"Furchtbare Szenen"
Terrorattacke: “Feuerball” in Londoner U-Bahn-Zug
Erneut Terror in der britischen Hauptstadt: Im Waggon eines voll besetzten Londoner U-Bahn-Zuges explodierte am Freitagvormittag ein selbst gebastelter Brandsatz. Augenzeugen berichteten von einem "Feuerball", einige gar von einer "Flammenwand". Sie schilderten "furchtbare Szenen", als sie um ihr Leben laufen hätten müssen. Mindestens 29 Menschen - unter ihnen auch Kinder - wurden verletzt und in Krankenhäusern behandelt.
Die Explosion ereignete sich in einem U-Bahn-Zug bei der Station Parsons Green im Westen Londons. Mehrere Personen erlitten Verletzungen - unter anderem Verbrennungen im Gesicht. Verängstigte Reisende liefen "um ihr Leben", es habe eine wahre "Massenflucht" stattgefunden. Menschen seien regelrecht übereinandergestapelt gewesen, weil einige von ihnen beim Laufen hingefallen seien.
18 Menschen wurden von den Rettungskräften in mehrere Spitäler gebracht, die übrigen Verletzten suchten eigenständig Krankenhäuser auf. Niemand sei ernst oder gar lebensgefährlich verletzt worden, teilte die Organisation London Ambulance zu Mittag mit.
Selbst gebauter Brandsatz löste "Feuerball" aus
Auf Twitter kursierten umgehend Bilder, die eine brennende Tasche in einem Kübel zeigen. Auf den Bildern sind auch Kabel sichtbar - ein Indiz dafür, dass es sich um einen selbst gebauten Sprengsatz handle, der den "Feuerball" in dem U-Bahn-Waggon ausgelöst hatte, was die Polizei am frühen Nachmittag auch bestätigte.
Polizei: Vorfall war "terroristischer Akt"
Kurz vor 11.30 Uhr bestätigte die Metropolitan Police, dass der Vorfall als "terroristisch" eingestuft wird. Die Bevölkerung wurde gebeten, ruhig, aber wachsam zu bleiben. Bilder und Videos, die bei den Ermittlungen hilfreich sein könnten, sollten auf der Website der Polizei hochgeladen werden.
"Ich habe gerade um mein Leben rennen müssen"
Auf Twitter sind zahlreiche Berichte von Augenzeugen zu finden, die die furchtbaren Szenen miterleben mussten. So schreibt Emma Stevie: "Ich bin in Sicherheit - habe gerade bei der Station Parsons Green um mein Leben rennen müssen."
Außerdem berichtete sie ihren Followern: "Eine Frau hat ihr Gesicht mit Wasser besprüht, ein kleiner Bub blutete und ist verletzt. Wir sind alle erschüttert." Es sei "furchtbar" gewesen, wie die Leute in Panik geflüchtet seien.
"Extrem heißer Feuerball" flog über Kopfe der Fahrgäste hinweg
Peter Crowley postete Bilder von sich mit von dem Feuerball versengten Haaren. "Ich telefonierte gerade und hielt mein Gesicht seitlich zum Ort der Explosion", sagte der Fahrgast der BBC. Plötzlich habe er einen extrem heißen "Feuerball" über seinem Kopf gespürt. Auf den Bildern erkennt man Brandwunden in Crowleys Gesicht sowie versengte Haare. Er sagt: "Es gab Menschen, die sahen deutlich schlimmer aus als ich."
Die 18-jährige Rachel Green sagte dem Sender, sie habe während ihrer Arbeit in einem Café nahe der Station einen lauten Knall gehört. Anschließend seien verstörte Menschen aus dem oberirdisch gelegenen U-Bahn-Gebäude geströmt. "Es waren mehr als 100 - Frauen kamen heraus - ohne Schuhe, angeschlagen und zerschrammt." Sie habe auch Mütter mit kleinen Kindern gesehen: "Es war Schulbeginn."
Die oberirdische Haltestelle wurde weiträumig gesperrt, ein großes Aufgebot an Rettungskräften war vor Ort. Die Feuerwehr teilte mit, sie sei mit 50 Mann im Einsatz. Auch bewaffnete Polizeieinheiten waren zu sehen. Die Menschen wurden aufgerufen, die Umgebung zu meiden. Der Zugverkehr wurde teilweise unterbrochen.
"Wir werden Fakten veröffentlichen, sobald wir das können"
Scotland Yard meldete sich kurz vor 9 Uhr und twitterte: "Wir sind uns der Berichte in den sozialen Medien wegen Parsons Green bewusst. Wir werden Fakten veröffentlichen, sobald wir das können - unsere Information muss akkurat sein." Die Sprecherin einer Londoner Feuerwehr sagte der "Daily Mail": "Wir wurden um 8.21 Uhr angerufen und darüber informiert, dass es ein Feuer in einem Zug auf einem Bahnsteig bei Parsons Green gegeben hat." Innerhalb von drei Minuten seien erste Einsatzkräfte vor Ort gewesen.
Die britische Premierministerin Theresa May rief den nationalen Krisenstab zu einer Sitzung ein. In Großbritannien ist die Terrorwarnstufe hoch. Bei vier Anschlägen in diesem Jahr wurden insgesamt 36 Menschen getötet.
Khan: Lassen uns von Terroristen nicht einschüchtern
Londons Bürgermeister Sadiq Khan verurteilte "die widerwärtigen Individuen, die mit Terror versuchen, uns zu schaden und unsere Lebensweise zu zerstören". London werde sich niemals vom Terror besiegen lassen. An die Bürger appellierte er, ruhig und zugleich wachsam zu bleiben.
Trump: Attentäter sind "Loser"
US-Präsident Donald Trump rief zu einem härteren Umgang mit Terroristen auf. Terroristen wie die in London seien Verlierer ("loser"), twitterte Trump am Freitag. In einem zweiten Tweet schrieb Trump, das Internet sei das wichtigste Rekrutierungswerkzeug der Terroristen: Dieses müsse "abgeschnitten und besser genutzt" werden. Bei den Terroristen handle es sich um "kranke und verrückte Leute", die die Polizei von Scotland Yard bereits im Auge gehabt habe.
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