Grüne: "Sehr gering"

Briefwahl-Ergebnis sichert der SPÖ Platz zwei

Österreich
16.10.2017 23:30

Die SPÖ wird nicht erstmals in ihrer Geschichte bei einer Nationalratswahl auf Platz drei landen: Mit der Auszählung der Briefwahl am Montag überholte sie die FPÖ und liegt nun auf Platz zwei. Die Grünen müssen sich darauf einstellen, den Nationalrat tatsächlich zu verlassen. Sie kamen Montagnacht auf 3,76 Prozent. Und bis Donnerstag sind nur noch 36.000 Wahlkarten auszuzählen. In Wien konnte die ÖVP außerdem die FPÖ überholen und sicherte sich Platz zwei in der Bundeshauptstadt.

Am Montag wurden bereits 758.588 per Post oder bei den Bezirkswahlbehörden im eigenen Wahlkreis abgegebene Briefwahl-Stimmen ausgezählt. 753.616 davon waren gültig, das waren beinahe 15 Prozent der bisher ausgewerteten gültigen Stimmen. Insgesamt wurden fast 890.000 Wahlkarten ausgestellt. Zum Vergleich: Bei der aufgehobenen Bundespräsidenten-Stichwahl im Mai 2016 waren 750.000 Wahlkarten auszuzählen gewesen.

Aber diese Übung war vergleichsweise leicht: Denn es gab nur zwei Kandidaten, während bei der NR-Wahl - je nach Bundesland - zwischen zehn und 13 Parteien am Stimmzettel standen. Auch durch die Vorzugsstimmen (mit deren richtiger Vergabe allein schon eine Partei gültig gewählt wäre) waren die NR-Stimmzettel aufwendiger auszuzählen.

Grüne Chance "sehr gering"
Die Grünen hatten bis zuletzt gehofft, doch noch in den Nationalrat einzuziehen - angesichts der aktuell ausgezählten Stimmen scheint das aber mehr als unwahrscheinlich. Denn aktuell liegen sie bei 3,8 Prozent - laut Innenministerium.

Auch die letzte SORA-Hochrechnung unter Berücksichtigung der Wahlkartenprognose sieht die Partei von Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek bei 3,8 Prozent, knapp zu wenig für den Einzug ins Parlament. Eine allerletzte Hoffnung besteht freilich noch bis Donnerstag, wo noch die am Sonntag in "fremden" Wahlkreisen abgegebene Wahlkarten und Briefwahlstimmen auszuzählen sind. Hochrechner betonen aber, dass es sich wohl kaum ausgehen dürfte:

Die NEOS und die Liste Pilz haben von den Briefwahlstimmen profitiert - sie sind sicher im Nationalrat vertreten.

Das Wahlplakat der Grünen an der Linken Wienzeile wurde bereits am Montag abmontiert. (Bild: APA/MARIE-THERES FISCHER)
Das Wahlplakat der Grünen an der Linken Wienzeile wurde bereits am Montag abmontiert.
Grünen-Chefin Ingrid Felipe mit Bundesgeschäftsführer Robert Luschnik (Bild: APA/HERBERT PFARRHOFER)
Grünen-Chefin Ingrid Felipe mit Bundesgeschäftsführer Robert Luschnik

SPÖ bleibt bei 52 Mandaten, ÖVP bekommt eines dazu
Veränderungen haben die Briefwahlstimmen bei den Mandaten bewirkt: Die FPÖ hat nunmehr zwei weniger als im Sonntags-Ergebnis, nämlich 51 - und damit auch eines weniger als die SPÖ, die bei 52 blieb. Die ÖVP bekam noch eines (auf 62) dazu, ebenso die NEOS (auf 10). Die Liste Pilz wird acht Abgeordnete stellen.

Kärntner Wahlkarten-Ergebnis bestätigt Hochrechner
Kärnten war bereits am Montagnachmittag fertig mit der Auszählung seiner Briefwahl-Stimmen. Es bestätigte die Hochrechner: Die SPÖ blieb gleich, die FPÖ verlor deutlich mit der Auswertung der Briefwahl und die Grünen legten nicht allzu viel zu: Von 2,0 Prozent nach Auszählung der Briefwahl auf 2,4 Prozent.

Etwa im Ausmaß der Grünen legten in Kärnten auch NEOS (jetzt 4,3) und Liste Pilz (3,6) zu - wobei beide bundesweit ohnehin schon am Sonntag über der Vier-Prozent-Hürde lagen. Sie müssen aber offensichtlich nicht fürchten, aus dem Nationalrat zu fallen. Die FPÖ ging in Kärnten mit der Auszählung der "klassischen" Briefwahl zwar von 33,2 auf 31,8 Prozent zurück, aber sie bleibt klar Erste. Die SPÖ blieb gleich mit 29,3, die ÖVP wurde leicht besser mit 26,8 statt 26,3 Prozent.

