Seit 2013 ist Diana Langes aus der Swarovski-Dynastie Präsidentin der WSG Wattens. Im Interview mit sportkrone.at sprach die 45-jährige Unternehmerin über ihre Arbeit in der männerdominierten Fußballwelt, die Ziele mit der WSG Wattens und ihre Vergangenheit in Venezuela. Oben im Video sehen Sie die Highlights aus der letzten Runde der Ersten Liga zwischen Wacker Innsbruck und WSG Wattens.
sportkrone.at: Als Sie 2013 das Amt von Ihrem Vater übernommen haben, sorgte das für viel Aufmerksamkeit. Immerhin waren Sie die erste Präsidentin bei einem Profi-Fußballklub - sehen Sie sich als Vorreiterin?
Diana Langes: Eigentlich nicht. Frauen in Führungspositionen hat es ja immer schon gegeben, egal ob im Sport oder in der Wirtschaft. Der Vorschlag kam von meinem Vater. Und ich mache die Arbeit bei Wattens mit Leib und Seele gerne. Da hat er viel Weitsicht bewiesen.
sportkrone.at: Es gab schon auch kritische Stimmen. Einige hatten Ihre Wahl zur Präsidentin als Marketing-Gag abgetan. Wie haben Sie die Reaktionen damals wahrgenommen?
Langes: Sowas darf man gar nicht ernst nehmen. Ich habe meine Position von Anfang an als Herausforderung gesehen und ich glaube, ich konnte mich gut beweisen. Ich habe meine Aufgabe bei Wattens immer ernst genommen.
sportkrone.at: War die Tätigkeit als WSG-Präsidentin schon immer ein Karrierewunsch?
Langes: Ich war früher immer gerne am Fußballplatz oder im Stadion, aber dass ich dort mal als Präsidentin lande, hätte ich mir selbst nicht gedacht. Ursprünglich wollte der FC Wacker, dass ich bei ihnen anfange. Nach dem Gespräch mit meinem Vater war aber schnell klar, dass ich das Amt bei Wattens übernehmen werde. Das ging alles sehr schnell. Mit dem habe ich damals selbst nicht gerechnet. Aber ich habe jetzt das Gefühl, ich bin dort angekommen, wo ich hingehöre.
sportkrone.at: Was zählt genau zu Ihren Aufgabenbereichen?
Langes: Ich mache eigentlich alles: Marketing, Geschäftsleitung, Buchhaltung. Ich habe in jedem Bereich jemanden, der mich unterstützt, das reicht vom Fanclub bis zum Vorstand. Es ist mir wichtig, dass ich den Gesamtüberblick habe. Ich stelle immer wieder auch private Mittel zur Verfügung, weil es für mich eine Herzensangelegenheit ist. Und ich mache mir auch meinen Kaffee, wenn’s drauf ankommt (lacht).
sportkrone.at: Woher kommt Ihre Faszination für den Fußball?
Langes: Eigentlich von meinem Vater. Ich bin damit groß geworden. Er hatte immer ein großes Herz für den Sport in Tirol und hat uns Kindern die Leidenschaft mitgegeben. Das Gemeinschaftsgefühl, das der Sport vermittelt, ist so unfassbar wichtig.
sportkrone.at: Das Fußballgeschäft ist nach wie vor eine Männerdomäne - welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht?
Langes: Negative Erfahrungen gab es bisher keine, zum Glück. Ich bin immer mit Leidenschaft und vollem Einsatz bei der Sache. Ich versuche auch einen gewissen Charme hineinzubringen.
sportkrone.at: Denken Sie, dass Sie unterer größerer Beobachtung stehen als Ihre männlichen Kollegen und somit vielleicht mehr unter Druck?
Langes: Ich glaube, wir stehen mehr unter Beobachtung, weil wir den sportlichen Erfolg haben. Vorher war ja alles ein bisschen eingerostet und seit ich am Werkeln bin, ist auch einiges weitergegangen.
sportkrone.at: Warum gibt es Ihrer Meinung nach so wenige Frauen in Führungspositionen bei Fußballklubs bzw. generell im Sport?
Langes: Ich glaube, man muss ein bestimmter Typ Frau sein um sich in der Männerwelt zu behaupten. Man muss den Fußball leben und Interesse zeigen. Ich bin mit Leidenschaft dabei, springe auf, wenn ein Tor fällt, kann aber auch schimpfen, wenn es nicht so läuft (lacht).
sportkrone.at: Haben Sie selbst mal Fußball gespielt?
Langes: Nur im Garten (lacht). Und das nie gut.
sportkrone.at: Welche Tipps haben Sie für Frauen, die in einer Männerdomäne arbeiten?
Langes: Frauen sollten sich immer treu bleiben. Wer sich verstellt, kann schnell erwischt werden. Das kostet auch viel Energie, eine Rolle zu spielen, der man nicht gewachsen ist. Wenn man merkt, dass man ein anderer Mensch wird, muss man den Job wechseln.
sportkrone.at: Seit Herbst gibt es auch ein Frauenteam bei Wattens.
Langes: Genau, wir haben eine Spielgemeinschaft mit Rinn und Tulfes und spielen in der Tiroler Liga. Ich bin mit meiner Marke REAL FANATIC dabei der Hauptsponsor. Wir hatten das schon länger geplant. Fußball ist ein Werkzeug für uns Frauen und das müssen wir nützen.
sportkrone.at: Wie begegnen Sie Männern, die Frauen im Fußball noch immer belächeln?
Langes: Gar nicht. Wenn mir so jemand begegnet, dann drehe ich mich um (lacht). Das kann nicht mehr belächelt werden heutzutage. Auf sowas gehe ich gar nicht ein. Jeder, der Frauen im Fußball belächelt, ist selbst lächerlich.
sportkrone.at: Was sind Ihre Ziele mit Wattens?
Langes: Ich würde mir wünschen, dass wir uns jedes Jahr einen Schritt verbessern. Und ich möchte mehr Punkte haben als letztes Jahr.
sportkrone.at: Ist der Aufstieg in die Bundesliga ein Thema?
Langes: Der Aufstieg ist auf jeden Fall ein Thema. Das muss aber nicht heuer passieren.
sportkrone.at: Wattens ist ein traditioneller Arbeiterverein. Den Namen "Swarovski" verbindet man mit Kristall und Glamour - wie passt das mit dem Fußball zusammen?
Langes: Die WSG wurde ja nicht von Swarovski gegründet. Es ist ja egal, was man für Produkte macht. Swarovski ist ein Sponsor und mich freut es sehr, dass sich die Familie für die Gemeinde und das Wohl der Mitarbeiter einsetzt. Es gab immer Mitarbeiter bei Swarovski, die im Verein mitgespielt haben.
sportkrone.at: Es gab auch immer wieder in den letzten Jahren Gerüchte und Diskussionen bezüglich einer Zusammenarbeit mit Wacker Innsbruck - wie stehen Sie dazu?
Langes: Da kennt jeder meine Meinung dazu: Es besteht kein Interesse.
sportkrone.at: Ihre Interessen sind sehr vielfältig. Sie haben eine eigene Parfum-Linie und mehrere Jahre in Venezuela auf einer Büffelfarm gelebt - wie kam das zustande?
Langes: In Venezuela war das auch eine reine Männerwelt. Mein Ex-Mann war Landwirt, so kam diese Idee zustande. Ich probiere gerne neue Sachen aus. Wir haben dort immer noch ein Fleisch-, Milch- und Käsegeschäft. Mein Partner hilft mir da, weil ich selbst keine Zeit habe hinzufahren.
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