Auf Videospiele basierende Filme haben zu Recht keinen besonders guten Ruf, bislang haben es sehr wenige Filmemacher hinbekommen, eine annehmbare Adaption eines Spielehits auf die Leinwand zu zaubern. Ob es Regisseur Justin Kurzel ("Macbeth") und Schauspieler Michael Fassbender ("X-Men: Apocalypse") mit der Verfilmung von "Assassin's Creed" (Kinostart: 27. Dezember) geschafft haben, den auf Hollywood lastenden Videospiele-Fluch zu bannen, erfahren Sie in der krone.at-Filmkritik.
"Super Mario Bros.", "Street Fighter", "Mortal Kombat", "Far Cry", "Resident Evil", "Silent Hill", "Doom", "Max Payne", "Lara Croft: Tomb Raider", "Need for Speed", "Hitman: Agent 47", "Dead or Alive","Prince of Persia", "Warcraft" und nun eben auch "Assassin's Creed" - die Liste der auf Games basierenden Filme ist lang. Mehrheitlich gemein ist ihnen, dass sie bei Fans wie Kritikern gleichermaßen durchfielen. Die Macher von "Assassin's Creed" waren sich aber sicher, dass sie das mit ihrer Adaption der erfolgreichen Ubisoft-Spielereihe "schon ordentlich genug hinbekommen haben".
Die Handlung ist schnell erzählt: Der zum Tode verurteilte Straftäter Callum Lynch (Fassbender) wird zum spielentscheidenden Faktor im Jahrhunderte andauernden Kampf zwischen dem Orden der Templer und den Assassinen. Lynch soll mit Hilfe der DNA-Zeitreisemaschine "Animus" in seinen Erinnerungen in die Vergangenheit reisen, um im Körper seines Vorfahren Aguilar de Agarorobo den Verbleib des Eden-Apfels auszuforschen. Aguilar lebte zur Zeit der Spanischen Inquisition und gehörte den Assassinen an. In Gegenwart und Vergangenheit kommt es schließlich zur Konfrontation zwischen den erbitterten Feinden.
Film will nicht nur Spiele-Fans zufrieden stellen
Fassbender, der auch als Produzent der Verfilmung fungierte, holte sich Marion Cotillard ("Inception") als Hauptdarstellerin an seine Seite und den Australier Kurzel als Regisseur zur Unterstützung. Mit beiden hatte der Hollywood-Star bereits in "Macbeth" erfolgreich zusammengearbeitet. Sowohl eingefleischte Fans der erfolgreichen Spielereihe als auch unbedarfte Kinobesucher würden zufrieden gestellt, gaben sich Fassbender und Kurzel vor dem Kinostart überzeugt von ihrem Werk.
Die Schwierigkeit für Regisseure bei auf Videospielen basierenden Filmen: die zumeist nicht-lineare und interaktive Handlung des Spiels in eine in sich schlüssige Leinwand-Form zu pressen. Kurzel gelingt das angesichts der Komplexität der Spiel-Vorlage - immerhin müssen gleich mehrere Erzählstränge in verschiedenen Zeitepochen untergebracht werden - binnen der gut zwei Stunden, die der Film dauert, erstaunlich gut.
Zugleich bleibt viel zu wenig Zeit, um wie im Spiel tiefer in die Materie einzudringen und die Vergangenheit zu ergründen. Nur szenenhaft vermittelt der Film einen Eindruck vom Spanien des 15. Jahrhunderts. Die wenigen Flashbacks, in denen Callum Lynch mittels "Animus" in die Welt seines meuchelnden Vorfahrens eintaucht, beschränken sich auf zwar gekonnt inszenierte, aber knappe Kampf- und Parcours-Szenen.
Viele Spiele-Highlights bleiben auf der Strecke
Vieles von dem, was das Spiel auszeichnet, nämlich die detaillierte Planung eines Attentats inklusive Spionage, Informationsbeschaffung und dem anschließenden Untertauchen in der Menge, bleibt so außen vor. Und kaum ist man in der Vergangenheit drin, wird man - wie im Spiel - auch schon wieder aus dieser herausgerissen. Vermutlich war es günstiger, den Konflikt zwischen Templern und Assassinen in der Gegenwart auszutragen.
Immerhin: Wer die Spiele mag, wird viele Elemente dieser auch im Film wiederfinden, allen voran Eden-Apfel, Glaubenssprung und Doppelklinge, um nur ein paar zu nennen. Selbst Störendes, wie die Tatsache, dass Wachen aller akrobatischen Fluchteinlagen zum Trotz immer einen Schritt voraus sind, um die Assassinen auf Dächern & Co. in Empfang zu nehmen, fand den Weg vom Spiel in den Film - ob unfreiwillig oder nicht, sei dahingestellt.
Stars und tolle Action können fade Geschichte nicht retten
Kinobesucher, die von den Spielen, auf denen "Assassin's Creed" basiert, keinen blassen Schimmer haben, bekommen immerhin einige packende Verfolgungsjagden und perfekt choreografierte Kämpfe vor spätmittelalterlicher Kulisse geboten. Leider können aber weder die spektakulären Kamerafahrten noch die als Wechselspiele von Licht und Schatten in Szene gesetzten Prügeleien im Spätmittelalter über die dünne Handlung hinwegtäuschen.
Das Schicksal von Protagonist Callum Lynch mag trotz einer bemühten Performance von Michael Fassbender nicht so wirklich mitreißen und auch die Bösewichte bleiben so farblos, wie der - passend in grau-blaues Licht getauchte - langweilige Handlungsstrang in der Gegenwart. Müde und schwach wirken Templer und Assassinen nach jahrhundertelangem Ringen - schnell macht sich ein lähmendes Gefühl breit, das sich auch auf den Zuseher überträgt. Wer am Ende den Sieg davonträgt, ist einem schlichtweg egal.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.