Briten titeln:

“Neonazis als Königsmacher in Austria”

Österreich
12.10.2017 09:07

In britischen Medien wird bereits ein massiver Rechtsruck in Österreich bei der Nationalratswahl prophezeit. Die Sorge spiegelt sich in immer dramatischeren Schlagzeilen wider. Nun warnt der "Guardian" vor der FPÖ, die die Zeitung als "Neonazis" bezeichnet und in der Rolle des "Königsmachers in Österreich" sieht.

Die britische Zeitung bezeichnet die Partei von Heinz-Christian Strache als Profiteur der Silberstein-Affäre bzw. als lachenden Dritten im schmutzigen Kampf zwischen ÖVP-Chef Sebastian Kurz und dem noch amtierenden SPÖ-Kanzler Christian Kern. Da weder Kern noch Kurz eine gemeinsame Regierung mit den Blauen dezidiert ausgeschlossen haben, könnte mit Strache erstmals seit 1945 wieder ein Politiker mit einem (Neo-)Nazi-Hintergrund in einer Regierung sitzen, schreibt der "Guardian".

Sebastian Kurz (ÖVP) (Bild: stock.adobe.com, EPA/DRAGAN TATIC, krone.at-Grafik)
Sebastian Kurz (ÖVP)

FPÖ mit "exzellenter Wahlkampagne"
Es wird an die erste schwarz-blaue Regierung in den Jahren 2000 bis 2005 erinnert, die im In- und Ausland von einem Aufschrei und den bekannten Sanktionen begleitet wurde. Die Parteispaltung 2005 (FPÖ-BZÖ) und vor allem der Unfalltod des ehemaligen FPÖ- bzw. später BZÖ-Chefs und Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider werden als schwere Dämpfer für die "Anti-Einwanderungspartei" bezeichnet. Doch unter Strache habe sich die FPÖ wieder langsam hinaufgearbeitet und stehe nun nach einer "exzellenten Wahlkampagne" vor der nächsten Regierungsbeteiligung - auch wenn die ÖVP unter der Führung von Kurz ebenfalls weiter nach rechts gewandert sei und den Freiheitlichen durchaus Themen und Stimmen weggenommen habe.

Die Schmutzkübelkampagne der Sozialdemokraten gegen die ÖVP habe der Glaubwürdigkeit der Roten enorm geschadet, zumal Techniken, die man häufig der FPÖ vorgeworfen hatte (Diffamierungen, "Fake News" in sozialen Medien usw.), offenbar auch im roten Wahlkampfteam unter der Leitung des israelischen Beraters Tal Silberstein für zielführend erachtet wurden.

SPÖ-Chef Christian Kern, Tal Silberstein (Bild: APA/HERBERT PFARRHOFER, "Krone")
SPÖ-Chef Christian Kern, Tal Silberstein

Auch die Strategie, dass man Inhalte und Positionen der FPÖ übernimmt und versucht, sie den eigenen Wählern schmackhaft zu machen, sei nicht so wirklich gelungen. Denn auch das habe Strache nur stärker gemacht. Auch wenn Kern im TV-Duell gegen Strache am Montag erklärte, dass die beiden Parteien "Welten trennen" würden, sei auch eine rot-blaue oder blau-rote Koalition nach der Wahl durchaus möglich.

Lange Unterhaltung zwischen Kern und Strache nach Duell
Beobachter wollen nach der Debatte, als die Lichter schon ausgegangen und die Kameras nicht mehr auf die beiden Spitzenkandidaten gerichtet waren, laut dem "Guardian" gesehen haben, wie Kern und Strache auf dem Balkon eine längere Unterhaltung führten. Werden noch längere Gespräche daraus, wenn SPÖ und FPÖ, die sich hinter der Kurz-ÖVP einen heißen Kampf um Platz zwei liefern, am 15. Oktober knapp hintereinander über die Ziellinie laufen und eine rechnerische Regierungsmehrheit haben? Den Auftrag zur Regierungsbildung wird wohl die ÖVP erhalten. Aber dann ist bei so einer Konstellation alles möglich. Man erinnere sich nur an das Jahr 2000 ...

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