Es geht rund bei den Roten. Wenn sie sich noch in den Regierungspoker einbringen wollen, drängt die Zeit, denn zu Beginn der Woche wird ÖVP-Chef Sebastian Kurz wohl den Start von Koalitionsgesprächen mit der FPÖ bekannt geben.
Nachdem mittlerweile auch den Machtversessensten in der SPÖ klar ist, dass aus Rot-Blau nichts wird, bleibt als einzige Chance, doch noch in der Regierung mitzumischen, Türkis-Rot. Doch wer sagt's dem Kanzler? Das ist die Frage, die die Roten derzeit quält. Nämlich, dass er Platz machen soll. Für einen neuen Parteichef, der ein besseres Verhältnis zu Kurz hat. Gespräche für die Revolte laufen, ob diese auch tatsächlich kommt, ist im riesigen roten Chaos unklar.
Video: Kurz "sondiert" mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache
Kaum Strippenzieher, aber viele Passagiere
Die Zügel in der Hand hat in der SPÖ niemand, in der derzeitigen Situation sind alle eher Passagiere, denen nichts anderes übrig bleibt, als abzuwarten.
So auch Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil, der wohl der Einzige ist, der als roter Vizekanzler unter Kurz infrage kommt. Doskozil hat sich mit seinem schlecht getarnten Geheimtreffen mit ÖVP-Innenminister Wolfgang Sobotka mehr in die Nesseln als in die Regierung gesetzt. Außerdem wird er wohl ohne klares Signal des ÖVP-Chefs nicht ins Rampenlicht treten. Kern abzulösen und trotzdem in der Opposition gelandet zu sein, dürfte keine verlockende Aussicht sein. Die Entscheidung, wie es mit der SPÖ weitergehen soll, fällt spätestens am Montag bei der Sitzung des Präsidiums und des Vorstands.
Ein Gespräch, das man sich sparen könnte
Am Sonntag um 19 Uhr trifft Kern mit Kurz zu Sondierungsgesprächen zusammen. "Völlig sinnlos" und "Was sollen die beiden reden?", ist sowohl von der ÖVP als auch von der SPÖ zu hören. So mancher Rote wünscht sich, dass nicht Kern, sondern ein anderer Parteivertreter zu dem Treffen gehen würde.
Zur Verzweiflung kommt die Resignation
Je näher sich ÖVP und FPÖ kommen, desto größer wird bei der SPÖ die Verzweiflung. Bei vielen läuft eine hektische Jobsuche. Dass sich auch Christian Kern einen neuen Posten sucht, gilt als wahrscheinlich. Der gescheiterte rote Messias als Oppositionschef - das ist für viele schwer vorstellbar.
Doris Vettermann, Kronen Zeitung
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