Der Schweizer Fernsehsender SRF sorgt mit Videos für Jugendliche, in denen unter anderem gezeigt wird, wie man masturbiert, für Wirbel. Manchen Politikern geht das zu weit - schließlich würden solche Sendungen vom Gebührenzahler mit finanziert. Sie befürchten, dass derartige Formate die Diskussion um die Abschaffung der Radio- und Fernsehgebühren in der Schweiz zusätzlich anheizen könnten. "Was da gezeigt wird, könnte junge Frauen verstören", gibt Alois Gmür von der konservativen CVP zu Bedenken.
"Selbstbefriedigung muss man lernen - und das macht man am besten mit ganz viel Ausprobieren", erklärt Moderatorin Sarah in dem Clip, der auf dem YouTube-Kanal "Youngbulanz" des Schweizer Senders für Teenager ausgestrahlt wird. Mit einem Dildo in Penisform demonstriert ihr Kollege Kevin anschließend Grifftechniken.
Im Sendeformat "Dr. Bock" werden noch weitere Aufklärungsvideos angeboten. So erfährt das junge Zielpublikum "Alles über Vagina und Klitoris", in einem weiteren Clip wird über das männliche Geschlechtsteil referiert und unter dem Titel "DIY - Masturbation. Tipps für Mädels" geht es um weibliche Selbstbefriedigung.
"Bei 'Dr. Bock' klären Sarah und Kevin offen und unzensiert die wichtigsten Fragen rund um Liebe, Sex und den menschlichen Körper", heißt es in der Information zum Sendeformat.
User-Kommentare eher negativ
Die Kommentare unter den Videos zeigen, dass das nicht bei allen Zusehern gut ankommt. "Ihr erklärt hier allen ernstes (sic), wie man sich einen runterholt? Läck mir am Härz, wie viel dümmer wirds no?", schreibt ein erzürnter Schweizer, der sich erbost zeigt, für so etwas Gebühren zu zahlen. "Und i ha gmeint, RTL säg lächerlich....Fremdschämplus", befindet ein weiterer Zuseher.
Anderes Format regt Transgender-Community auf
In einer anderen Videoreihe des SRF, die "Jenny - Wanessa" heißt, sucht die blonde Protagonistin, die von einem Mann gespielt wird, an der Uni einen Burschen, mit dem sie einen Porno drehen kann. Es handelt sich dabei um ein Satireformat, in dem die Kunstfigur um jeden Preis berühmt werden will. Damit zog sich der SRF bereits den Unmut von Transgender-Aktivisten zu, berichtete "20 Minuten".
Auch Politik beschäftigt sich mit Aufklärungsvideos
Mittlerweile sind die Videos zu einem Politikum geworden. "Das SRF kann es sich nicht leisten, Billag-Gebühren (die Rundfunkgebühren in der Schweiz, Anm.) einzutreiben, um die Gelder dann für solche Sendungen zu verschleudern", führt SVP-Nationalrätin Verena Herzog gegenüber "20 Minuten" aus. Diese Themen seien auch nur für einen eingeschränkten Zuseherkreis interessant, meint sie.
Sendungen zum "Aufgeilen in gebührenfinanziertem Fernsehen"
"Ich traue der Jugend zu, mit ihrem gesunden Körpergespür solche Themen ohne Hilfe des öffentlichen Medienhauses abhandeln zu können", so Herzog. Sie befürchtet, das Videoformat könne der Initiative gegen die Rundfunkgebühren weiteren Aufschwund geben. Gmür von der CVP befindet: "Wir brauchen keine Sendungen, an denen sich junge Leute aufgeilen können - und schon gar nicht in einem gebührenfinanzierten Fernsehen."
SRF: Videoreihe behandelt "Fragen der Jungen"
Doch nicht alle Politiker in der Schweiz stehen dem Jugendformat ablehnend gegenüber. Sexuelle Aufklärung und Prävention seien eine Aufgabe des öffentlichen Fernsehens, "dazu gehören nun mal auch Tabuthemen", so Nationalrätin Edith Graf-Litscher von der SP. Der Bereichsleiter Junge Zielgruppe beim SRF verteidigt die Formate. "Wir wollen unter anderem zeigen, dass ein freier und selbstbestimmter Zugang zum Thema Sexualität nichts mit den normierenden Darstellungen von Pornografie zu tun hat", erklärt Stefano Semeria. Die Videoreihen seien mit Experten entwickelt worden: "Sie wissen, welche Fragen die Jungen beschäftigen."
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