Machtkampf verloren
Trump feuert seinen Einflüsterer Steve Bannon
Der ultrarechte Chefstratege und Einflüsterer von US-Präsident Donald Trump, Steve Bannon, verlässt das Weiße Haus. Offiziell hieß es von der Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Huckabee, dass sich Bannon und der Stabschef des Weißen Hauses, John Kelly, darauf geeinigt hätten, dass "heute Steves letzter Tag" sei. Einem Insider zufolge wurde der 63-Jährige aber zu diesem Schritt gedrängt: "Sie gaben ihm die Möglichkeit zurückzutreten mit dem Wissen, dass er dazu gezwungen werden würde."
Einem Insider zufolge, der mit der Entscheidung vertraut ist, hatte Trump den Entschluss "in den vergangenen Wochen" gefasst. Stabschef Kelly habe Bannons Rolle im Weißen Haus evaluiert. "Wir danken ihm für seine Dienste und wünschen ihm alles Gute", so Huckabee am Freitag.
Trump konnte "Präsident Bannon" nicht länger dulden
Bannon machte zuletzt einen Fehler, der seiner angeblich so überragenden Klugheit stark entgegenstand: In einem Interview ließ er in Sachen Nordkorea mal eben die glatte Gegenposition zu seinem Feuer-und-Wut-Präsidenten erkennen. Und er erweckte auch sonst den starken Eindruck, eigentlich alles ziemlich gut alleine zu können und ganz genau zu wissen. Der Spitzname "Präsident Bannon" kam nicht von ungefähr. Das konnte Trump nicht lange ertragen und schließlich nicht mehr mit ansehen.
Bannon hatte sich viele Feinde geschaffen. Zuletzt hatte sich der Machtkampf zwischen dem 63-Jährigen und dem nationalen Sicherheitsberater H.R. McMaster dermaßen zugespitzt, dass laut Insidern das gesamte Beraterteam bereits destabilisiert gewesen sei. Mit Trump-Schwiegersohn Jared Kushner war Bannon lange überkreuz, und auch Trumps neuer starker Mann, Stabschef Kelly, wollte ihn aus dem Haus haben. Er könne Bannons "Machenschaften im Schatten" nicht ab, zitieren ihn US-Medien.
Zudem setzten moderate Republikaner den US-Präsidenten seit Längerem unter Druck, den ehemaligen Leiter des rechten Internetportals "Breitbart News" zu feuern. Auch war Bannon seit geraumer Zeit in den Verdacht geraten, vertrauliche Details aus dem Weißen Haus an Medien weitergegeben zu haben.
Ex-Breitbart-Chef "ein guter Mann, kein Rassist"
Bisher hatte Trump an seinem Chefstrategen festgehalten, auch weil ihm ein maßgeblicher Beitrag zum Wahlsieg des Immobilienunternehmers nachgesagt wird und weil Bannon von vielen der treuesten Anhänger Trumps an der Basis unterstützt wird. Gegenüber Kritikern verteitigte Trump Bannon stets. Dieser sei "ein guter Mann, kein Rassist", erklärte er. Er möge ihn, er sei ein Freund.
Der Sender CBS hatte am Montag unter Berufung auf eine nicht näher genannte Quelle berichtet, Bannon könnte schon am Ende der Woche seinen Job los sein. Laut einem Bericht der "New York Times" soll Medienmogul Rupert Murdoch bereits vor der Gewalt in Charlottesville Trump aufgefordert haben, seinen Chefstrategen zu feuern. Als mächtiger Verleger ist der Chef von News Corp Trumps Intimus.
Bannon gilt gemeinsam mit Stephen Miller als Architekt der "America-First"-Strategie Donald Trumps. Er ist strikt anti-globalistisch und anti-kosmopolitisch. Auch dass die US-Medien die eigentliche "Opposition" seien und nicht die Demokratische Partei, stammt von ihm. Bannons einstiges Internet-Portal soll zum Erstarken der Alt-Right-Bewegung beigetragen haben.
Bannon gilt als schnell und skrupellos, wirkte gerne im Verborgenen, öffentliche Auftritte waren selten. Bannon wurde mit dem Imperator und mit Darth Vader aus "Krieg der Sterne" verglichen, einem dunklen Lord, einem Puppenspieler, dem Trump nur Werkzeug sei.
Trump seit Charlottesville im Kreuzfeuer der Kritik
Der Abgang Bannons ist der Höhepunkt einer extrem turbulenten Woche im Weißen Haus, in der Trump vor allem wegen seines Umgangs mit gewalttätigen Rechtsextremisten in der Stadt Charlottesville ins Kreuzfeuer der Kritik geraten war. Die umstrittene Haltung Trumps, die Extremisten nicht eindeutig zu verurteilen, war weltweit auf Kritik gestoßen - unter anderem hatte ihm Arnold Schwarzenegger Vollgas gegeben.
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