"Er ging gesund fort, jetzt ist mein Helmuth tot. Ich bin nur froh, dass nichts vertuscht wird" - die 58-jährige Ingrid Sch. aus Attnang-Puchheim in Oberösterreich trauert um ihren Mann. Der 61-Jährige starb, wie berichtet, weil ein Spitalsmitarbeiter eine Infusion verwechselt hatte. Seine Witwe ist ohne Wut: "Aber mir tut auch der Pfleger leid."
"Hab' nur rausgebracht, dass ich will, dass das die Öffentlichkeit erfährt" - mit den Tränen kämpfend, erzählt Ingrid Sch., wie sie reagierte, als sie vergangenen Sonntag erfahren hat, dass ihr Mann im Koma liegt, weil auf der Intensivstation im Kirchdorfer Spital statt Kalium- eine Kalzium-Infusion angehängt worden war.
"Es brennt am ganzen Körper"
Am Vortag hatte der pensionierte Eisenbahner beim Ausflug mit Freunden ins Salzkammergut Kreislaufprobleme bekommen, wurde ins Spital gebracht. "Er hat mich um 15 Uhr angerufen, gesagt: 'Brauchst dir keine Sorgen machen. Ich bleibe nur zur Beobachtung da.' Um kurz nach 21 Uhr hat er wieder angerufen: 'Sie haben mir eine Infusion gegeben. Es brennt am ganzen Körper und ich hänge an den Geräten.' Das war das letzte Mal, dass ich mit meinem Mann gesprochen habe", erinnert sich die Mutter eines erwachsenen Sohnes.
"Es kam der Anruf, dass er sterben wird"
Am nächsten Tag lag Helmuth Sch. im Tiefschlaf. "In der Früh haben die Ärzte gesagt, sie wissen nicht, wieso, und um 16.30 Uhr haben sie gesagt, wir sollen kommen, sie kennen jetzt den Grund."
Infusionen verwechselt
Im Kirchdorfer Spital erfuhr die 58-Jährige, dass wegen einer Schlamperei - die Infusion lag in der falschen Lade und der Pfleger hat vorm Anhängen nicht aufs Etikett geschaut - ein Dialyse-Medikament verabreicht worden war. Am Montag besserte sich der Zustand leicht, der 61-Jährige wurde nach Wien geflogen. "Am Dienstag, ehe ich zu ihm fahren konnte, kam der Anruf, dass er den Tag nicht überleben wird", erzählt Ingrid Sch. - als sie ankam, war ihr Mann schon verstorben.
Inzwischen hat sie einen Anwalt kontaktiert, überlegt eine Klage, hat am Montag einen Termin. Sie will aber das Vorgehen der Staatsanwaltschaft Steyr abwarten.
Zwei weitere Patienten betroffen
Bei Helmuth Sch. wurde eine Obduktion angeordnet, und auch bei einer weiteren Verstorbenen, einer hochbetagten Patientin, wird derzeit die Krankenakte geprüft. Eine Exhumierung ist möglich. Zwei weitere Patienten hatten auch auffällige Blutwerte, überlebten den lebensgefährlichen Irrtum aber. "Diese Patienten wurden auch informiert", sagt Jutta Oberweger vom Spitalsbetreiber Gespag.
Markus Schütz, Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.