Peter Pilz, Aufdecker der Nation und Albtraum aller Eurofighter-Lobbyisten, war am Dienstag der erste Gast im brandneuen "Krone"-Wahlstudio. Im Gespräch mit Innenpolitik-Experte Claus Pándi und Moderator Gerhard Koller nahm Pilz nicht nur zur Silberstein-Affäre rund um die SPÖ Stellung, sondern sprach auch über seine U-Ausschuss-Arbeit, sein Leben im Gemeindebau und warum er sich selbst von Morddrohungen nicht einschüchtern lässt.
Peter Pilz polarisiert - und das nicht nur beim "Krone"-Kanzlercheck. So machte der Spitzenkandidat der Liste Pilz erst am Montag von sich reden, als er bei einer Pressekonferenz forderte, "Österreich Silberstein-frei zu machen". Damit spielte der ehemalige Grüne auf jenen Social-Media-Skandal an, der derzeit die SPÖ rund um Kanzler Christian Kern beschäftigt.
Auf Twitter sah sich Pilz anschließend mit Antisemitismus-Vorwürfen konfrontiert, was er im Wahlstudio entschieden zurückwies: "Mich interessiert bei Leuten, die unsere Republik in einem Maß verschmutzen, das ich noch nie gesehen habe, die Herkunft nicht, sondern nur ihre Tätigkeit, ihre Bezahlung, ihre Hintermänner." Seine Wortwahl tue ihm aber natürlich leid: "Ich werde das so nicht mehr formulieren." Generell sieht Pilz in derartigen Skandalen verschwendete Wahlkampfzeit: "Da könnte man auch über wirkliche Inhalte reden."
"Manchmal muss man mit dem Kopf durch die Wand"
Dass er von vielen als Selbstdarsteller bezeichnet wird, lässt Pilz nicht gelten. "Wenn man gegen Weltkonzerne wie Airbus gewinnen will, muss man manchmal eben mit dem Kopf durch die Wand", betont der Eurofighter-Aufdecker. So sei er auch froh, mit dem Verteidigungsminister (Anm.: Hans Peter Doskozil, SPÖ) eine Allianz gegen die Schmiergeldflüsse gebildet zu haben. "Wissen Sie, bei 183,4 Millionen Euro Schmiergeld, dass EADS gezahlt hat, muss es eben auch genug Leute geben, die sich schmieren lassen", erklärt Pilz. Dass er absolut unbestechlich ist, versteht sich für ihn von selbst. Bei etwaigen Treffen bezahle er "sogar den Kaffee selber".
"Ich habe keine Angst. Sonst könnte ich das nicht machen."
Dass er auch gerne brisante Themen wie den politischen Islam oder Spitzel des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Österreich aufgreift, ist für ihn Teil seines politischen Schaffens - auch wenn er sich dabei keine Freunde macht. Drohungen gegen seine Person oder seine Mitarbeiter nimmt Pilz aber durchaus ernst: "Ich spreche da auch mit dem Verfassungsschutz." Aber: "Angst habe ich keine. Sonst könnte ich das nicht machen." Obwohl es ihm natürlich lieber wäre, wenn sich "der Innenminister (Anm.: Wolfgang Sobotka, ÖVP) endlich um die salafistischen Moscheen und Spitzeleien von Erdogan kümmern würde. Da gehören im Innenministerium endlich die Samthandschuhe ausgezogen und der Rechtsstaat durchgesetzt."
Der Politiker im Gemeindebau in Kaisermühlen
Warum er trotz Abgeordneten-Gehalt weiterhin im Gemeindebau in Kaisermühlen wohnt, erklärt Peter Pilz so: "Schauen Sie, ich wohne dort seit 45 Jahren. Meine Großmutter und meine Mutter haben in dieser Wohnung gelebt. Ich wollte schon vor einigen Jahren eine einkommensabhängige Miete zahlen, aber da hat man mir bei der Gemeinde Wien erklärt, das geht nicht. Deswegen überweise ich jeden Monat 300 Euro an Wohnprojekte der Caritas." Außerdem sei er für die soziale Durchmischung in den Gemeindebauten: "Stellen Sie sich vor, da würden nur noch die ärmsten und kinderreichsten Familien wohnen. Es würde wohl kein Wort Deutsch mehr gesprochen werden. Das wäre ein Ghetto ohne Integrationschancen."
Auf die Frage, mit welchem seiner Polit-Konkurrenten er sich auch einmal privat auf ein Bier treffen würde, legt sich Pilz nicht fest: "Das ist ein bisschen eine Gewissensfrage. Ich kann es mir mit Christian Kern durchaus vorstellen. Aber auch mit Ulrike Lunacek." Auch nach dem Streit mit den Grünen? "Naja, der Streit hätte einfach sachlich zu einem Ergebnis geführt werden müssen. Mehrheiten werden in Österreich eben mit Protestwählern geführt - die ja auch Recht haben, wenn sie protestieren und denen man auch zuhören muss. Aber da bin ich bei den Grünen auf die taubsten Ohren meiner Politkarriere gestoßen. Und irgendwann kommt man eben an einen Punkt, wo man auch die eigene Partei nicht mehr überzeugen kann."
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