(Bild: AFP)

SPÖ im Burgenland weiter vor der ÖVP
Im Burgenland wurde der hauchdünne Vorsprung der SPÖ vor der ÖVP mit der Auszählung der Briefwahlstimmen zwar etwas dünner - von 0,15 auf 0,10 Prozentpunkte. 32,95 Prozent hatten die Sozialdemokraten im Burgenland am Montag, nach 32,88 Prozent am Sonntag. Aber die SPÖ ist, wie durchgehend seit 1970, noch Erste im Lande. Die ÖVP wuchs eine Spur stärker, von 32,73 auf 32,85 Prozent. Die Grünen legten von 1,8 auf 2,0 Prozent zu - in ähnlichem Ausmaß auch NEOS (auf 2,9) und die Liste Pilz (2,8). Die FPÖ verlor hingegen mit Einbeziehung der Briefwähler auf 25,3 (nach 26,0).

In Vorarlberg konnten die Grünen ihr Resultat dank der Briefwahlstimmen um 0,8 Prozentpunkte auf 7,2 Prozent steigern. Das war der prozentuell stärkste Zuwachs aller Parteien - und auch im Vergleich mit den anderen ausgezählten Bundesländern. Die NEOS wuchsen um 0,4 Punkte, die ÖVP um 0,3 und die Liste Pilz um 0,2. Die FPÖ büßte in Vorarlberg sehr stark ein, um 1,5 Prozentpunkte.

Sebastian Kurz bei der Nationalratswahl 2017 (Bild: AP)
Sebastian Kurz bei der Nationalratswahl 2017

ÖVP baut Vorsprung in Vorarlberg aus
Laut dem von der Landeswahlbehörde Montagabend veröffentlichten Ergebnis inklusive Briefwahl-Stimmen baute die ÖVP in Vorarlberg ihren Vorsprung weiter aus. Sie kam nun auf 34,8 Prozent, die FPÖ auf 24,5 Prozent, die SPÖ auf 17,8 Prozent, die NEOS auf 9,0, die Grünen auf 7,2 und die Liste Pilz auf 2,9 Prozent. Ausgezählt wurden in Vorarlberg am Montag 32.804 Briefwahlkarten. Die Wahlbeteiligung stieg auf 71,8 Prozent (2013: 65,9) an.

Ungewöhnlich war das Briefwahl-Ergebnis in Tirol: SPÖ, Grüne, NEOS und Liste Pilz verbesserten ihr Ergebnis vom Sonntag leicht, während die Zugewinne nicht nur (wie üblich) der FPÖ, sondern auch der ÖVP ein wenig geschmälert wurden. Die ÖVP kommt auf 38,47 statt 38,61 Prozent am Wahlsonntag.

Peter Pilz bei der Wahlfeier seiner Liste im Schutzhaus auf der Schmelz in Wien (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
Peter Pilz bei der Wahlfeier seiner Liste im Schutzhaus auf der Schmelz in Wien

Liste Pilz in NÖ über Vier-Prozent-Marke
Die niederösterreichischen Briefwähler bescherten den Grünen nur einen schwachen Zuwachs von 0,2 Punkten - auf nunmehr 2,7 Prozent. Wesentlich besser kam in Niederösterreich die Liste Pilz an: Sie schaffte es mit der Briefwahlauszählung sogar über die Vier-Prozent-Marke. Das gelang ihr am Sonntag nur in Wien.

Niederösterreich hat allerdings - obwohl es das Land mit den meisten Wahlberechtigten ist - vergleichsweise wenig Wahlkarten ausgestellt, nämlich rund 145.000. In Wien waren es mehr als 200.000, und auch in Oberösterreich und der Steiermark war das Interesse an der Briefwahl größer als in Niederösterreich.

ÖVP überholt FPÖ in Wien
Die ÖVP hat in Wien mit der Auszählung der Briefwahl am Montag die FPÖ überholt. Die SPÖ ist aber weit voran Erste in der Bundeshauptstadt. Die Grünen konnten nicht so viel zulegen wie in Vorarlberg, sie bauten ihr Urnenwahl-Ergebnis in Wien um 0,56 Punkte auf 5,85 Prozent aus. Die ÖVP verbesserte sich mit den Briefwahlstimmen um fast einen Prozentpunkt, damit hat sie jetzt 21,54 Prozent - und die FPÖ fiel von 23,13 auf 21,45 Prozent zurück. Vierte in der Stadt ist die Liste Pilz mit 7,48 Prozent, die NEOS liegen mit 6,39 Prozentpunkten auf Rang 5.

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