Es war ein grauenhafter Unfall: Eine Arbeiterin (55) aus dem oberösterreichischen Waldhausen geriet Anfang Mai mit ihren langen Haaren in einem Verteilerzentrum in Perg in ein Förderband. Die Frau wurde dabei buchstäblich skalpiert. Zwei plastischen Chirurgen des Linzer Kepler-Uni-Klinikums gelang es, die Kopfhaut wieder anzunähen.
Der zweifachen Mutter wurde die Kopfhaut von den oberen Augenlidern bis knapp über dem hinteren Haaransatz richtiggehend abgezogen. "Es hat furchtbar geblutet. Mein Chef und meine Kollegin haben ihre Leiberln ausgezogen und mich damit verbunden. Sie haben mir sehr geholfen", sagt Ingrid Heilmann im Interview mit der "Krone".
Die Schwerverletzte wurde vom "C 10" ins Linzer Kepler-Uni-Klinikum geflogen. Mit an Bord in einer Kühlbox: der "Skalp". "Die Kopfhaut lag direkt auf Eis, am Anfang habe ich schon das Schlimmste für das Gewebe befürchtet. Denn wenn es gefroren ist, kann man es nicht mehr verwenden. Also abgetrennte Körperteile bitte in ein Sackerl geben, das in einen Behälter mit Eiswasser gehört", erklärt der plastische Chirurg Georg Huemer, der mit seinem Kollegen Manfred Schmidt die schwierige Retransplantation übernahm.
Das eingespielte Ärzte-Duo nähte der zweifachen Mutter in einer vierstündigen Operation die Kopfhaut wieder an. "Solche Fälle sind in Österreich sehr selten. Man kennt sie eher aus Indien, wo die Frauen meist lange Haare haben und die Sicherheitsbestimmungen nicht so streng sind", so Huemer. Für die OP musste der "Skalp" rasiert werden. Eineinhalb Monate später wachsen die Haare wieder.
"Der Kopf kommt mir ganz schwer vor"
"Mein Mann hat mir gesagt, dass ich neun oder zehn Tage auf der Intensivstation gelegen bin. Selber weiß ich es gar nicht mehr", so die Patientin, die wohl noch einige Zeit mit Schmerzen zu kämpfen hat: "Links zieht es noch ziemlich. Der Kopf kommt mir ganz schwer vor. Es ist, wie wenn ich einen ganz schweren Topf aufhaben würde. Ich bin auch bei jeder Berührung am Kopf sehr empfindlich." Am Freitag darf Heilmann endlich nach Hause. Lediglich kleinere Eingriffe könnten noch nötig sein.
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