Bruders oder Onkels selbst fast keine Entscheidungen treffen dürfen. Sogar die Wahl der Arbeit oder eine Auslandsreise müssen erst durch ein männliches Familienmitglied genehmigt werden. Den Pass der Ehefrau kann der Herr im Haus im Internet im Handumdrehen annullieren lassen.
Auch Autofahren ist für Frauen nach wie vor tabu: Aktivistinnen, die sich trotzdem ans Steuer setzten, landen oft im Gefängnis. In der Öffentlichkeit müssen sich Frauen verhüllen, Kopftuch und ein schwarzer Mantel, die Abaya, sind im Wüstenstaat Pflicht.
Video: Der Trailer zur PBS-Dokumentation "Saudi Arabia Undercover"
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