Die einen jubeln, die anderen sind entsetzt. Wie berichtet, hat das Bundesverwaltungsgericht den Bau der dritten Piste beim Flughafen Wien-Schwechat untersagt. Die Folgen: Weniger Luftverschmutzung, dafür gehen Abermillionen flöten.
Das neue Urteil sorgt in der Ostregion überall für politische Turbulenzen. Die Wiener Grünen können ihr Glück nicht fassen: Während sie beim Thema Smog in den vergangenen Tagen auffällig ruhig waren, schickten sie am Freitag eine Jubelmeldung in die Twitter-Welt. Darin zu lesen: "Die beste Nachricht für das Klima!" Nachdem die dritte Piste nicht kommt (der Flughafen will berufen), könne "Wien aufatmen!" Aber nicht zu kraftvoll bitte, auch am Freitag waren die Feinstaubwerte in Wien teilweise wieder "unbefriedigend".
Die SPÖ sieht das Pisten-Urteil anders und zweifelt das Erkenntnis des Bundesverwaltungsgerichtshofes an, der ja derzeit auch über den Lobautunnel entscheidet - Überraschungen auch hier nicht ausgeschlossen.
Was FÜR eine dritte Piste spricht:
Vor allem die Wirtschaftskammer fiel angesichts des neuen Urteils aus allen Wolken. "Die Entscheidung ist bedauerlich und aus standortpolitischer Sicht unverständlich", erklärte etwa Kammerpräsident Walter Ruck. Eine dritte Piste würde rund 20.000 neue Arbeitsplätze bringen, wenn man Lieferanten, Hotel-Angestellte sowie das neue Bord- und Bodenpersonal dazurechne. Schon jetzt arbeiten am Standort rund 20.000 Menschen, dazu kommen mehr als 52.500 Jobs, die indirekt mit dem Flughafen in Zusammenhang stehen.
Ganz klar: Eine neue Piste bringt noch mehr Menschen in die Ostregion. Waren es 2016 bereits 23 Millionen Passagiere, werden es laut Prognosen im Jahr 2025 schon 37 Millionen Fluggäste sein. Und jede weitere Million an Passagieren bewirkt 1000 zusätzliche Arbeitsplätze am Standort.
Dazu kommt, dass Wien derzeit heftig um die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) buhlt, die zu den "Brexit-Vertriebenen" gehört und das Vereinigte Königreich verlassen wird. In London veranstaltet die EMA rund zehn Konferenzen pro Woche: Abertausende Menschen, die problemlos fliegen und zeitgerecht landen möchten.
Was GEGEN eine dritte Piste spricht:
Kurzum der Klimaschutz. "Durch den Bau der dritten Piste am Flughafen Wien-Schwechat und den damit erhöhten Flugverkehr würden die Treibhausgasemissionen Österreichs deutlich ansteigen", heißt es in der Mitteilung des Bundesverwaltungsgerichts. Bei dem Bau würde es zu einer Zunahme aller CO2-Emissionen in Österreich in der Höhe von bis zu 2,02 Prozent kommen. Kritiker können dieses Argument nicht nachvollziehen, schließlich würde deshalb niemand nicht fliegen und Treibhausgase machen an Staatsgrenzen nicht Halt.
Weiteres Gegenargument: Mit der Errichtung würden 661 Hektar "hochwertiger landwirtschaftlicher Ackerboden für die Pflanzenproduktion unbrauchbar gemacht werden", so das Gericht.
Die Gegner des Flughafenausbaus zeigten sich am Freitag jedenfalls erfreut. Neben den Grünen jubelte auch die Wiener FPÖ über das Nein. Die Blauen sehen in einer dritten Piste eine "Potenzierung des gesundheitsschädlichen Fluglärms". Grund zur Freude gab es auch bei der Bürgerinitiative "Liesing gegen Fluglärm". Begrüßt wurde die Entscheidung ebenso von der Umweltorganisation WWF.
Michael Pommer und Isabella Kubicek, Kronen Zeitung
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