Bereits seit Monaten beschäftigt der Skandal um einen österreichischen Springreiter die heimische Reitsportszene. Der aus dem Burgenland stammende Reiter war immer wieder damit aufgefallen, dass er seine Pferde - auch auf den Turnieren vor den Augen der Richter - gefährlich über Sprünge ritt. Das Video eines Rittes in Wiener Neustadt machte sogar internationale Schlagzeilen. Sanktionen durch den Bundesfachverband für Reiten und Fahren in Österreich (OEPS) hielten sich in Grenzen. Lediglich eine Sperre von drei Monaten wurde verhängt. Jetzt ist die Geschichte um ein unrühmliches Kapitel reicher ...
So hatte der besagte Springreiter bereits Anfang des Jahres bei einem Turnier im Magna Racino im niederösterreichischen Erbreichsdorf für Empörung gesorgt, als sich sein Pferd in einem Springbewerb schwer verletzte. Die anwesenden Turnierrichter stellten dem Reiter dafür eine Rote Karte, verbunden mit einer Geldstrafe, aus. Weitere Sanktionen blieben aber aus.
Der nächste Vorfall ereignete sich auf einem internationalen Springturnier in Wiener Neustadt im Juni 2017. Dabei trieb der Reiter sein Pferd so durch den Parcours, dass das Tier zahlreiche Hindernisse umwarf und sogar mehrfach verweigerte, weshalb der Reiter schließlich ausschied. Das Video des Skandalrittes machte im Internet schnell die Runde, internationale Pferdesportmedien fragten sich, was da in Österreich eigentlich los sei. Auch die anwesenden Funktionäre und Richter mussten sich den Vorwurf gefallen lassen, den Ritt nicht abgebrochen zu haben. Der Reiter erklärte anschließend in einem Statement, er wolle das Pferd für seine Tochter "ausbilden".
Video: Der Skandalritt in Wiener Neustadt
Blutendes Pferd soll sich losgerissen haben
Im August wurde schließlich auf dem Stallgelände des ASKÖ in der Wiener Freudenau, wo auch regelmäßig hochrangige Funktionäre des Wiener Landesfachverbandes für Reiten und Fahren ein und aus gehen, ein Pferd des Reiters mit zwei tiefen Fleischwunden und stark blutend aufgegriffen. Der Burgenländer hatte danach erklärt, er habe das Pferd an einen Baum festgebunden, weil er ohne Hilfe einen Sprung aufstellen wollte. Das Pferd habe sich daraufhin erschreckt und sich die Verletzungen bei seinem Fluchtversuch zugezogen.
Ob sich das tatsächlich so zugetragen hat, ist unklar, allerdings wurde in weiterer Folge Anzeige wegen Tierquälerei eingebracht. Ein Insider berichtete gegenüber krone.at, dass der Reiter bereits monatelang seine Pferde auf dem Areal immer wieder misshandelt habe. Zudem seien die Tiere in einem körperlich erbärmlichen Zustand gewesen: "Die Behörde hat hier versagt. Es war lange bekannt, was da passiert."
Pferde tagelang nicht versorgt
Trauriger Höhepunkt: Zu Beginn der Woche wurden dem Reiter vier halb verhungerte Pferde abgenommen. Der Stall war nachweislich tagelang versperrt gewesen, die Tiere nicht versorgt worden. Denn: Trotz des Vorfalls im August mussten die Tiere bei dem Burgenländer bleiben. Die Behörde sieht dennoch keine Versäumnisse: Es seien laufend Kontrollen durchgeführt worden, so Susanne Lorenz von der MA 60 zur "Krone".
Die Reitsportszene in Österreich ist klein, man kennt sich untereinander. Die breite Öffentlichkeit erinnert sich lediglich an Größen vergangener Tage wie Thomas Frühmann und Hugo Simon, ansonsten gilt die Randsportart Reiten hierzulande eher als elitär und zurückgezogen. Zwar muss auch gesagt werden, dass die überwiegende Mehrheit der (Turnier-)Reiter sich aufopfernd um ihre Pferde kümmert, doch ob man sich angesichts der öffentlichen Wahrnehmung einen derartigen Skandal leisten kann, sei dahingestellt. Und so muss sich wohl nicht nur die zuständige Magistratsbehörde, sondern auch der Reitsportverband die Frage gefallen lassen, warum man nicht früher gehandelt hat.
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