Die russische IT-Sicherheitsfirma Kaspersky gerät in den USA weiter unter Druck. Einem Bericht zufolge hat Ihre Software eine Rolle beim Diebstahl von Cyberwaffen des US-Geheimdienstes NSA durch mutmaßlich russische Hacker gespielt. Das geht aus einem Bericht des "Wall Street Journal" hervor.
Nach Erkenntnissen amerikanischer Ermittler wurden die Informationen 2015 bei einem externen Mitarbeiter des US-Abhördienstes entwendet, der sie heimlich auf seinen privaten PC übertragen hatte, schreibt die Zeitung.
Hat Kaspersky-Software auf NSA-Viren angeschlagen?
Geheimdienste wie die NSA setzen auf Schadsoftware, um in fremde Computer reinzukommen - technisch ähnlich wie auch die von Online-Kriminellen. Dem Bericht zufolge könnte die Kaspersky-Software die Viren auf dem PC entdeckt haben.
Nach Erkenntnissen der Ermittler griffen Hacker, die im russischen Auftrag agierten, mit diesem Wissen gezielt den Computer an und entwendeten große Mengen an Daten, schrieb die Zeitung unter Berufung auf informierte Personen.
Kaspersky sieht sich als Opfer streitender Politiker
Der Bericht ließ offen, wie die Hacker von der Existenz der NSA-Dateien auf dem Rechner erfahren haben könnten. Kaspersky war 2015 selbst von Cyber-Angreifern gehackt worden. Das Unternehmen erklärt, man bekämpfe Schadsoftware unabhängig von ihrer Herkunft und habe nie "unangemessene" Verbindungen zu irgendeiner Regierung gehabt oder ihr bei Cyberspionage-Aktivitäten geholfen.
Das Unternehmen von Jewgeni Kasperski sieht sich als Opfer im geopolitischen Streit zwischen Russland und den USA. Im September wurde in Amerika bereits der Einsatz von Kaspersky-Software durch Behörden verboten.
Hackergruppe "Shadow Brokers" veröffentlichte NSA-Waffen
Es ist nicht der erste Skandal bei der NSA: Im Frühjahr hatte die Hackergruppe "Shadow Brokers" bis dahin geheime Angriffswerkzeuge der NSA veröffentlicht. Es ist unklar, ob das die Daten waren, um die es im Bericht des "Wall Street Journal" geht. Als gesichert gilt aber, dass die NSA-Software bereits in der Hackerszene kursiert und für Angriffe verwendet wurde.
Es wäre der dritte bekanntgewordene Fall, in dem NSA-Geheimnisse von einem externen Mitarbeiter entwendet wurden. 2013 stahl Edward Snowden, der bei der Firma Booz Allen Hamilton für die NSA arbeitete, Massen an Dokumenten und übergab sie Journalisten. Im vergangenen Jahr wurde ein weiterer Mitarbeiter festgenommen, der geheime Informationen auf seinem Privatcomputer hielt.
USA haben auch Vorbehalte gegen Huawei
Dass die USA Vorbehalte gegen Technologien haben, die nicht aus den USA kommen, ist indes weder auf russische Unternehmen noch auf Virenschutztechnologien beschränkt. Noch vor rund fünf Jahren wurde in den USA etwa intensiv vor Netzwerktechnik des chinesischen Huawei-Konzerns gewarnt. Auch der Rivale ZTE war den US-Behörden suspekt.
Wie sich ein Jahr später durch die Enthüllungen eines jungen Ex-Spions namens Edward Snowden herausstellen sollte, waren es allerdings US-amerikanische Geheimdienste, die Huawei und zahlreiche andere große chinesische Unternehmen unterwandert und ausspioniert hatten.
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