Die schwer angeschlagene Niki-Mutter Air Berlin hat einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt, nachdem ihr Großaktionär und Geldgeber Etihad Airways den Geldhahn zugedreht hat. Es sei derzeit nicht beabsichtigt, einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens für den österreichischen Ferienflug-Ableger Niki und die Leisure Cargo zu stellen, hieß es.
Der Flugbetrieb werde fortgeführt, teilte Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft am Dienstag mit. Die deutsche Regierung gibt Air Berlin einen Übergangskredit von 150 Millionen Euro. Er werde durch die staatliche Kfw-Bank gewährt und sichere den Flugbetrieb der insolventen Fluglinie für etwa drei Monate. Davon geht die deutsche Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) aus, wie sie am Dienstag sagte. Sie zeigte sich zuversichtlich, dass Air Berlin den Übergangskredit des Bundes zurückzahlen könne. Das sollte aus dem Erlös der Start- und Landerechte möglich sein.
Flugpläne und Tickets bleiben gültig
Air Berlin betonte, dass ihre Flugpläne weiter gültig blieben und alle Flüge stattfänden. Gebuchte Tickets behalten demnach ihre Gültigkeit, alle Flüge seien weiterhin buchbar. "Wir arbeiten unermüdlich daran, in dieser Situation das Beste für das Unternehmen, für unsere Kunden und unsere Mitarbeiter zu erreichen", teilte Unternehmenschef Thomas Winkelmann am Dienstag mit.
Insolvenz bereitet Urlaubern Sorgen
Die ungewisse Zukunft von Air Berlin und ihrem Ferienflugableger Niki sorgt dennoch für Sorgenfalten bei so manchem Urlauber. Allerdings: Pauschalreisende brauchen sich kaum Gedanken zu machen, denn bricht der gebuchte Flug weg, müssen nicht sie, sondern der Reiseveranstalter sich um einen Ersatzflug kümmern.
Anders sieht es für Kunden aus, die Flug und Hotel getrennt gebucht haben. Sie müssen sich selbst einen anderen Flug buchen und für ausgefallene oder stark verschobene Flüge Entschädigungen einfordern. Und im Ernstfall, einer totalen Pleite, können sie sich mit einer Forderung nur an den Insolvenzverwalter wenden - mit ungewisser Aussicht auf eine Rückzahlung.
Übernimmt Rivale Lufthansa Teile der Airline?
Verhandlungen unter anderem mit dem Konkurrenten Lufthansa über einen Verkauf von Betriebsteilen würden bereits laufen, erklärte Air Berlin. Lufthansa bestätigte, dass sich die Fluglinie mit Air Berlin bereits in Verhandlungen über den Erwerb von Teilen des Unternehmens befinde und sich damit auch die Möglichkeit zur Einstellung von Personal biete.
Schuldenberg von 1,2 Milliarden Euro
Air Berlin schreibt seit 2008 fast ununterbrochen Verluste. Lediglich 2012 hatte es einen kleinen Gewinn gegeben, nachdem man das eigene Vielfliegerprogramm an den Großaktionär Etihad Airways verkauft hatte. Alleine im Vorjahr verbuchte Air Berlin mit gut 780 Millionen Euro einen Rekordverlust. Zusammen mit den Verlustvorträgen der vergangenen Jahre hat sich auf diese Weise ein Schuldenberg von rund 1,2 Milliarden Euro angehäuft.
Aktie bricht um 50 Prozent ein
An der Frankfurter Börse sind die Aktien der Air Berlin am Dienstagnachmittag um nahezu die Hälfte ihres Werts abgestürzt. In der Spitze verloren die Papiere rund 50 Prozent, gegen 14.30 Uhr lagen sie noch immer um satte 47 Prozent im Minus. Zwischenzeitlich wurde die Aktie sogar vom Handel ausgesetzt.
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