Wer in die USA reist, muss damit rechnen, dass der Grenzschutz seine elektronischen Geräte durchsucht und die Herausgabe der Passwörter erzwingt. Und zwar nicht nur bei Bürgern anderer Staaten, sondern sogar bei US-Staatsbürgern. Diese Erfahrung hat jetzt ein NASA-Forscher gemacht, der von den Behörden zum Entsperren seines Diensthandys genötigt wurde.
Sidd Bikkanavar ist gebürtiger US-Amerikaner und arbeitet als Techniker bei der NASA. In seiner Freizeit fährt er Solar-Autorennen - zuletzt im Jänner in Patagonien. Bei seiner Rückreise in die USA kam laut einem Bericht des IT-Portals "The Verge" jedoch das böse Erwachen: Der US-Grenzschutz ließ ihn nicht einreisen, sondern verlangte die Herausgabe seines Smartphones samt PIN-Code, um dieses zu durchsuchen.
Forscher wollte Diensthandy erst nicht herausgeben
Die Forderung erschien Bikkanavar aus mehreren Gründen problematisch. Zum einen hatte er seinem Arbeitgeber - immerhin die US-Raumfahrtbehörde - versprochen, sein Diensthandy an keine Dritten weiterzugeben. Zum anderen ist es auch in puncto Privatsphäre fragwürdig, wenn der Zoll von einem Staatsbürger bei der Einreise die Herausgabe sensibler privater Informationen verlangt.
Als sich Bikkanavar weigerte, sein Handy herauszugeben, hielten texanische Grenzschützer ihn fest. Sie übten dem Bericht zufolge so lang Druck auf ihn aus, bis er das Gerät schließlich herausgab und es für die Zöllner entsperrte. Diese verschwanden eine halbe Stunde mit seinem Smartphone, bevor sie es ihm wieder aushändigten und ihm die Weiterreise gestatteten.
Der Wissenschaftler übergab sein Smartphone zur Überprüfung an die IT-Abteilung der NASA - und machte den Fall in den sozialen Medien publik.
Fall Bikkanavar erregte große Aufmerksamkeit
Dort erregte Bikkanavars Fall ordentlich Aufmerksamkeit - auch, weil er zu jener Zeit publik wurde, als US-Präsident Donald Trump einen Einreisestopp über die Bürger von sieben muslimischen Ländern verhängte, durch den zahlreiche Menschen auf Flughäfen inner- und außerhalb der USA strandeten.
Tatsächlich hat der Fall aber nichts mit dem mittlerweile wieder gestoppten Einreisedekret zu tun. Der Betroffene glaubt aber, sein indischer Nachname sei mit ein Grund für die Probleme am Flughafen gewesen.
Zoll darf Elektronik tatsächlich durchsuchen
Wie das IT-Portal "Heise" berichtet, sind Durchsuchungen von Smartphones und Laptops bei Reisen in die USA schon seit 2008 gängige Praxis - bei Ausländern ebenso wie bei US-Bürgern. Vergangenes Jahr wurden nach einem Bericht der US-Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) auf diese Weise auch unter das Redaktionsgeheimnis fallende Journalisten an der Grenze genötigt, ihre Geräte zu entsperren.
Niemand ist zur Entsperrung verpflichtet
Dabei ist die Durchsuchung von Geräten bei begründetem Verdacht zwar prinzipiell legitim, Reisende können aber nicht zur Herausgabe ihrer Passwörter verpflichtet werden. Sind Geräte Grenzbeamten aber nicht sofort zugänglich, dürfen diese sie zur Anfertigung von Kopien einziehen und andere US-Behörden hinzuziehen. Außerdem werden Reisende bei dieser Prozedur lang aufgehalten. Scherereien, denen viele Reisende zu entgehen versuchen, indem sie kooperieren.
Künftig könnten derlei Aktionen bei Reisen in die USA übrigens noch häufiger werden. Trumps Heimatschutzminister John Kelly hat durchklingen lassen, dass man bei der Einreise in die USA auch Zugang zu den Social-Media-Profilen der Reisenden fordern könnte. Kelly im Gespräch mit NBC News: "Wenn sie nicht mit uns kooperieren wollen, dann kommen sie nicht herein."
So schützen Sie sich vor Privatsphäre-Strip
USA-Reisende müssen demnach damit rechnen, vom US-Grenzschutz zum Daten-Striptease genötigt und durchleuchtet zu werden. Eine Gefahr, die vom renommierten Technikmagazin "Wired" groß genug eingeschätzt wird, um einen Artikel zu veröffentlichen, mit dem Reisende US-Zöllnern ein Schnippchen schlagen können.
Die wichtigsten Tipps:
Interessante Randnotiz: Die in dem Artikel diskutierten Taktiken hat ein IT-Sicherheitsforscher eigentlich für Reisen in Länder konzipiert, in denen man eher mit Handy- und Laptopdurchsuchungen rechnen würde als in den USA: Namentlich Russland, China oder Nordkorea.
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