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Todesschütze: “Gewehr ist mir heruntergefallen”

Österreich
11.10.2017 11:16

Immer seltsamer muten die Erklärungsversuche rund um den tödlichen Kopfschuss in einer Wiener Kaserne an. Für den 20 Jahre alten Wachsoldaten Ismail M. war am Montagabend jede Hilfe zu spät gekommen, als ihn im Ruheraum ein Schuss aus einem Sturmgewehr traf. Der mutmaßliche Schütze Ali U. will sich nach wie vor an nichts erinnern können, gab überdies gegenüber seinen beiden Verteidigern an, dass ihm das Gewehr untertags heruntergefallen sei. So sei eine Patrone in den Lauf geraten.

War es nun ein Unfall, ein Fehler mit dramatischen Folgen? Immer noch laufen die Ermittlungen rund um den Tod des 20-jährigen türkischstämmigen Wachsoldaten aus Wien auf Hochtouren. Und nach wie vor beteuert der 22 Jahre alte mutmaßliche Schütze Ali U., sich an die Tat nicht erinnern zu können, präsentierte den Ermittlern am Dienstag eine seltsame Unfallversion, wie es zum Vorfall kommen konnte. So habe er seinen Freund, der im Ruheraum lag, wecken wollen, um mit ihm eine Zigarette zu rauchen. Dabei habe sich der Schuss gelöst.

(Bild: â01EKroneâ01C, Andi Schiel, krone.at-Grafik.)

Verteidiger: Muss mit Sicherung "hantiert" haben
Als Zusammenspiel mehrerer Unglücksfaktoren präsentieren auch seine beiden Verteidiger, Farid Rifaat und Manfred Arbacher-Stöger, den Vorfall. So sei Ali U. das Sturmgewehr 77 untertags heruntergefallen, wodurch eine Patrone in den Lauf geraten sei.

(Bild: Andi Schiel)

Auch müsse der von seinem Ausbildner als "mustergültig" und "als bester Soldat der letzten Jahre" bezeichnete 22-Jährige mit der Sicherung "hantiert" und dabei einen weiteren Fehler gemacht haben, so seine Anwälte - und das alles, obwohl Ali U. im Umgang mit dem Sturmgewehr gut geschult war, wie es immer wieder geheißen hatte.

(Bild: Andi Schiel)

"Ich kann mich an nichts erinnern"
War es also ein dramatischer Unfall? Die Polizei jedenfalls hat den 22-Jährigen wegen Mordverdachts in Haft genommen, auch mittlerweile wiederholt zu dem Vorfall am Montagabend befragt. Doch auf konkrete Fragen konnte der Verdächtige keine Antworten geben, etwa, wie er die Waffe beim Betreten des Ruheraums gehalten hatte, wohin der Gewehrlauf gezeigt hatte, ob ihm die Waffe tatsächlich runtergefallen sei. Die Ermittler bekamen darauf laut Polizeisprecher Patrick Maierhofer stets dieselbe Antwort: "Ich kann mich an nichts erinnern." Die Verfassung des 22-Jährigen sei bei der Einvernahme jedenfalls nicht gut gewesen, man habe mehrfach unterbrechen müssen, so Maierhofer weiter.

Ballistisches Gutachten in Auftrag gegeben
Unterdessen wurde eine Obduktion des Opfers angeordnet. So muss unter anderem geklärt werden, aus welcher Entfernung und aus welchem Winkel der 20-Jährige in den Kopf getroffen wurde. Ebenso wird ein Ballistikexperte hinzugezogen, der Licht ins Dunkel bringen könnte. Bei dem Experten handelt es sich um Ingo Wieser, der bereits im Fall von Briefbombenbauer Franz Fuchs ein Gutachten erstellt hatte.

Ein Soldat mit dem Sturmgewehr 77 (Bild: APA/FRANZ NEUMAYR (Symbolbild))
Ein Soldat mit dem Sturmgewehr 77

Was die Funktionsweise bzw. den Umgang mit dem Sturmgewehr 77 betrifft, hielt Heeressprecher Oberst Michael Bauer zudem fest: "Die Waffe muss zunächst geladen werden. Das geschieht manuell unter einer gewissen Anwendung von Gewalt, indem man einen etwa fünf Zentimeter großen Zapfen in die Hand nimmt und zurückzieht."

"Entsichern ist bewusster Vorgang, passiert nicht im Vorbeigehen"
Die Frage, ob es technisch möglich und denkbar sei, dass sich das Gewehr auch durch Hinunterfallen lädt, müsse das laufende Verfahren klären. Er selbst könne sich allerdings an keinen derart gelagerten Vorfall erinnern, so Bauer. Danach gebe es "drei weitere Hürden" vor einer Schussabgabe: "Man muss die Waffe entsichern, das ist ein bewusster Vorgang und passiert nicht im Vorbeigehen. Man muss abziehen, auch das ist mit einer gewissen Krafteinwirkung verbunden. Und schließlich muss man zielen."

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